Fünf für München:Frieden und Queerness

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Fritz Voggenreiter aka Freez ist nun auch Veranstalter. (Foto: privat)

Der Rapper und Comedian Freez organisiert ein Abschieds-Festival, Ayzit Bostan lädt in ihren Palast und Heidi Manzolt ehrt Eleonore Romberg - die Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Sabine Buchwald, Sonja Niesmann und Stefanie Witterauf

Der Comedian

Im Juli ist für Fritz "Freez" Voggenreiter, 45, erstmal Schluss mit lustig. Der ehemalige Rapper und DJ ist als Comedian selbst zum Veranstalter geworden. Ein halbes Jahr hat er zwischen Stachus und Hauptbahnhof, in der Schützenstraße 17, den "Urban Comedy Club" aufgezogen. Nun läuft der Mietvertrag aus, das Gebäude soll abgerissen werden und Freez, so ist Voggenreiters Künstlername, schon auf der Suche nach einem Ersatz. "Zwei Locations sind im Gespräch", verrät er, wo der der Comedyclub landen wird, sei noch nicht sicher. Aber dass es mit ihm weitergeht, das sei klar. In der Schützenstraße wurde die ehemalige Apotheke, in welcher der Urban Comedy Club bisher zu finden war, zu einem Zuhause für die Szene, aber auch Anlaufpunkt für Gäste aus dem ganzen Land. Aufgetreten sind von professionellen Witze-Erzählern über Impro-Meister auch absolute Beginner an Open-Mic-Abenden. Fast täglich gab es Programm. Meist kostenlos.

"Stand-Up-Comedy ist eine unterschätzte Kunstrichtung", findet Freez. "Hinter einem Auftritt steckt viel Arbeit, damit es am Ende leicht aussieht." Anders als bei vielen Disziplinen lassen sich die Auftritte nicht alleine vorm Spiegel proben. Ob etwas ankommt, lässt sich nicht planen. Das sei hart. "Wer scheitert, scheitert vor Publikum", sagt Freez. "Bisher wurde die Stand-Up-Szene in München nur belächelt." Dabei sei es die zweitgrößte in ganz Deutschland, gleich nach Berlin, was die wenigsten wüssten. Der Abschied von der Schützenstraße wird mit dem Closing-Festival "Die lange Nacht der Stand-Up-Comedy" vom 29. Juni bis zum 1. Juli gefeiert. Geplant sind 14 Shows an drei Tagen und mit etwa 60 Comedians aus München und Deutschland.

Die Pazifisten

Die Künstler Michael Heininger (links) und Wolfram Kastner bei der Präsentation ihrer Arbeiten. (Foto: Hartmut Pöstges)

Sie fühlen sich dezidiert pazifistischen Positionen verpflichtet, der Karikaturist Michael Heininger und der Aktionskünstler Wolfram P. Kastner. Zusammen geben sie eine kleine Zeitung namens "Zorn" heraus, deren dritte Ausgabe sie am Dienstag, 13. Juni, 19 Uhr, im Neuhauser Richelbräu an der Richelstraße 26 vorstellen. "Aufrührerisch, provokativ, unausgewogen, anarchisch, boshaft, exzessiv, lustbetont, linksradikal" wollen sie sein, erklären die beiden Künstler. Anregungen zur Zorn-Zeitung haben ihnen, unter anderem, geliefert: "Herr Putin, Frau Baerbock, Erich Maria Remarque, Marie-Agnes Strack-Zimmermann."

Die Teigkneterin

Gülcan Turna bei einer Performance. (Foto: Klaus Erich Dietl)

