Kommentar:Warum die Stichwahl in Ebersberg trotz Proskes Vorsprung eng werden könnte

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Alexander Gressierer von der CSU (links) und Uli Proske von der SPD. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Proske bräuchte für die absolute Mehrheit nur dreieinhalb Prozentpunkte mehr. Die Frage ist, ob das Spektrum links von der Mitte das noch hergibt.

Kommentar von Wieland Bögel

Geld schießt Tore, so sagt man beim Fußball und meint, dass der Verein gewinnt, welcher am meisten in seine Spieler investieren kann. Ein bisschen stimmt der Spruch auch für den ersten Teil der Ebersberger Bürgermeisterwahl. Denn Alexander Gressierer und Uli Proske haben ebenfalls viel investiert. Mit viel Einsatz, vielen Veranstaltungen und auch deutlich mehr Werbung als die Konkurrenz haben sie den Wahlkampf dominiert. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass sie in die zweite Runde kommen.

Rein rechnerisch hat Proske die bessere Position, er bräuchte für die absolute Mehrheit gerade einmal dreieinhalb Prozentpunkte mehr, als er im ersten Wahlgang eingefahren hat. Aber die Frage ist, ob das Spektrum links von der Mitte das hergibt. Denn alle vier Mitbewerber entstammen dem konservativen Lager, ob deren Wähler am Ende einen SPD-Kandidaten - auch wenn er nicht in der Partei ist - die Stimme geben, oder doch auf ihrer Seite des Spielfeldes bleiben, ist ungewiss.

Andererseits haben bereits jetzt einige die Seiten gewechselt, Proske erzielte nun gut zwölf Prozent mehr als 2012 SPD und Grüne zusammen. Was sicher auch daran lag, dass es Doris Rauscher und Philipp Goldner damals in Walter Brilmayer mit einem beliebten und bewährten Amtsinhaber zu tun hatten. Kommunalwahl ist immer Persönlichkeitswahl, die Parteizugehörigkeit kommt hier für die meisten an zweiter Stelle.

Normalerweise stünde jetzt ein klassischer Kommunalwahl-Showdown mit klarer Rollenverteilung an. Hier der eher nüchterne Parteifreund und Wunschnachfolger des langjährigen Amtsinhabers, der trotz junger Jahre mit Politikerfahrung punkten will. Da der joviale Quereinsteiger, der sich nach 48 Jahren anschickt, die CSU-Herrschaft im Rathaus zu beenden. In normalen Zeiten verspräche dies eine spannende zweite Runde des Wahlkampfes - doch Corona hat die Spielregeln verändert, da den beiden Bewerbern nahezu keine der klassischen Wahlkampfmöglichkeiten zur Verfügung steht. Für die Wählerinnen und Wähler bedeutet dies eine besondere Herausforderung und eine besondere Verantwortung.

© SZ vom 16.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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