Landtagswahl in Bayern:Freistaat will Isarflussbad unterstützen

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Ganz rein wollten Bürgermeister Josef Schmid und Ministerpräsident Markus Söder dann doch nicht. (Foto: Robert Haas)
  • Kurz vor der Landtagswahl verspricht Ministerpräsident Markus Söder finanzielle Unterstützung für das von der CSU geforderte Isarflussbad.
  • Das Projekt auf Höhe der Museumsinsel wird auch von Grünen und FDP befürwortet.
  • Die SPD jedoch hält eine solche Investition für nicht sinnvoll. Sie möchte in ein neues Familienbad investieren.

Von Dominik Hutter

Nein, ins Wasser springen wollte keiner - so groß war die Liebe zu Isarflussbad und Wahlkampf dann doch nicht. Dabei lagen auf dem eigens aufgebauten und mit Baumzweigen geschmückten Steg Handtücher bereit. Ein Sonnenschirm und ein Kübel mit eisgekühlten Getränken verhießen strandtypische Behaglichkeit. Auf Bitten der Pressefotografen hielten Ministerpräsident Markus Söder und Bürgermeister Josef Schmid (beide CSU) dann zumindest ihre Füße ins träge vorbeiströmende Isarwasser.

Umweltminister Marcel Huber, Münchens Umweltreferentin Stephanie Jacobs sowie der CSU-Landtagskandidat Hans Theiss taten es ihnen nach - ein großer Aufmarsch für ein Thema, das doch eigentlich auf der kommunalen Ebene spielt. Aber Söder hatte Geschenke im Gepäck: Der Freistaat finde das geplante Isarflussbad nicht nur ganz toll. Man werde auch einen finanziellen Beitrag und Unterstützung bei der Genehmigung leisten. Eine Summe nannte der Ministerpräsident nicht. Der Obolus werde aber "substantiell" sein.

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Damit habe sich ein "entscheidendes Argument" gegen das Flussbad, nämlich die Kosten, relativiert, freute sich Schmid, der im Herbst ins Maximilianeum wechseln will. Minister Huber nannte auch schon den Herkunftsort des versprochenen Geldsegens: das für derartige Zwecke ausgestaltete Gewässeraktionsprogramm 2030. Wobei die Jahreszahl, wie Söder schmunzelnd versichert, den Schlusspunkt der Laufzeit kennzeichnet und nicht etwa den Starttermin. 10 bis 19 Millionen Euro kostet das Isarflussbad auf Höhe der Museumsinsel, das neben der CSU auch Grüne und FDP befürworten. Endgültig beschlossen hat der Stadtrat das Projekt noch nicht. Erst soll eine vertiefende Untersuchung die Detailfragen klären, die Haftung bei Unfällen etwa oder das Betreiberkonzept. Dann berät das Rathaus erneut.

Ob das Söder-Geschenk dabei eine entscheidende Rolle spielt, ist offen - das Flussbad ist in München nicht nur wegen der Kosten umstritten. Die SPD reagierte am Dienstag sofort auf die CSU-Aktion an der Isar und erinnerte daran, dass im aufwendig renaturierten Fluss schon heute ohne Eintritt und ohne abgesperrte Bereiche gebadet werden könne. Wegen der Wassertemperaturen sei ein Flussbad wohl nur an maximal 65 Tagen im Jahr nutzbar. Ein Isarflussbad bedeute: "Kommerzialisierung der Isar statt freiem Zugang für alle", nennt das der SPD-Landtagskandidat Florian von Brunn.

Die SPD will die Isarsause durch ein Alternativprojekt kippen, dessen Prüfung die Rathausfraktion bereits offiziell beantragt hat: ein neues Familienbad, das auch für weniger geübte oder leicht frierende Schwimmer nutzbar ist. Bei der Entscheidung zwischen dem Flussbad mit seiner oft zweifelhaften Wasserqualität, den gebirgstypischen Temperaturen und der zuweilen heftigen Strömung werde sich der Stadtrat dann für die familientaugliche Variante entscheiden. Hofft zumindest die SPD.

Ohnehin war 2018 der Sommer der Münchner Bäder. Denn die Rathausparteien haben neben dem Isarflussbad und dem neuen Familienbad noch zwei weitere Pool-Adressen in die Debatte geworfen: die Veteranen Allacher Sommerbad und Floriansmühle, die einst feste Bestandteile der Münchner Freibadszene waren. Von beiden ist allerdings nicht mehr viel übrig. Anstelle des 2009 geschlossenen und anschließend abgebrochenen Bades an der Eversbuschstraße in Allach befindet sich heute ein kleiner Park mit eigens umgeleitetem Seitenarm der Würm.

Einst waren es nicht genügend Besucher

Rein planungsrechtlich könnten die Becken wiedererrichtet werden, berichtet Thorsten Vogel, der Sprecher des Planungsreferats. Laut Bebauungsplan sei das Areal weiterhin als Freibad gewidmet. Wie groß das Interesse des früheren Betreibers Stadtwerke ist, ist offen: Das Sommerbad Allach wurde einst aufgegeben, weil die Besucherzahlen die notwendig gewordene Sanierung nicht rechtfertigten.

Schmid, selbst Allacher und schon als Kind Gast im Sommerbad, fühlt sich durch die Debatte in seinen früheren Argumenten bestätigt - der Schließung 2009 war eine jahrelange Debatte um die Freizeiteinrichtung vorausgegangen. Schon damals habe man gewusst, wie viel in der näheren Umgebung gebaut werde, erinnert der CSU-Politiker.

Die Floriansmühle in Freimann wurde dagegen schon 1989 geschlossen. Von dem privat betriebenen und mit alten Holzumkleiden gesäumten Bad steht mit Ausnahme des Kassenhäuschens nichts mehr. Sowohl die Grünen wie auch die SPD könnten sich eine Revitalisierung vorstellen. Das Gelände sollte einst zum Sportpark für Mitarbeiter der Hypo-Bank werden, steht aber bis heute leer. Das Planungsreferat prüft, ob ein neues Bad möglich ist - aktuell deckt das Areal den zusätzlichen Grünflächenbedarf, der durch ein neues Wohnviertel gleich nebenan entsteht.

Bisher steht in den Plänen der Stadtwerke erst einmal die Sanierung des Georgenschwaigbades an. Diese Nordschwabinger Institution war jahrelang von der Schließung bedroht, diese Pläne sind allerdings vom Tisch. Das städtische Bäderkonzept aus den Neunzigerjahren, das inzwischen überarbeitet wurde, sah noch die Schließung von drei Freibädern vor: Neben der Georgenschwaige waren dies Maria Einsiedel - und eben das Allacher Sommerbad.

© SZ vom 29.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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