Kulturpolitik:Streit um die Filmförderung

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So sah es bei der Verleihung des Blauer Panthers im vergangenen Jahr aus: Digitalministerin Judith Gerlach, gerahmt von den Schauspielerinnen Lisa Maria Pothoff (links) und Soma Pysall. (Foto: Stephan Rumpf)

Kulturstaatsministerin Claudia Roth will die Filmförderung reformieren. Dass sie vage bleibt wie, das bringt ihr aus Bayern Kritik ein. Und die zuständige Ministerin des Freistaats, Judith Gerlach, verbündet sich zudem mit Münchens Bürgermeisterin - und Roths Parteifreundin Katrin Habenschaden.

Von Susanne Hermanski

Dass Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) immer noch kein klares Konzept für eine Reform der Filmförderung in Deutschland vorlegt, stößt in Bayern auf Kritik. "Die Zeit der Prüfungen ist vorbei", sagt Judith Gerlach (CSU), die als Digitalministerin in Bayern auch für Film, Fernsehen und Streaming zuständig ist. "Damit die deutsche Filmwirtschaft auf dem internationalen Markt auch in Zukunft wettbewerbsfähig ist, brauchen wir klare Zusagen gerade für die Produktionswirtschaft. Deshalb wäre es wichtig, wenn der Bund hier endlich mutig voranschreiten würde."

Roth, die ihren Wahlkreis in Augsburg hat und damit bei Bayerns Kulturschaffenden besonders im Fokus steht, hat an diesem Donnerstag zum Auftakt der Berlinale lediglich einen Punktekatalog mit Zielen vorgelegt, darin aber wenig konkrete Maßnahmen formuliert.

In einem Gastbeitrag in der Süddeutschen Zeitung schrieb Roth "Die Förderinstrumente auf Bundes- und Landesebene sollen stärker miteinander verzahnt werden. Hierzu strebe ich eine Verständigung zwischen Bund und Ländern über gemeinsame Grundsätze der Filmförderung an. Wir können hier vorangehen, indem wir eine Mindestförderquote für die Bundesförderung einführen, die Filmprojekten eine erste, relevante Finanzierungsbasis ermöglicht." Auf Seiten der Länder sei zudem "ein Pooling der Ressourcen vorstellbar".

Judith Gerlach fordert dagegen konkret, dass bei der vom Bund in Aussicht gestellten "Investitionsverpflichtung für Streaming-Dienstleister in deutsche Produktionen feste Anteile an kleinere und unabhängige Produzenten fließen". Bei einem steuerlichen Anreizmodell müsse besonderes Augenmerk auf klare und mittelstandsfreundliche Regelungen gelegt werden.

Als Streitpunkt aber kristallisiert sich die Förderung von Filmfestivals heraus. Und in dieser Sache bekommt Gerlach sogar Unterstützung von Claudia Roths Parteifreundin Katrin Habenschaden, der Grünen-Bürgermeisterin von München.

In einem gemeinsamen Brief an Roth bitten Gerlach und Habenschaden, nicht nur die Berlinale finanziell besser auszustatten (deren Zuschuss von Seiten des Bundes wurde von Roth um 2,2, Millionen auf rund 10,7 Millionen Euro angehoben), sondern sich auch für das Münchner Filmfest zu engagieren.

"Wie Sie wissen, finanzieren der Freistaat Bayern und die Landeshauptstadt das Filmfest München als gemeinsame Gesellschafter. Trotz großer finanzieller Kraftanstrengungen können wir das Filmfest aus staatlichen und kommunalen Mitteln jedoch derzeit mit lediglich einem Drittel der Summe ausstatten, mit der das BKM die Berlinale unterstützt", heißt es in dem Brief. Das Münchner Filmfest erhält bislang keinerlei Fördermittel des Bundes.

Mit zusätzlichen Bundesmitteln aber könne das Filmfest "als internationale Plattform für den deutschen Film deutlich an Bedeutung gewinnen, was letztlich einen großen Beitrag für den gesamten Filmstandort Deutschland darstellen würde", schreiben Gerlach und Habenschaden (der Brief liegt der Süddeutschen Zeitung vor).

Gerlach allein wird noch deutlicher. Sie wirft Roth "Einseitigkeit" in der Filmfestival-Förderung vor. Wer die Vielfalt unserer Filmbranche unterstützen wolle, müsse auch die Vielfalt der deutschen Filmfestivals fördern. "Es gibt in Deutschland über 400 zum Teil großartige Filmfestivals", sagt Gerlach. "Dass Bayern als wichtiger Filmstandort hier nachlässig behandelt wird, ist wenig verständlich."

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