Promi-Tipps für München und Bayern:Die Woche von Kerstin Holzer

Lesezeit: 3 min

Auf Basis bislang unveröffentlichter Quellen rekonstruiert Kerstin Holzer Monuka Manns Leben auf Capri. (Foto: Markus Tedeskino)

Die Autorin freut sich in der Woche vom 24. bis zum 30. April auf Lektüre von Kollegen, eine Fotoausstellung und einen Ausflug nach Wildbad Kreuth. Ein Gastbeitrag.

Herzzerreißend schön zu lesen sei das neue Buch, sagt Elke Heidenreich. Elektrisierend bis zur letzten Zeile, findet Frido Mann. Gemeint ist der aktuelle Roman der in München lebenden Autorin Kerstin Holzer, die sich nach dem Porträt über Elisabeth Mann Borghese (2003) nun einer weiteren Tochter von Thomas Mann widmet: " Monascella" beschreibt das Leben von Monika Mann, die als Sonderling galt und immer im Schatten ihrer schillernden Schwester stand. Holzer liest daraus am 9. Mai in Bad Tölz in der Buchhandlung Winzerer. Davor hat sie noch inspirierende andere Pläne.

Montag: Unterschätzte Frau

Die meisten kannten Thomas Manns unterschätzte Tochter Monika nur als "dummes Mönle". Was für ein Irrtum! (Foto: privat/dtv)

Seit ich mich vor zwei Jahren für ein Leben als freie Autorin entschieden habe, gibt es in meinem Alltag keine geregelten Geschäftszeiten mehr. Vorher habe ich für das Magazin "Madame" gearbeitet, und so schön das war (liebe Grüße!), ließ mein Terminkalender oft nur Fünf-Minuten-Pausen zwischen Updates und Meetings. Jetzt gibt es ganze Tage ohne Termine, so wie diesen Montag. Bevor Sie jetzt denken: "Das geht ja gut los!" - dafür habe ich gerade am Wochenende gearbeitet. Wobei ... war das "Arbeit", bei der "Unterhachinger Lesenacht" aus meinem aktuellen Buch vorzulesen? In "Monascella - Monika Mann und ihr Leben auf Capri" (dtv) erzähle ich von Thomas Manns unterschätzter Tochter Monika, die die meisten nur als "dummes Mönle" kennen. In der berühmten Schriftstellerfamilie galt sie als Sonderling, das Exil warf sie völlig aus der Bahn. Erst in den Fünfzigerjahren entdeckte sie den Sehnsuchtsort Capri für sich und fand dort, mit Mitte 40, ihre Stimme als Schriftstellerin, ein Zuhause und die Liebe. Ein spannendes Leben, voller tragischer und rührender Wendungen wie in einem Roman.

Dienstag: Der weibliche Blick

Inge Moraths Fotografie eines Lamas in New York am Times Square 1957. Die Ausstellung von Moraths Fotografien läuft noch bis 1. Mai im Kunstfoyer der Versicherungskammer. (Foto: Inge Morath/Magnum Photos/courtesy CLAIRbyKahn)

Wer sich wie ich für komplizierte Familiengeschichten und außerdem für Literatur und Kunst interessiert, sollte die Inge Morath-Retrospektive nicht verpassen. Die sehe ich mir heute an, denn sie läuft nur noch bis zum 1. Mai im Kunstfoyer der Versicherungskammer München. Morath war die erste Frau im illustren Kreis der Magnum-Fotografen, außerdem Gattin des Pulitzer-Preisträgers Arthur Miller (der mal mit Marilyn Monroe verheiratet war). Die gemeinsame Tochter Rebecca Miller ist Regisseurin, ihr Bruder aber, mit Down-Syndrom geboren, wurde in ein Heim gegeben, offenbar auf Arthur Millers Betreiben. Wenn ich Inge Moraths sensible, warme Porträts betrachte, frage ich mich, welches Opfer das für sie als Mutter bedeutet haben muss.