Die Rathausgalerie hat Ayzit Bostan mit einer Installation zu ihrem Reich gemacht. Nun lädt die Münchner Designerin und Künstlerin in den "Ayzit Bostan Palast" zu einem Event ein, bei dem Kulinarik und Kultur zusammentreffen. Am Samstag, 17. Juni, von 15 Uhr an backt die türkische Performance-Künstlerin Gülcan Turna im Ausstellungsraum Gözleme, gefüllte Fladenbrote aus handgeknetetem Teig. Turna ist in Friedrichshafen geboren, in der Türkei aufgewachsen und hat an der Kunstakademie in München studiert. Das Rezept hat Turna von ihrer Mutter und Großmutter, die ihr beigebracht haben zu backen. "Sie würden es viel besser machen", sagt Turna und lacht. Aber schmecken würden ihre Gözleme auch, verspricht sie. Das Publikum ist eingeladen mitzubacken, den Fladen selbst mit einem Oklava-Teigholz auszurollen und zu befüllen. Entweder mit gekochten Kartoffeln und Lauch oder mit Spinat und Schafskäse Dazu wird türkischer Tee gereicht. Im Anschluss legt Ayzit Bostan Musik auf. Zum DJ-Set gibt es dann keinen Tee mehr, sondern Drinks.

Die Frauenbewegte

Heidi Meinzolt, Friedensaktivistin und frühere Gymnasiallehrerin, hat ein Buch über Eleonore Romberg herausgebracht. (Foto: privat)

Eleonore Romberg hatte viele Rollen. Sie war ehrgeizige Tochter, kluge Professorin, rege Politikerin und kämpferische Friedensaktivistin. Am 19. Juni jährt sich ihr Geburtstag zum 100. Mal. Anlass für Heidi Meinzolt, 70, an die Münchner Soziologin zu erinnern. Zusammen mit Adelheid Schmidt-Thomé hat sie ein Buch mit Essays zusammengestellt, in dem Weggefährtinnen von Romberg und deren "Leben für Frieden und Freiheit" - so der Titel des Buches - erzählen. Zu finden sind Texte der Menschenrechtsexpertin Barbara Lochbihler, des ehemaligen Landtagsabgeordneten Hans-Günther Schramm und von Meinzolt selbst. Sie beschreibt etwa Rombergs Engagement in der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF/englisch WILPF), deren Arbeit für die Grünen im Landtag, deren Mitglied sie von 1986 bis 1990 war und ihr Leben.

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Romberg wuchs in einfachen Verhältnissen in München auf, erkrankte im Alter von zwölf Jahren an Kinderlähmung, holte 1960 ihr Abitur nach und studierte im Anschluss Soziologie. Von 1968 bis 1983 war sie Dozentin an der Katholischen Stiftungsfachhochschule für Sozialwesen in der Preysingstraße. Dort wird am Montag, 19. Juni, 18 Uhr, das Buch über Romberg vorgestellt. Am 20. Juni gibt es einen Nachbarschaftstreff in der nach ihr benannten Straße in Sendling. "Es ist wichtig, Frauen sichtbar zu machen, die Beiträge für das gesellschaftliche Leben und den Zusammenhalt der Menschen geleistet haben - und damit Geschichte geschrieben haben", sagt Heidi Meinzolt. Romberg habe dies in einer herausragenden Weise getan. Auch die ehemalige Gymnasiallehrerin engagiert sich in der Frauenliga und betont: "Für mich war Romberg eine wichtige Mentorin."

Der Veranstalter

Peter Fleming, der ehemalige Betreiber des Techno-Clubs Harry Klein. (Foto: Florian Peljak)

Das "Garry Klein" hat ein neues Zuhause gefunden. Nun findet die queere Clubnacht mit elektronischer Musik am Mittwoch in der "Roten Sonne" statt. Verantwortlich bleibt Peter Fleming, der sich freut, dass er mit seiner Lieblingsveranstaltung weitermachen kann. Er habe sogar die freie Auswahl gehabt, denn um die beliebte Veranstaltung unter der Woche haben sich einige Locations beworben. Gerade wurde sein Club "Harry Klein" in der Sonnenstraße geschlossen. München brauche queere Orte, denn sie seien sichere Orte für die LGBTIQ-Community: "Das ist für eine funktionierende diverse Stadtkultur wichtig", sagt Peter Fleming.

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SZ PlusMünchner Clubszene
:Tschüss, Techno-Tempel!

Das Harry Klein macht zu, diesmal endgültig. Noch einmal eine Party, ein paar Tränen fließen. Nur Besitzer Peter Fleming sagt: "Ich bin nicht so ein Vergangenheitsmensch." Eindrücke von den letzten Stunden in der Sonnenstraße 8.

Von Linus Freymark

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