3. Liga:Neues Löwen-Muster

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Halbhoch ins Glück: Marcel Bär verwandelt den an Stefan Lex verursachten Elfmeter sicher und stellt damit den 2:0-Endstand bei Viktoria Berlin her. (Foto: Imago)

Wie schon gegen Verl schießt der TSV 1860 München in der ersten Spielhälfte zwei Tore und bringt auch bei Viktoria Berlin den Sieg souverän über die Zeit.

Von Christoph Leischwitz

Bloß nicht darüber nachdenken, was jetzt passieren könnte. "Jede Woche dasselbe mit euch", sagte Marcel Bär lachend bei Magentasport. Der Angreifer war am Freitagabend mal wieder gefragt worden, ob jetzt noch zu rechnen sei mit dem TSV 1860 München in Sachen Aufstieg. So ist das bei den Löwen: Entweder spielen sie eine verkorkste Saison, weil der Abstand zur Drittliga-Tabellenspitze größer geworden ist, oder sie spielen um den Aufstieg. "Wir machen uns jetzt gar keinen Druck, das ist vielleicht unser Erfolgsrezept" verriet der Angreifer dann noch, der auch diesmal wieder einen Treffer beim 2:0 (2:0)-Erfolg bei Viktoria Berlin beigetragen hatte. "Die Defensivleistung war sehr gut heute, ich kann mich an keine Chancen von Viktoria in der zweiten Halbzeit erinnern. Wir hätten sechs, sieben, acht Tore schießen können", freute und ärgerte sich Trainer Michael Köllner zugleich, doch die Freude nach dem vierten Sieg in Serie überwog natürlich.

Besser hätten die in dunkelblau spielenden Löwen gegen die hellblauen Berliner nicht starten können, schon nach knapp drei Minuten lag der Ball im Tor der Gastgeber - dabei hatte Erik Tallig von der rechten Seite eigentlich in den Innenraum passen wollen. Der Ball prallte aber am Fuß von Viktoria-Kapitän Björn Jopek ab und kullerte ins nahe Eck. Sehr zur Freude der 1700 mitgereisten Löwen-Fans, die damit die Hälfte der gesamten Kulisse in Berlin bildeten. Die Gastgeber, die zum letzten Mal am 30. Oktober ein Heimspiel gewonnen hatten, gaben sich zunächst unbeeindruckt, blieben aber mit ihren Abschlüssen glücklos. Die Sechziger hingegen konnten dank der frühen Führung fast vom Start weg ihre Stärken ausspielen: Sie hielten sich nicht mit langen Ballbesitzphasen auf, sondern konterten im fremden Stadion immer wieder schnell und schnörkellos.

Nur die Chancenverwertung und kleine Unsicherheiten bei Berliner Standards sind bei den Löwen zu bemängeln

Nach einem präzisen Doppelpass zwischen Stefan Lex und Richard Neudecker kam Merveille Biankadi frei im Strafraum zum Schuss, der allerdings geblockt wurde (12.). Besonders Lex war an fast allen Offensivaktionen beteiligt und dürfte mit schmerzenden Beinen in die Kabine gegangen sein, der Kapitän wurde oft gefoult. So auch in der 20. Minute, als er im gegnerischen Strafraum den Torschuss verzögerte und von Lukas Pincker per Grätsche äußerst unsanft zu Fall gebracht wurde. Noch in derselben Spielminute verwandelte Marcel Bär den fälligen Strafstoß lässig hoch in die Mitte des Tores. Eigentlich schienen die Sechziger nun alles im Griff zu haben, Torwart Marco Hiller allerdings nicht. Ein Schuss aus spitzem Winkel von Moritz Seiffert rutschte dem Keeper über die Fingerkuppen, der Ball flog nur knapp am Pfosten vorbei zur Ecke. Gleich nach dem fälligen Eckball der nächste Konter der Sechziger, doch ein vermeintliches Foul an Biankadi wurde nicht abgepfiffen. Wiederum eine Minute später vergab Lex aus kurzer Distanz nach einer butterweichen Flanke von Neudecker. Es war ein souveräner Auftritt der Löwen, mit zwei Schwächen bis zur Pause: kleinere Unsicherheiten bei Berliner Standardsituationen, mangelhafte Chancenverwertung.

Im nächsten Spiel gegen Mannheim wird Stefan Lex fehlen, der Mittelfeldmotor sah seine fünfte gelbe Karte

Entschieden war das Spiel dann auch noch lange nicht, weil Biankadi nach dem Seitenwechsel seine nächsten beiden Hochkaräter vergab (48., 68.). Spannend wurde es allerdings auch nicht mehr, weil die Sechziger den abstiegsbedrohten Gegner geschickt vom eigenen Tor fernhielten. Weil auch die eingewechselten Kevin Goden und Fabian Greilinger in der Schlussminute zwei Riesenchancen liegen ließen, erinnerte das Spiel letztlich auch im Ergebnis an die Partie davor. Da wurde im SC Verl ebenfalls eine Mannschaft, die gegen den Abstieg spielt, mit zwei Toren vor der Pause bezwungen und dann weitgehend chancenlos gehalten. Im nächsten Spiel am Sonntag in einer Woche gegen Waldhof Mannheim wird allerdings Stefan Lex fehlen, der wegen einer vermeintlichen Schwalbe im Berliner Strafraum seine fünfte gelbe Karte sah (73.).

Bereits vor dem Spiel war 1860-Geschäftsführer Günther Gorenzel noch einmal auf die Tabellensituation angesprochen worden für den Fall, dass der insolvenzbedrohte Rivale Türkgücü aus der Wertung genommen wird. "Auch wenn wir davon profitieren würden, für das Renommee der Liga ist es eine Katastrophe." Der DFB müsse mehr Sorgfaltspflicht an den Tag legen, um Vereinspleiten künftig zu vermeiden.

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