SZ-Pflegekolumne: Auf Station, Folge 123:Viel mehr als ein Hallo

Lesezeit: 2 min

Während ihrer Hospitation an der Berufsfachschule für Pflege hat sich Pola Gülberg auch mit den Lehrkräften im Lehrerzimmer unterhalten. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Kürzlich hat Pola Gülberg an der Berufsfachschule für Pflege in Ebersberg hospitiert, dort, wo sie einst selbst ausgebildet wurde. Nun hat sie dort wieder Neues gelernt - und durfte sogar ins Lehrerzimmer.

Protokoll: Johanna Feckl, Ebersberg

Vor einiger Zeit habe ich im Rahmen meiner Weiterbildung zur Praxisanleiterin an der Berufsfachschule für Pflege in Ebersberg hospitiert - an der gleichen Schule, die ich das letzte Mal vor 18 Jahren betreten habe, als ich selbst noch in der Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin war. Bevor ich dem Unterricht zugehört habe, war ich mit den Lehrkräften im Lehrerzimmer verabredet. Da ist mir erst einmal das Herz in die Hose gerutscht: im Lehrerzimmer! Dort, wo man all die Jahre der Ausbildung als Schülerin eigentlich nie einen Fuß hineinsetzt. Ein bisschen hat es sich angefühlt, als ob ich so etwas wie ein Sperrgebiet betreten hätte.

Und wie froh ich bin, dass ich das getan habe! Denn wegen der Generalisierung der Pflegeausbildungen, durch die jene zur Altenpflegekraft, Gesundheits- und Krankenpflegekraft und zur Kinderkrankenpflegekraft zu einem neuen Berufsbild gebündelt wurden, steckt unsere Branche in einer äußerst spannenden Zeit. Was die Generalisierung der Ausbildung für die Klinik bedeutet, bekomme ich durch meine Arbeit täglich mit, seit diesem September sind die ersten fertig ausgebildeten Pflegekräfte an den Betten. Was die Umstellung aber für die Berufsfachschulen bedeutet, habe ich erst durch die Hospitation gelernt.

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Für die Lehrkräfte ist das neue Modell eine große Umstellung. So sind im zweiten Ausbildungsjahr fast nur externe Einsätze für die Azubis vorgesehen, also Stationen außerhalb ihres eigentlichen Arbeitgebers, zum Beispiel in einem bestimmten Pflegeheim oder unserer Kreisklinik. Die Koordination ist eine Herausforderung. Das war früher leichter. Ebenso ist es für die Ausbildenden nicht einfach, die Qualität zu halten oder sogar zu steigern, während der Lernstoff um einiges breiter geworden ist.

Aber die Generalisierung schafft auch Synergieeffekte: So versorgen wir auf unserer Intensivstation hauptsächlich ältere und hochbetagte Patienten, da ist Fachwissen aus der Altenpflege durchaus hilfreich. Ich fand es schön, dass die Azubis, mit denen ich mich später unterhalten habe, auch diesen positiven Aspekt hervorgehoben haben. Die Gespräche im Klassenzimmer hatten eine andere Dynamik als jene, die ich mit den Azubis am Krankenbett führe. Auch das empfand ich als hilfreich.

Intensivfachpflegerin Pola Gülberg von der Ebersberger Kreisklinik. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Netzwerk zwischen Schule und Klinik halte ich für sehr wichtig, denn wir ziehen alle am selben Strang: Wir wollen eine professionelle und bestmögliche Pflege unserer Patienten erreichen, dazu brauchen wir qualifiziertes Personal.

Bislang geschieht der Austausch hauptsächlich über die zentralen Praxisanleiter, die Hauptansprechpersonen der Azubis während ihren Einsätzen in der Klinik. Ich fände es jedoch wichtig, dass der Kontakt breiter werden würde - und dazu braucht es mehr Engagement von beiden Seiten. So fand ich es auch von mir selbst schade, dass ich mich erst im Rahmen der Ausbildung zur Praxisanleiterin um eine Hospitation bemüht habe. Ich habe mir fest vorgenommen, dass das nicht mein letzter Besuch an der Berufsfachschule gewesen sein soll.

Pola Gülberg ist Intensivfachpflegerin. In dieser Kolumne erzählt die 39-Jährige jede Woche von ihrer Arbeit an der Kreisklinik in Ebersberg. Die gesammelten Texte sind unter sueddeutsche.de/thema/Auf Station zu finden.

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