Veranstaltungen:Wo man in München Fasching feiern kann

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Fluch der Kostümwahl: Captain Jack Sparrow hat einen nachhaltigen Einfluss auf das Verkleidungsverhalten der Münchner Großstädter. (Foto: Robert Haas)

Die fünfte Jahreszeit ist in München wilder als man vermutet: beim Ritterumzug durch die Innenstadt, zwischen den Marktständen und in den Kellern von Studentenwohnheimen. Ein Überblick.

Von Michael Zirnstein

Der Münchner Fasching ist wilder als sein Ruf, man muss ihn nur finden. Hier finden Sie Tipps, wo Partys und Bälle gefeiert werden, welche Umzüge stattfinden sowie alle Termine dazu.

Faschingsumzüge

Die Damischen Ritter organisieren wieder den großen Faschingsumzug durch die Münchner Innenstadt. (Foto: Robert Haas)

Eine Narretei bleibt, dass Münchens großer Faschingsumzug nicht am großen Faschingswochenende wie in den Karnevalsmetropolen loszieht. Als Feier-Laie stellt man sich ja vielleicht vor, dass sich die Umherziehenden dann mit den Verkleideten beim Innenstadttreiben "München narrisch" verbinden und so endlich mal wirklich Schwung in die Altstadtgassen bringen könnten. Aber diesmal, so heißt es, könnte es dann Reibungspunkte mit dem Sperrgebiet der Münchner Sicherheitskonferenz geben. Aber immerhin, der traditionsreichen Faschingsgilde der Damischen Ritter gebührt das Verdienst, die alte Münchner Zugtradition überhaupt wiederbelebt zu haben.

Und 2020 kamen ja doch ein paar tausend Schaulustige (einige sogar kostümiert!), um den damals 50 Prunk-Wägen zuzuschauen und Kamellen einzusacken. Angeführt von Herzog Kasimir und seinem Gefolge gingen damals Gruppen wie Samba Sole Luna, die Lumpenkapelle Ringingen, politische Parteien und befreundete Faschingsclubs mit auf den Weg, dessen genaue Route bei der 16. Auflage noch bekannt gegeben wird ( www.damischeritter.de). Das Ziel ist klar: Am Platzl vor dem Hofbräuhaus vereint man sich zum eigenen Faschingstreiben.

Faschingsumzug der Damischen Ritter, So., 12. Feb., 13.13 bis 16 Uhr, Innenstadt

Nicht der dicke Brummer unter den Münchner Faschingsumzügen, aber besonders fantasievoll: der "Gaudiwurm" von Johanneskirchen nach Oberföhring. (Foto: Stephan Rumpf)

Ein bisschen im Schatten der "offiziellen" Münchner Faschingsförderer Narrhalla steht die Feringa. Dabei stellt diese 1978 gegründete Organisation mit Hauptquartier im Bürgerpark Oberföhring einen kompletten eigenen Narrenstaat samt Hoheiten (diesmal Seine Tollität Prinz Fabian I. wandernder Fabovski und Ihre Lieblichkeit Prinzessin Chantall) , Garde, Kinderpaar, Showtraining, Kinderfasching (12.2.), Weiberfasching (16.2., Motto: "Candy Land"), Kehraus (16.2.) und sogar (hat die Narrhalla nicht) einem Faschingsumzug. Der "Gaudiwurm" startet traditionell am Faschingssonntag beim Maibaum in Johanneskirchen und schlängelt sich mit Lauftruppen und Wägelchen bis zum bunten Treiben im Bürgerpark.

