Landkreis Freising:Bayerns vermutlich buckligster Radweg

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Ein wenig befremdlich mutet der Radweg an, den der Landkreis Freising von Kirchdorf Richtung Burghausen durch das Ampertal baut. (Foto: Marco Einfeldt)

Fünf Hügelchen auf 500 Metern Länge: Bei Kirchdorf an der Amper ist eine kuriose Strecke asphaltiert worden - wegen eines Planungsfehlers im Landratsamt.

Von Thilo Schröder, Kirchdorf

Einen Radlweg mit mehreren Kuppeln, der ungewollt eher einem Hindernisparcours gleicht: Das gibt es mutmaßlich nur in Kirchdorf an der Amper. Zwischen Netto-Filiale und Amperbrücke, Richtung des Ortsteils Burghausen, zeichnen sich auf dem derzeit im Bau befindlichen Wegabschnitt auf etwa 500 Metern fünf kleine Erhöhungen im Belag ab. Hintergrund ist ein Planungsfehler seitens des Freisinger Landratsamts. Das hat Sanierungsarbeiten in dem Bereich zum Anlass genommen, einen Geh- und Radweg neben der Kreisstraße FS 8 anzulegen, um so das Radwegenetz im Landkreis zu erweitern. Und hat dabei eine entscheidende Komponente vergessen.

Bei den Planungen sei "zu spät aufgefallen", dass der durchgehend tiefer als die Straße angedachte Weg die Zufahrt auf angrenzende Felder erschwert hätte, sagt Landratsamtsprecher Robert Stangl. "Die Zufahrten wären dadurch zu steil geworden." Da die Felder senkrecht zur Straße angelegt sind, zudem unterschiedliche Eigentümer aufweisen, war klar: Es müssen Möglichkeiten geschaffen werden, den Radweg an gleich mehreren Stellen mit Ackergerät und ohne allzu großes Gefälle zu queren.

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Die auf den ersten Blick baulich einfachste Lösung, den Radweg durchgängig höher anzulegen, um einen Graben zwischen Straße und Feldern zu vermeiden, kam dabei nicht in Frage. Das hätte nicht nur deutlich mehr Geld gekostet, erklärt Stangl. Weil der Weg im Überschwemmungsgebiet der Amper liegt, müsse jede aufgeschüttete Fläche an einer anderen Stelle ausgeglichen werden, ein sogenannter Retentionsausgleich. Punktuelles Aufschütten an den jeweiligen Feldzufahrten sei deshalb "unter Berücksichtigung des Retentionsraumverlustes des Überschwemmungsgebietes der Amper, den Vorgaben zum sparsamen Umgang mit Flächenversiegelungen und den investierten Finanzmitteln die beste Lösung", erläutert Stangl.

Die Hügellösung hat der Landkreis der Gemeinde Kirchdorf vorgestellt. Deren Bürgermeister Uwe Gerlsbeck (CSU) sagt heute: "Es hätte definitiv bessere Lösungen gegeben." Etwa einen höher gelegenen Wirtschaftsweg. Dann würden aber in dem Bereich womöglich regelmäßig Radler und Fußgänger auf Mähdrescher und Traktoren treffen, sagt Stangl. "Man wollte ja eigentlich einen Geh- und Radweg haben." Die Lösung mit den Buckeln gehe für die Gemeinde Kirchdorf "schon in Ordnung", zeigt sich Gerlsbeck versöhnlich. "Fehler sind da, um gemacht zu werden. Wir sind jetzt froh, dass der Radweg da ist, den wir seit zehn Jahren versucht haben, zu verwirklichen."

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Negative Rückmeldungen auf das bucklige Bauprojekt habe es "bislang nicht" gegeben, eher belustigte Kommentare, sagt Stangl. "Da muss man durch." Er räumt ein: "Schaut schon kurios aus, das wird sich aber noch relativieren." Probleme hinsichtlich der Barrierefreiheit sehe er keine, sagt Stangl. "Ich gehe davon aus, dass da jeder drüberkommt." Ende des Jahres solle der neue Geh- und Radweg fertiggestellt sein. Wenn dieser erst einmal vollständig asphaltiert, der Erdaushub verschwunden und die Grünflächen wieder bewachsen seien, werde der Straßenabschnitt letztlich weniger befremdlich wirken, versichert Stangl.

© SZ vom 08.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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