Corona-Krise in Ebersberg:"Gelernt, mit Corona zu leben"

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Corona scheint für viele junge Leute zur Normalität geworden zu sein. (Foto: Christian Endt)

Der Landkreis Ebersberg hat eine Umfrage unter Jugendlichen zu ihrer Situation in der Pandemie gemacht. Das Ergebnis ist teilweise überraschend.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Bei jungen Leuten im Landkreis ist die "neue Normalität" durch Corona offenbar schon angekommen. Zumindest legt eine nun vorgestellte Umfrage diese Interpretation nahe. Mehr als zwei Drittel der Befragten im Alter zwischen zehn und 21 Jahren gaben an, sie hätten "gelernt, mit Corona zu leben". Allerdings gab ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen auch an, sich psychisch belastet beziehungsweise einsam zu fühlen.

Ganze 21 Prozent der Befragten gab an, sie fühlten sich wohl und hätten keine Beeinträchtigungen durch Corona. Da bei dieser Frage Mehrfachnennungen möglich waren, ist wahrscheinlich, dass es Überschneidungen mit den 70 Prozent gibt, die angaben, sich mit der Situation arrangiert zu haben. Solche gibt es vermutlich auch bei "Ich blicke mit Sorge und Ängsten auf meine Zukunft", was immerhin 15 Prozent bejahten, den 21 Prozent, die sich psychisch belastet oder einsam fühlten, sowie den sechs Prozent, die angaben, seit Corona aus finanziellen Gründen auf vieles verzichten zu müssen.

Am Wichtigsten sind Freunde und Familie

Die meisten Befragten gaben an, sie hätten Unterstützung etwa durch die Eltern, durch Lehrkräfte oder Vertreter der Jugendarbeit, wenn es ihnen nicht gut gehe. Bei 57 Prozent ist dies immer, bei 27 meistens und bei zwölf Prozent immerhin manchmal der Fall. Lediglich vier Prozent gaben an, keine Ansprechpartner für ihre Probleme zu haben. Auf die Frage, was in der derzeitigen Situation am Wichtigsten sei, nannten die meisten ihre Freunde und die Familie, Treffen mit anderen Menschen und dass es allen gut geht. Aber auch Schule und Sport wurden des Öfteren genannt.

Es ist bereits die zweite Schülerumfrage seit Ausbruch der Pandemie, im vergangenen Jahr hatte der Landkreis bereits eine zum Thema Home-Schooling gemacht. Damals ging es allerdings eher um technische Fragen, etwa ob ausreichend Geräte und eine brauchbare Internet-Verbindung vorhanden sind. Der zuständige Kreistagsausschuss hatte damals die Nachfolgebefragung angeregt, in der es mehr um die persönlichen Verhältnisse gehen sollte.

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Diese fand nun im vergangenen Herbst in den ersten drei Monaten des neuen Schuljahres und in Kooperation mit dem Kreisjugendring statt. Teilgenommen hatten 505 junge Leute, nicht alle haben alle Fragen beantwortet. Die meisten besuchen noch eine Schule, lediglich bei zehn Prozent ist dies nicht der Fall. Den größten Anteil machen mit 40 Prozent die Gymnasiasten aus, 26 Prozent der Befragten besuchen eine Mittelschule und 16 Prozent eine Realschule. Weitere jeweils sieben Prozent gaben an, auf die Berufs- beziehungsweise auf die Förderschule zu gehen.

Repräsentativ ist die Studie nicht

Die Altersstruktur der Befragten ist relativ gut durchgemischt, wobei die jüngsten und ältesten Jahrgänge etwas weniger vertreten sind, am meisten Interesse war offenbar bei den Zwölf- bis 17-Jährigen vorhanden. Auch haben Mädchen mit 55 Prozent etwas mehr teilgenommen als die Buben. Bis auf Emmering sind als Wohnort der Befragten alle Landkreiskommunen vertreten. Die Kreisstadt haben mit zwölf Prozent die meisten angegeben, es folgen Markt Schwaben und Forstinning mit jeweils rund 9,5 und Grafing mit neun Prozent. Etwa 7,5 Prozent der Befragten wohnen in Anzing, erst danach folgen die zweitgrößte Gemeinde Poing sowie Kirchseeon mit etwas über sechs Prozent. Die größte Landkreisgemeinde Vaterstetten haben rund 5,9 Prozent der Befragten als Wohnort angegeben, genauso viele sind es aus Glonn. Aßling und Zorneding liegen jeweils bei knapp fünf Prozent.

Die Umfrage sei ausdrücklich nicht repräsentativ, betonte daher auch Karolina Pfont, Jugendhilfeplanerin im Landratsamt, nun im Ausschuss. Allerdings könne man ein allgemeines Stimmungsbild und Tendenzen ablesen, darüber, was für die jungen Leute in der derzeitigen Situation wichtig sei.

Genau weil die Studie nicht repräsentativ sei "warne ich davor zu sagen, es ist alles nicht so schlimm", so Grünen-Kreisrat Johannes von der Forst. Schließlich gebe es auch genügend Studien, die genau das Gegenteil besagten, dass nämlich viele Jugendliche in der Pandemie Probleme hätten. Auch Florian Robida vom Jugendamt sah keinen Anlass zur Entwarnung: "Ich muss sagen, dass mich die häufige Antwort ,Passt schon' überrascht hat." Es sei aber durchaus möglich, "dass die, wo es eben nicht passt, auch nicht an so einer Umfrage teilgenommen haben". Und vier Prozent hätten immerhin angegeben, nie mit jemandem über ihre Probleme reden zu können, "da müssen wir hinschauen, alle miteinander".

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