Gaudiwurm, So., 19. Feb., 13 Uhr, Johanneskirchen bis Oberföhring

Freiluft-Fasching

Der Tanz der Marktfrauen am Viktualienmarkt ist der traditionelle Höhepunkt des Münchner Faschings. (Foto: Stephan Rumpf)

Nein, verglichen mit Köln, Düsseldorf und gar Mainz hat München nicht das wildeste, bunteste, frivolste, lustigste Faschingstreiben. Aber immerhin zieht es sich recht lange hin und breitet sich weit aus. Schon am Unsinnigen Donnerstag laden die Markthallen München gemeinsam mit der Narrhallazu einem "Weiberfasching" auf dem Viktualienmarkt, den sie "gemütlich" nennen. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden eröffnet um 14 Uhr einen "Fasching hat Herz" auf der Bühne im Biergarten: Mehrere Faschingsgesellschaften mit ihren Prinzenpaaren und Garden, die Tanzenden Marktweiber und eine Band laden bis 20 Uhr zum Mitschunkeln ein.

Die größte Freiluftparty, "München narrisch", in der Fußgängerzone und am Viktualienmarkt steigt dann von Montag bis Dienstag, mit einigen Bühnen und Bespaßungsprogramm. Helau! Und wenn man in Köln und Düsseldorf den Kater vom Rosenmontagsumzug kuriert und der Nubbel längst im Rhein versenkt wird, steigt an der Isar erst der absolute Höhepunkt: Die Marktfrauen des Viktualienmarkts schmeißen sich in bunte Fummel und zeigen ihre zuvor professionell einstudierte Choreografie zu "Wagen von der Linie 8", der grantigen Trambahn-Hymne des Weißferdl. Der Marktplatz und seine Sekt-Zapfstellen sind meist schon lang vor elf Uhr wegen Überfüllung dicht, aber meist findet man in und vor umliegenden Lokalen noch einen Platz - und beim legendären Kehraus mit "Halli Galli Drecksound" im Muffatcafé oder beim Klassiker "Leichte "Mädchen, schwere Jungs" im P1, diesmal zum Kostümmotto "Helden der Kindheit" (ab 18 Uhr).

München narrisch, Mo./Di., 20./21. Feb., 12 bis 18 Uhr, Fußgängerzone; Tanz der Marktfrauen, Di., 21. Feb., 11 Uhr, Viktualienmarkt

Der Schatzi auf diesem Foto ist Ballermann-Star Mickie Krause (bei einem Auftritt auf dem Siedlerfest in Karlsfeld); in München tritt er am Stachus und am Marienplatz bestimmt nicht nur vor zehn nackten Frisösen auf. (Foto: Toni Heigl)

Oder man schaut zur Bühne am Marienplatz, wo nachmittags diverse Gilden die Gäste in Stimmung zu versetzen versuchen (Sekt und Krapfen gibt's an den Büdchen). Das gelingt einem ganz bestimmt wieder: Ballermann-Veteran Mickie Krause singt dort auf Einladung von Radio Charivari wieder Qualitätsschlager wie "Schatzi, schenk mir ein Foto" oder "Zehn nackte Frisösen".

Mickie Krause, Faschingsdienstag, 21. Feb., 15 Uhr Stachus, 17 Uhr Marienplatz

So viel Feierlaune! Um die zu bändigen, braucht es mehrere Gilden in München. Der Faschingsclub Laim hat eine eigenes Prinzenpaar, eine eigene Garde, sogar ein Männerballett (wie die Damischen Ritter) und auch ein eigenes Freiluft-Treiben: Am Laimer Anger kommen alle zusammen, um zu feiern.

Faschingstreiben auf dem Laimer Anger, Sa., 18. Feb., 11-15 Uhr

Kölner Karneval

"Dat Fiere is in Kölle nit schwer, dofür han mer de Fasteleer. Dann jeiht et bungk un löstig zor Saach, et weed jeschunkelt Daach un Naach." Wer diese Zeilen von Klüngelköpp versteht, hat ein Problem: Heimweh nach Köln, Sehnsucht nach richtigem Karneval. Deswegen gründete sich 2001 der Köln Münchner Karnevalsverein, als Selbsthilfegruppe, um sich bei Stammtischen zu trösten, kostümiert Ski zu fahren und als Erste jedes Jahr am 11.11. um 11.11. Uhr mit dem Feiern in München anzufangen. Am Unsinnigen Donnerstag im Hofbräukeller am Wiener Platz wird richtig Weiberfasching gefeiert; "Kölsch meets München - Das Original" nennt sich die große Party in der Disco Ruby (16. Feb., 18 Uhr); und schon am 4. Februar gibt es im Nachtwerk den "Jeck Op Karneval" mit "100 Prozent Kölsche Töne" von Domstadt-DJ Rene und Kölsch vom Fass (in Mini-Gläschen).

