Es war ein lange gehegter Traum des SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Schrodi, jetzt konnte er ihn endlich umsetzen: Am Montagabend leitete der 44-Jährige, im Beisein des 1860-Präsidenten Robert Reisinger und des Vizepräsidenten Hans Sitzberger den Fanklub "Bundestagslöwen", der aus aktuellen und ehemaligen Abgeordneten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bundestages besteht.
Die 16 Gründungsmitglieder bilden quasi eine Große Koalition, denn mit Ausnahme der AfD sind alle Fraktionen vertreten. Schrodi wurde einstimmig zum Vorsitzenden gewählt. Wegen der Pandemie war die Gründung mehrmals verschoben worden, zum Anlass wurde jetzt das Drittliga-Spiel der Sechziger am vergangenen Freitag bei Viktoria Berlin (2:0), das Schrodi von der Fankurve aus verfolgte. Dort hing auch erstmals die neue Zaunfahne der Bundestagslöwen.
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"Wir durchleben gerade politisch unruhige Zeiten", sagte Schrodi zu Beginn der Gründungssitzung, "und natürlich haben wir uns die Frage gestellt: Darf man in diesen Zeiten auch fröhlich sein, auch mal mit schönen und anderen Dingen beschäftigen - wir denken ja", zumal sich auch der Verein stark für ukrainische Flüchtlinge engagiere und auch auf diesem Wege das Thema nicht vergessen werde.
Für den politisch roten Schrodi, der die Bundestagslöwen für "den einzigen relevanten bayerischen Fanklub im Bundestag" hält, ist 1860 München seit jeher eine Herzensangelegenheit. Zur Sitzung am Montagabend im Paul-Löbe-Haus trug er jenes Trikot seines Onkels Schorsch Metzger, das dieser zu einem legendären Aufstiegsspiel 1977 in Bielefeld trug. Darüber hinaus kann Schrodi selbst auf eine lange Fußballerkarriere zurückblicken, er spielte unter anderem für den FC Pipinsried und den SC Fürstenfeldbruck.
Außergewöhnliche Karriere:Meisterlöwe und Weltenbummler
Mit dem TSV 1860 München wurde Bernd Patzke 1966 deutscher Meister, mit der Nationalmannschaft spielte er im Maracanã-Stadion gegen Brasilien, das Wembley-Tor erlebte er von der Ersatzbank aus. Die Abenteuer kamen hinterher.
Der Puchheimer Comedian und "Edelfan" (Schrodi) Simon Pearce war ebenfalls nach Berlin gereist und las aus seinem eigenen Buch ein Kapitel darüber vor, wie er einst in einer Trambahn zum 1860-Anhänger konditioniert wurde. Der Abgeordnete Erhard Grundl von Bündnis 90/Die Grünen sprach von einem "epochalen Ereignis", der CSU-Abgeordnete Erich Irlstorfer, ebenfalls Gründungsmitglied, bedankte sich bei Schrodi für die Fanklub-Idee und hob hervor, dass man das große soziale Engagement des Fußballvereins im Fanklub fortführen wolle.
Grundsätzlich will der Fanklub aber eben auch die Fankultur pflegen. Geplant sind gemeinsame Besuche von Heim- und Auswärtsspielen oder Zusammenkünfte im Kreuzberger Gasthaus Valentin, wo der Berliner Löwenfanclubs "Hauptstadtlöwen" seine Heimat hat.
"In den politischen Ideen getrennt, in der Farbe vereint", so fasste Präsident Reisinger das Treffen zusammen. Und überreichte Schrodi das allererste Geschenk: ein signiertes Trikot des zurzeit so erfolgreichen Angreifers Marcel Bär, passend zum Wappentier der Bundeshauptstadt. "Wir sind jetzt 16 Gründungsmitglieder, aber wir wollen natürlich weiter wachsen", sagte Schrodi zum Abschluss. Der Mitgliedsbeitrag wurde selbstverständlich auf 18,60 Euro festgelegt.