Ausbau der S 4 im Münchner Westen:Das vierte Gleis rückt näher

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Verkehrs- und Umweltverbände fordern seit Jahren den viergleisigen Ausbau der S4. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der "Deutschlandtakt" sieht einen Ausbau der S4 von Pasing bis Eichenau vor. Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer hatte sich bisher für eine Variante mit drei Schienen ausgesprochen - nun rückt sie von ihrer Position ab.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Staatsregierung konkretisiert ihre Pläne zum Ausbau der S 4. "Infolge der geänderten Rahmenbedingungen halte ich es unbestritten für die beste und vorausschauendste Lösung, die Strecke zwischen Pasing und Eichenau viergleisig gleich auszubauen", teilt Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) mit. Ihr bisheriger Plan, erst einmal nur ein drittes Gleis verlegen zu lassen, aber Bahnsteige, Brücken und Unterführungen so zu bauen, dass eine vierte Trasse später ergänzt werden kann, scheint damit vom Tisch. Nach jahrelanger Kritik von Verkehrs- und Umweltverbänden, der Bürgerinitiative "S 4-Ausbau jetzt" sowie der Opposition, die den dreigleisigen Ausbau immer als unzureichend abgelehnt hatten, gibt die CSU-geführte Landesregierung nun also nach.

"Die aktuellen Planungen sollen an den jetzt vom Bund im Rahmen des Deutschlandtaktes vorgesehenen viergleisigen Ausbau angepasst werden", sagt ein Sprecher des Ministeriums der SZ. Dafür würden derzeit Gespräche mit dem Bund geführt. Schreyer wolle dabei weitere Verzögerungen vermeiden. "Es muss sichergestellt sein, dass ein viergleisiger Ausbau im gemeinsam zwischen Deutscher Bahn und Freistaat angestrebten Zeitfenster realisiert werden kann", sagt der Sprecher.

Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) will nun doch einen viergleisigen Ausbau für die S 4 und nimmt den Bund in die Pflicht. (Foto: Tobias Hase/dpa)

Auf die Frage, warum CSU und Freie Wähler vor einer Woche im Landtag einen Antrag der Grünen abgelehnt hatten, der das gleiche Ziel verfolgte, erklärte er: "Die Verantwortung für den Ausbau der Schieneninfrastruktur liegt beim Bund. Zudem hat sich die Staatsregierung schon immer für einen viergleisigen Ausbau eingesetzt. Vor diesem Hintergrund war der Antrag nicht sachgerecht." Schreyer hatte von Schaufensteranträgen gesprochen.

Ursprünglich war ein viergleisiger Ausbau bis Buchenau vorgesehen, im Mai 2014 erklärte Innenminister Joachim Herrmann (CSU), damals für den Verkehr zuständig, drei Gleise bis Eichenau seien genug. Das dritte Gleis sollte sogar so verlegt werden, dass kein Platz für eine vierte Trasse geblieben wäre. Seitdem hagelte es Proteste, schließlich sagte der damalige Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) im Herbst 2019 eine neue Machbarkeitsstudie zur Viergleisigkeit zu. Die ist zwar angeblich noch nicht fertig, aber seine Nachfolgerin Schreyer präsentierte im März 2021 als Ergebnis, dass die Staatsregierung einen "aufwärtskompatiblen" dreigleisigen Ausbau verfolge.

Hintergrund sei gewesen, dass die Zahlen bei der Prognose bis 2030 für eine Bundesförderung nicht ausreichend waren, erklärte die Ministerin Schreyer jetzt dazu. Aus ihrer Sicht liegt der Ball jetzt beim Bundesverkehrsministerium, denn die Aufnahme der Strecke in den Deutschlandtakt bedeutet, dass sich der Bund finanziell beteiligt. "Der Bund muss liefern", sagt Schreyer.

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Der Sprecher des bayerischen Verkehrsministeriums erklärte, dass die Bahn AG Kosten in Höhe von rund 700 Millionen Euro für einen dreigleisigen aufwärtskompatiblen Ausbau zwischen Pasing und Eichenau einschließlich dem Umbau in Pasing erwartete. Über den Preis für einen viergleisigen Ausbau lägen noch keine Angaben vor, über den Anteil des Bundes müsse noch gesprochen werden.

Druck kommt auch aus der Schweiz, die einen viergleisigen Ausbau für notwendig hält, um den Fernverkehr zu verbessern, etwa einen Stundentakt des Eurocity Zürich-München. Die Regierung hat eine Studie über die Infrastruktur in Auftrag gegeben und führt ebenfalls Gespräche mit dem Bundesverkehrsministerium in Berlin.

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