Weiberfasching, Do., 16. Feb., 18.30-23.30 Uhr, Hofbräukeller, Wiener Platz

Studenten-Fasching

Gemeinerweise könnte man sagen: Studenten wissen, wie man feiert. Aber es ist nur verständlich: Wer viel büffelt, braucht einen Ausgleich und soziale Kontakte, an die man sich vielleicht nicht mehr erinnert, "wenn der Kater an der Hirnrinde kratzt" - so stand es mal bei einem Kellerfasching im Biedersteiner Wohnheim zu lesen. Dessen Feste "von Studierenden für Studierende" (und alle mit Kontakten) werden stets mit den Attributen "legendär" und "sagenumwoben" beschrieben. In den Katakomben unter den drei Heimblöcken an der Biedersteiner Straße darf wieder gefeiert werden mit den krassesten Bands, den irrsten Kostümen und den günstigsten Drinks, am 11. und 18. Februar.

Der ebenso legendäre Atriumsfasching im Erdgeschoss findet ebenfalls am 18. im Biedersteiner statt (und am 16.2.); eine eigene Veranstaltung, man braucht ein eigenes Ticket. Das mag kompliziert sein, aber Akademiker bekommen das schon hin.

Biedersteiner Kellerfasching, Sa. 11. und 18. Feb., 21 Uhr, Kasse ab 16 Uhr; Atriumsfasching, Do. und Sa., 16. und 18. Feb., 21 Uhr, Vorverkauf 9. Feb. ab 18-21 Uhr, Biedersteiner Str. 24-30

Mehr Platz haben die Faschingsfreunde im Olympiadorf. Die "Olylust" grassiert dann auf 5000 Quadratmetern rund um Alte Mensa, Bierstube, Olylounge, Olydisco und Tutoria. Mehr als 200 Studierende haben für die drei Abende höchstkreativ ein buntes Programm mit Bands und DJs zusammengestellt und die "Eskalationsfläche" zum Motto "To The Moon" in ein Raumschiff verwandelt.

Olylust , Do.-So., 16.-18. Feb., 21-4 Uhr, Olympiadorf

Queerer Fasching

Regenbogenbunt feiert es sich auch im Fasching: Legendär ist das Straßenfest am Faschingsdienstag vor Freddy Mercurys Münchner Lieblings-Sauna und -Hotel an der Reichenbachstraße, der Deutschen Eiche. Am Abend davor lädt das Schwule Kommunikations- und Kulturzentrum Sub bei den Freunden im "geschützten Raum" des Oberangertheaters zum "Queeren Rosenmontagsball" mit Faschings- und anderen Hits von Die Presshoibe und Kostümprämierung unter dem Motto: "All That Glitters".

Queerer Rosenmontagsball, 20. Feb., 20 Uhr, Oberanger 38

Kinderfasching

Fasching stellt die Welt auf den Kopf, da werden Erwachsene wieder zu Kindern - aber Kinder eben auch zu fast schon erwachsenen Feuerwehrfrauen, Cowboys, Bauarbeitern ... So sind Kinder durchaus anspruchsvoll, was das Animationsprogramm bei ihren Kostümfesten anbelangt. Bestens unterhalten werden sie von Meister Eder und dem Pumuckl persönlich und dem Narrhalla-Kinderteam im Hotel Bayerischer Hof. So., 5. Feb., 14 Uhr, ausverkauft

Auch im Deutschen Theater gibt es beim hauseigenen Kinderfasching viele Spiele und Lieder zum Mitmachen und -singen im großen Saal und ein Buffet im gemütlichen Silbersaal-Cafe. Kinderfasching im Deutschen Theater, So., 12. Feb., 14-17.30 Uhr

Die Damischen Ritter bitten Knechte, Prinzessinnen, Drachenbekämpfer und artverwandte Berufsgruppen zu ihrem Kinderball in den Löwenbräukeller. Für Unterhaltung sorgen auch die Moderatoren der Tanzschule Neubeck, eine Schminkfee und der Luftballonkünstler Rudolfo. So., 19. Feb., 12-17 Uhr, Löwenbräukeller

"Gespielt, getanzt, gebastelt, geschminkt und gemampft" wird im Riemer Kulturzentrum Quax, und das bei freiem Eintritt. Sa., 18. Febr., 15 bis 18 Uhr

Kostümfeste

Ganz in Weiß: Von der Max Emanuel Brauerei sind die Weißen Feste in die Isarpost umgezogen. (Foto: Stephan Rumpf)

Da schauten der Monaco Franze und der Kopfeck Manni als Herr der Sieben Meere und Leichtmatrose dumm aus der Wäsche: den legendären Fasching im Donnersberger Hof gab es nicht mehr! Die Karawane war weitergezogen, und das gilt auch heute noch. Es gibt herrliche Kostümpartys für die mal mehr, mal weniger feine Gesellschaft in München, man muss sie nur finden.

Die größte Tradition hat wohl der Gauklerball im Künstlerhaus. Der geht auf ein Arkadienfest ("Die Antike im Isar-Athen") der Künstlergesellschaft Allotria vor mehr als 100 Jahren zurück. Heuer feiert man im Rahmen des stadtweiten "Flower Power"-Kulturfestivals verkleidet als Woodstock-Girl oder Jesuslatschen-Hippie mit der Band Buck Roger and The Sidetrackers, einer Beatles-Tribute-Show und einem Dance-Medley der Iwanson-Tanz-Schule. Sa., 4. Feb., 20 Uhr, Künstlerhaus am Lenbachplatz

Feiern bis der Arzt oder die Polizei kommt? Das geht am einfachsten beim "Blaulichtfasching". Das ist das offizielle Fest für Krankenschwestern, Feuerwehr, Notärzte, Rettungskräfte, Polizei und deren Freunde und Helfer. Gaffer und Querulanten sind beim Fest mit DJ Bernd und der Wildbach Band nicht erwünscht. Mitfeiern! Sa., 18. Feb., 20 Uhr, Wirtshaus im Schlachthof, Zenettistr. 9

Ein bisschen verrucht ist der Fasching ja immer, kein Wunder, dass es die Brauchtumspfleger Filser Buam nun auch mal "auf die Reeperbahn" zieht. Der Filserball am 10. Februar im Paulaner am Nockherberg ist bereits ausverkauft, tags darauf kann man hier aber auch bei der "Rocky Horror Special Party Night" in die Strapse steigen. Samstag, 11. Feb., 20 Uhr

Selbst die Kulturbastion Muffatwerk verwandelt sich in allen drei Sälen zur Faschingshochburg: Radio Gong bittet hier zum "Ü30 Fasching" mit der legendären Partyband Gerry & Gary with their used Underwear, Rock- und House-DJs. Samstag, 18. Feb., 20 Uhr

Wer vor der Max-Emanuel-Brauerei steht, wird abblitzen wie der Monaco Franze einst im Donnersberger Hof. Denn die seit den Sechzigerjahren - natürlich - legendären Weißen Feste sind umgezogen. Insgesamt sechs Mal wird nun in der Isarpost an der Sonnenstraße gefeiert, mit den DJ-Profis Lölli und Anusch, und in der neuen Deko von Studierenden der Kunstakademie. Das Motto "Komm ganz in Weiß und fang an zu leuchten" (im Schwarzlicht) ist nicht nur Programm, es ist Gesetz: Wer glaubt, am Türsteher mit einem Kostüm in den Farben Eierschale oder Creme vorbeizukommen, wird am Ende spaßbefreit nach Hause geschickt. 4., 10., 11., 18., 20. Feb., 20 Uhr, Isarpost, Sonnenstraße 24-26

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