Wie sieht ein modernes bayerisches Wirtshaus aus? Wer so eines sehen will, der begebe sich am besten in die Rosenstraße 9 beim Marienplatz, in den neuen Spöckmeier. Das laut Mit-Wirt Alexander Pongratz "jüngste älteste Wirtshaus der Stadt" wird jetzt geführt von Arabella Schörghuber und ihren beiden Kindern Ramona und Alexander Pongratz.
Die Mutter ist zugleich die Tochter von Josef Schörghuber, dem großen "Bau- und Braulöwen", wie man das in alten Zeiten mal nannte. Anders als ihr früh verstorbener Bruder ist sie nicht in das Unternehmen eingetreten, zu dem Paulaner und Hacker-Pschorr gehören, sondern Wirtin geworden, vor allem des großen Paulaner-Festzelts, aber auch der (nicht mehr existierenden) Grünwalder Einkehr.
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Nun ist sie direkt ins Herz der Stadt gezogen, in ein Traditionslokal, das 1450 erstmals urkundlich erwähnt wurde, inzwischen aber in einem Bau aus dem Jahr 1972 residiert. Das Gebäude musste in den vergangenen Jahren umfassend renoviert werden. "Ich habe kaum geglaubt", so Schörghuber bei der Eröffnung am Donnerstagabend, "dass wir noch einmal aufmachen." Aber es sei schön zu sehen, "dass das hier ein Wirtshaus ist und nicht nur eine Baustelle".
Kann man so sagen. Das neue Wirt(innen)-Trio hat ordentlich was reingesteckt in die Renovierung - Holzboden, rundum vertäfelte Wände sowie gut 180 Plätze unten, alpenländische Chalets und eine Art immobile Krinoline sowie ein Podcaststudio mit Lounge und eine Bar oben im ersten Stock: "Man merkt, dass hier Frauen die Innenausstattung bestimmt haben", sagt Christine Stiftl, die Ehefrau des Vorgängerwirts Lorenz Stiftl, dem das neue Outfit seiner früheren Wirtschaft ebenfalls "sehr gut gefällt".
Andere Premierengäste lästern ein wenig über den "Kitzbühel-Style", der hier Einzug gehalten habe. Ganz abwegig ist das nicht; schon am Eröffnungsabend fühlt man sich ein bisschen wie in einer Skihütte der edleren Sorte - besonders, als der DJ die Après-Ski-Ordner seines Notebooks anklickt. Aber gut, lassen wir "Schifoan" von Wolfgang Ambros mal als Münchner Traditional durchgehen.
Modern ist aber auch die Mittagskarte, die vor allem vegane und vegetarische Gerichte aufweist. Und dann ist der Spöckmeier sicher das Münchner Wirtshaus mit den meisten Steckdosen. Die finden sich so alle drei Meter in der Holzvertäfelung, für den obligatorischen Laptop zur Lederhose.
Bei der Eröffnung sieht man allerdings kaum einen Laptop, Lederhosen und Dirndl dafür umso mehr. Unter den Promigästen: Die Schauspieler David Zimmerschied (der Friedrich Merz vom Nockherberg) und Johannes Berzl (bekannt aus den Eberhofer-Krimis), der ehemalige FC-Bayern-Star Giovane Elber, aber auch diverse junge Damen, die ausweislich der Gästeliste den schönen Beruf "Dirndl-Designerin" ausüben.
Nahezu vollzählig versammelt sind auch die großen Wiesnwirte von Günter, Margot und Silja Steinberg (Hofbräuzelt) über Antje Haberl (Ochsenbraterei) und Thomas Roiderer (Hackerzelt) bis zu Christian Schottenhamel. Dass das Wirtstrio (beziehungsweise die Mutter) auf der Wiesn ebenfalls eine große Festhalle führt, entgeht dem Spöckmeier-Gast nicht: Darauf wird gleich an mehreren Stellen des Hauses dezent verwiesen.