Mittwoch: Lektüre vom Lieblingsladen

Heute Abend sollte im Literaturhaus München, einer meiner Lieblingsadressen dieser Stadt, eigentlich Virginie Despentes gastieren, die man einerseits eine "pornografische Krawallfeministin" genannt und andererseits mit Balzac verglichen hat. Wenn das nicht interessant klingt, weiß ich auch nicht. Weil sie Künstlerin ist, hat sie sich leider die Freiheit genommen, für heute abzusagen. Zum Trost hole ich mir in der Schwabinger Buchhandlung Lehmkuhl ihr neues Werk "Liebes Arschloch", ein Sittengemälde über "Me Too" und Machtmissbrauch. Und außerdem "Noch wach?", brandneu von Benjamin von Stuckrad-Barre. Laut Hörensagen ist dies ein Enthüllungsroman über Machtmissbrauch in der Medienwelt - da bin ich wirklich gespannt.

Donnerstag: Griechische Gaumenfreuden

Das Ola Kala in der Kaiserstraße bietet moderne griechische Küche, etwa einen Oktopus-Spieß vom Grill in dieser Optik. (Foto: Robert Haas)

Heute feiert die luxemburgische Sterneköchin Léa Linster Geburtstag, also rufe ich sie an. Vor einigen Jahren habe ich gemeinsam mit ihr ihre Lebensgeschichte aufgeschrieben, seither halten wir Kontakt. Da ich selbst nicht leidenschaftlich gern koche, gehe ich ihr zu Ehren wenigstens gut essen, und zwar bei mir um die Ecke in Schwabing. Das Ola Kala in der Kaiserstraße serviert moderne griechische Küche (der gegrillte Oktopus!). Die Gastgeberin Christina und ihren Hund treffe ich manchmal im Park beim Gassigehen, dann träumen wir gemeinsam von unseren kykladischen Lieblingsinseln.

Freitag: Frühlingsgefühle

Apropos Gassi: Wie jeden Morgen gehe ich mit meiner Barsoihündin im wilden Nordteil des Englischen Gartens spazieren. Sie liebt es, mit ihren langen Beinen im Oberstmeisterjägerbach zu kneippen. In der Nähe des Amphitheaters wächst eine knorrige Weide quer über den Bach, dort ist es besonders schön. Danach: Endspurt vor dem Wochenende. Ich recherchiere gerade zu meinem neuen Buch, also sitze ich täglich am Schreibtisch.

Samstag: Spektakuläre Pools

Ein Wasserfall in der Kleinen Wolfsschlucht bei Wildbad Kreuth. (Foto: imago images/imagebroker)

Am Wochenende sind wir oft in Kreuth. In diesem stolzen Dorf südlich des Tegernsees machen Kermit-grüne Lamborghinis und Fußballstars null Eindruck, sehr sympathisch. Wir laufen von Wildbad Kreuth nach Siebenhütten, immer die Hofbauernweißach entlang. Schon hier gibt es Gumpen, und ein Stück weiter in der Kleinen Wolfsschlucht zu Füßen der Blauberge findet man dann spektakuläre Pools im ausgewaschenen Fels. Eine märchenhafte Landschaft. Auf dem Rückweg packt uns die Realität: Hunger. In der Herzoglichen Fischzucht holen wir Saibling-Semmeln, dann geht es zurück nach München. Morgen habe ich nämlich: so etwas wie einen Termin!

Sonntag: Brunch mit Swing

Und zwar den Jazzbrunch im Münchner Literaturhaus. In der Brasserie heißt es "Oskar Maria swingt": ein vergnügter, von Pariser Gypsy-Sound begleiteter und wegen der Eggs Benedict im "Oskar Maria" sehr leckerer Vormittag. "Kommet alle!", wie meine Freundin Marion Bösker-von Paucker, im Literaturhaus zuständig für unwiderstehliche Öffentlichkeitsarbeit, zu rufen pflegt.

Kerstin Holzer, geboren 1967, lebt als freie Autorin in München. Als Journalistin war sie zuletzt als stellvertretende Chefredakteurin des Magazins "Madame" tätig. Als Buchautorin verfasste sie ein Porträt über die luxemburgische Sterneköchin Lea Linster und die Spiegel-Bestseller "Elisabeth Mann Borgese - ein Lebensporträt" sowie "Monascella - Monika Mann und ihr Leben auf Capri".

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