30 Jahre Muffatwerk:"Mit Hip-Hop fing bei uns alles an"

Lesezeit: 2 min

Mit Hip-Hop fing im Muffatwerk vor 30 Jahren alles an, da darf er auch beim Jubiläum zum 30. nicht fehlen. Am Freitagabend auf der Bühne: Rapperin Die P. (Foto: Florian Peljak)

14 350 Events mit mehr als 5000 Künstlern: Das Muffatwerk feiert 30-jähriges Bestehen und blickt zurück auf Weltstars, wackelige Livestreams und Skeptiker, die zu Freunden wurden.

Von Franz Kotteder

Den weitesten Weg hatte Amadou Fall Ba. Er kam direkt aus der senegalesischen Hauptstadt Dakar ins Muffatwerk. Daheim ist er Leiter eines Kulturhauses und Gründer einer Hip-Hop-Akademie, die junge Senegalesen zu Musikern ausbildet. In der Münchner Muffathalle hat er schon öfter selbst veranstaltet, und deshalb ist er jetzt auch zum offiziellen Empfang anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Kultureinrichtung gekommen. Ebenso wie gut 200 andere - eine bunte Mischung aus Stadtpolitikern, Verwaltungsmenschen, Künstlerinnen und Künstlern, Kulturmanagern und vielen Freunden des Hauses.

Sie versammeln sich am Freitagabend im Ampere, der kleineren Location neben der großen Muffathalle. Dort nämlich präsentiert die Münchner Hip-Hop-Combo Main Concept, selbst auch schon 33 Jahre alt, bis fünf Uhr früh feinsten Hip-Hop mit ungefähr 20 Gast-DJs. "Mit Hip-Hop fing bei uns alles an", sagt Muffat-Chef Dietmar Lupfer, "das war anfangs eines unserer wichtigsten Standbeine."

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) staunt in ihrer Ansprache immer noch ein bisschen, wie es ein paar Kulturstadträte vor mehr als 30 Jahren geschafft hatten, "ein Zentrum zur Förderung einer jungen Kulturszene mitten im Zentrum und mit dauerhafter Perspektive" durchzusetzen. Hundert Jahre zuvor, 1893, sei das Muffatwerk zum ersten innerstädtischen Elektrizitätswerk ausgebaut worden, "eine Menge Energie ist hier auch heute noch spürbar".

Die beiden Leiter, Christian Waggershauser und Dietmar Lupfer, die sich damals mit ihrem Konzept sogar gegen den von BMW mitgetragenen Kulturverein Spielmotor als aussichtsreichster Träger durchsetzten, führen das Haus heute noch. "Es strahlt seit 30 Jahren weit über München hinaus", sagt Habenschaden.

Sogar Amy Winehouse und Jane Birkin spielten hier

14 350 Veranstaltungen mit mehr als 5000 Künstlern aus 128 Ländern hätten hier seitdem stattgefunden, Amy Winehouse und Jane Birkin seien aufgetreten. Die Tanzwerkstatt Europa und das Literaturfestival Wortspiele gehörten zu Habenschadens persönlichen Highlights. "Aber man kann das Muffatwerk nur richtig feiern, indem man hier richtig feiert! Und nicht nach dem offiziellen Teil gleich wieder verschwindet."

"Eine Menge Energie ist hier auch heute noch spürbar", sagte Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden bei der 30-Jahr-Feier des Muffatwerks - hier umrahmt von den Gründern Christian Waggershauser (links) und Dietmar Lupfer. (Foto: Franz Kotteder)

Man nimmt sie beim Wort; die Bürgermeisterin geht mit gutem Beispiel voran und sitzt sogar einen Wolkenbruch unter einem Biergartenschirm vor dem Ampere aus, zusammen mit anderen Stadträtinnen und Stadträten, heutigen und ehemaligen. Unter ihnen sind Monika Renner und Klaus Peter Rupp (SPD) sowie Franz Forchheimer, ehemaliger CSU-Kulturstadtrat, der in wenigen Tagen seinen 90. Geburtstag feiert. Vor 30 Jahren war er noch eher skeptisch gewesen, was das Nutzungskonzept für die Halle anging. Bald aber änderte er seine Meinung, und seinen Abschied vom Stadtrat feierte er dann sogar im Muffatwerk.

Zu den anderen Gästen zählen etwa die Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer (Grüne) und Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts. Der prominenteste Gast des Abends ist wohl Julian Nida-Rümelin, ehemaliger Staatsminister für Kultur und Medien, emeritierter Philosophieprofessor und früherer Münchner Kulturreferent. Er erscheint mit seiner Frau, der Schriftstellerin Nathalie Weidenfeld. Dietmar Lupfer hatte daran erinnert, dass das Muffatwerk 1998 erstmals zu "Philosophischen Nachtgesprächen" mit ihm eingeladen hatte, "sogar live gestreamt, mit 64k!" Ja, sagt Nida-Rümelin: "Wir bekamen tatsächlich Feedback aus dem Netz." Für ihn ist das Muffatwerk bis heute "der vielfältigste Kunstort Münchens und der einzige, der alle Generationen zusammenbringt".

An diesem Abend klappt das allerdings nur bedingt. Zwar dürfen die geladenen Gäste jederzeit vom Ampere in die große Muffathalle rüberwechseln, hatte Christian Waggershauser betont. Wenn wir's aber richtig sehen, blieb dort die Generation unter 35 dann doch eher unter sich.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSommerfest im Promi-Club
:Zeiten ändern dich, P1

Beim Sommerfest trifft sich nicht wie früher exklusiv die München-Society. Über einen Abend, der den Wandel des Kult-Clubs knallbunt belegt.

Von Stefanie Witterauf

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: