Kompass:Frohes Filmfest

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Aus die Maus: Henry Lawfull und sein Nagetier erleben in "Ein Junge namens Weihnacht" Abenteuer am Nordpol. (Foto: Studiocanal)

Die einen trinken Glühwein, die anderen kaufen Geschenke: Es gibt viele Möglichkeiten, um in Festtagsstimmung zu kommen, Filmeschauen ist mit Sicherheit die angenehmste Art davon. Weihnachtsfilme gibt es überall, im Kino, Konzertsaal, auf dem Fernseher oder per Stream. Ein vorweihnachtlicher Überblick

Von Josef Grübl

Ihr Kinderlein sehet: Aktuelle Kinofilme

"Alle Jahre wieder kommt der Weihnachtsfilm, weil wir alle lieber in den Kinos sind..." So oder so ähnlich tönt es auch im zweiten Pandemiejahr, die Menschen sehnen sich nach Gemeinschaftserlebnissen in Kinosälen - und nehmen dafür auch die 2-G-plus-Eintrittshürden in Kauf. Der Aufwand lohnt sich, denn es sind wieder einige neue Weihnachtsfilme angelaufen. Wobei die Grenzen fließend sind: Nicht überall, wo "Weihnachten" draufsteht, ist auch Weihnachten drin. In "Encanto" etwa, dem offiziellen Disney-Weihnachtsfilm, geht es gar nicht um das Fest der Feste, sondern um Familienbande, Musik und Magie. Passt natürlich auch irgendwie. Im deutschen Kinderfilm "Lauras Stern" geht es ebenfalls magisch zu, die Buchreihe von Klaus Baumgart wurde schon mehrmals verfilmt, jetzt gibt es die Geschichte um ein kleines Mädchen, das einen verletzten Stern findet und mit nach Hause nimmt, als Realverfilmung. Wer richtige Weihnachtsgeschichten sehen will, bekommt auch etwas geboten: "Ein Junge namens Weihnacht" etwa geht der dringenden Frage nach, woher der Weihnachtsmann kommt. Der titelgebende Junge (Henry Lawfull) lebt in Finnland und reist auf der Suche nach seinem Vater an den Nordpol, begleitet wird er nur von einer Maus. Gemeinsam erleben die beiden viele Abenteuer, sie treffen Trolle, Elfen und fliegende Rentiere. Das ist liebevoll erzählt, in weiteren Rollen sind Stars wie Jim Broadbent, Sally Hawkins oder Maggie Smith zu sehen.

Die jungen Kinogänger lernen etwas über Natur- und Tierschutz, aber auch über die Weihnachtstraditionen.

Hoch in den Norden geht es auch in "Elise und das vergessene Weihnachtsfest": Die Bewohner eines norwegischen Dorfs können sich nicht mehr an das schönste Fest des Jahres erinnern, an keine Adventskalender oder dicke Männer mit weißen Rauschebärten. Gegen diese Weihnachts-Amnesie will die kleine Elise etwas unternehmen. Im estnischen Kinderfilm "Weihnachten im Zaubereulenwald" steht ebenfalls ein Mädchen im Mittelpunkt: Die zehnjährige Eia verbringt Weihnachten auf einer verschneiten Farm, nebenan wird aber ein Wald gerodet. Die jungen Kinogänger lernen so etwas über Natur- und Tierschutz, aber auch über die Weihnachtstraditionen Estlands. Deutlich amerikanischer geht es in "Weihnachtjagd - Das Fest der Spiele" zu: In dieser Komödie wünscht sich ein Mädchen ein Handy, ihr Vater (Neil Patrick Harris) ist dummerweise wenig davon begeistert. Also erzählt er ihr eine Episode aus seiner Kindheit, von einer Spielekonsole und warum diese nicht aufzutreiben war. Dieses Gefühl dürfte Geschenksuchenden im Jahr 2021 bekannt sein: Unterhaltungselektronik ist aufgrund von Lieferschwierigkeiten vielerorts ausverkauft.

"Ein Junge namens Weihnacht", GB/F 2021, derzeit zu sehen in vielen Münchner Kinos und im Umland

Stille Macht: Weihnachten im Filmmuseum

Rendezvous am Weihnachtsbaum: James Stewart und Margaret Sullavan in "The Shop Around the Corner". (Foto: Park Circus/Filmmuseum München)

Es gibt viele Gründe, warum Menschen gerne Weihnachtsfilme schauen: Die einen möchten sich einstimmen aufs Fest, andere werden nostalgisch oder wollen einfach möglichst viele Lebkuchen essen. Es soll aber auch Leute geben, die Inspiration für Weihnachtsgeschenke suchen: Wäre das Puppentheater aus "Fanny und Alexander" nicht etwas für die Enkelin? Würde sich Oma über eine Spieldose wie aus dem Lubitsch-Klassiker "The Shop Around The Corner" freuen? Oder Mutti über die gleiche Joni-Mitchell-CD wie in "Love Actually"? Kann man machen, allerdings ohne Gewähr: Im Fall der CD wird es sogar richtig bitter, da die Gattin (Emma Thompson) ja eigentlich eine Kette von ihrem untreuen Ehemann (Alan Rickman) erwartet - die dieser aber lieber seiner Geliebten (Heike Makatsch) um den Hals hängt. Sehenswert sind die drei genannten Weihnachtsfilme allesamt, das Filmmuseum bringt sie in ihren Originalversionen zurück auf die Leinwand. Alle Filme spielen zur Weihnachtszeit, ansonsten sind sie mindestens so unterschiedlich wie die Hauptdarsteller aus Hanns Christian Müllers Komödie "Langer Samstag" (1992). Frank Capras Was-wäre-wenn-Klassiker "It's a Wonderful Life" steht ebenso auf dem Spielplan wie Terry Gilliams böses Filmmärchen "Brazil". Und dann wäre da noch die ewige Schweinebacke Bruce Willis, der im Actionfilmklassiker "Die Hard" an Heiligabend Gangster durch ein Hochhaus jagt: Wenn das kein frohes Fest wird!

Weihnachtsfilme, bis Mi., 22. Dez., Filmmuseum, St.-Jakobs-Pl. 1

Süßer die Lieder nie klingen: Live-Aufführungen

In "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" bringt der Prinz (Pavel Trávnícek) Schuhe für die Titelheldin (Libuse Safránková) mit. (Foto: picture alliance / WDR/DRA/dpa)

Bei Umfragen nach den beliebtesten Weihnachtsfilmen der Deutschen landet dieses tschechisch-deutsche Filmmärchen regelmäßig auf Platz eins: "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" ist die freie Interpretation eines Grimm'schen Märchens und gilt längst als Klassiker des Genres. Da spielt es auch keine Rolle, dass die Handlung wenig mit Weihnachten zu tun hat. Alle Jahre wieder läuft der Film im Fernsehen, es gibt ihn auf DVD, auch bei Streaming-Plattformen ist er verfügbar. Wer ihn einmal etwas anders erleben will, hat an den Weihnachtstagen Gelegenheit dazu: Dann ist er in der Isarphilharmonie im neuen Gasteig HP8 auf großer Leinwand zu sehen, das Prague Royal Philharmonic Orchester spielt dazu live den berühmten Soundtrack von Karel Svoboda. Ebenfalls im Gasteig HP8 ist ein weiterer Weihnachts-Lieblingsfilm der Deutschen zu sehen: Am Samstag, 2. Januar, steht "Sissi" mit Romy Schneider auf dem Spielplan, der Filmklassiker aus dem Jahr 1955 wird live vom Pilsen Philharmonic Orchestra vertont.

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, CSR/D 1973, Sa., 25., bis Mo., 27. Dez., Gasteig HP8, Hans-Preißinger-Str. 8, www.gasteig.de

O du grantige: Weihnachten im Fernsehen

Da fürchtet sich sogar der Weihnachtsmann: "Der Grinch" in der Neuverfilmung aus dem Jahr 2018. (Foto: dpa)

Er ist grün, grob und grantig: Der Grinch gehört in Amerika zur Weihnachtszeit wie die Socken am Kamin oder das Rentier auf dem Dach, seit mehr als sechzig Jahren ist er als Weihnachtshasser bekannt. Auch hierzulande wird er immer beliebter, Jim Carrey spielte ihn im Jahr 2000 mit viel Fell und Latex im Gesicht, vor drei Jahren gab es einen neuen, animierten Grinch - mit der Stimme von Otto Waalkes. Beide Versionen laufen an den Feiertagen im Fernsehen, die ältere bei Vox, die neuere bei RTL. Die Sender zeigen hauptsächlich Bewährtes, Publikumsfavoriten wie "Kevin - Allein zu Haus", "Der kleine Lord", "Die Geister, die ich rief" oder die "Sissi"-Trilogie, TV-Premieren finden sich nur wenige. Erstmals zu sehen ist der Kinohit "Die Känguru Chroniken" (im ZDF), in der ARD läuft zwei Tage vor Heiligabend mit "Ich bin dein Mensch" der diesjährige Gewinner des Deutschen Filmpreises: Beides nicht weihnachtlich, beides aber unbedingt sehenswert. Auch neue Märchenfilme gibt es: Das ZDF zeigt eine Neuverfilmung von "Zwerg Nase", die ARD setzt auf "Der Geist im Glas", nach Motiven der Brüder Grimm. Wer nicht genug von Weihnachtsfilmen bekommen kann, ist bei Sky richtig: Dort gibt es einen eigenen temporären Sender (Sky Cinema Christmas), dort sind auch neue Spielfilme zu sehen. Michael Sheen tritt in "Last Train to Christmas" eine Zug- und Zeitreise durch sein Leben an, der deutsche Kinderstar Helena Zengel spielt in "A Christmas Number One" ein todkrankes Mädchen mit eigenwilligem Musikgeschmack.

Der Grinch, USA 2018, Sa.,25. Dez., 20.15 Uhr, RTL

Kommet ihr Helden: Streamingfilme und -serien

Weihnachten sei er garantiert wieder zu Hause, sagt Clint Barton zu seiner Tochter: "Ich verspreche es." Dummerweise ist Barton nicht nur Vater, sondern auch ein Bogen schießender Avenger. Als Hawkeye war er Teil der Marvel-Superheldentruppe "The Avengers", jetzt ist er Held seiner eigenen Serie: "Hawkeye" spielt im New York der Vorweihnachtszeit, allzu besinnlich geht es in dieser Serie aber doch nicht zu. Dafür sorgt eine junge Frau (Hailee Steinfeld), die gerne Superheldin wäre. Die beiden legen sich mit bösen Buben an, dazu erklingen Songs wie "Winter Wonderland" oder "It's the Most Wonderful Time of the Year". "Hawkeye" ist eine aufwendige und gelungene Produktion, mittlerweile haben aber alle Streaming-Plattformen ein eigenes Weihnachtsprogramm. Bei Disney Plus gibt es eine mäßig originelle "Kevin"-Neuverfilmung ("Nicht schon wieder allein zu Haus"), Amazon Prime präsentiert ab 20. Dezember eine Neuverfilmung von "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel", bei Apple TV Plus gibt es Neues von den Peanuts ("Snoopy präsentiert: Mit Lucy ins neue Jahr"). Und RTL Plus hat eine neue "Sisi". Bei Netflix gibt es so viel Weihnachtsprogramm, dass man beinahe den Überblick verliert: In der norwegischen Serie "Weihnachten zu Hause" sucht eine Single-Frau den passenden Mann fürs Fest, im britischen Spielfilm "A Castle for Christmas" wird Brooke Shields zur Schlossherrin und in der US-Komödie "Single All the Way" muss sich ein schwuler Mann zwischen zwei Herzbuben entscheiden. Am Ende ist es eben doch das Fest der Liebe.

Hawkeye, USA 2021, auf Disney Plus

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