Ebersberger Klimathon:Überragendes Engagement

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Nicht nur bei den Demos von Fridays For Future, wie hier in Glonn im vergangenen Jahr, beteiligen sich viele Kinder und Jugendliche - die Jüngsten überzeugten auch beim ersten Ebersberger Klimathon mit ihrem Engagement. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vor allem Jugendliche haben beim ersten Ebersberger Klimathon große Mengen an CO₂ eingespart - in allen Kategorien sind Schulteams ausgezeichnet worden. Eine entscheidende Frage bleibt aber offen.

Von Johanna Feckl, Ebersberg

47,89 Tonnen CO₂ - das entspricht dem Ausstoß einer Fahrt mit einem durchschnittlichen Mittelklasse-Benziner fast fünfeinhalb Mal den Äquator entlang um die Erde, so das Ergebnis des CO₂-Rechners des Bundesumweltamtes. Genau so viel CO₂ haben die etwa 1000 Teilnehmenden des ersten Ebersberger Klimathons während des Aktionszeitraums von 42 Tagen eingespart. "Das Engagement bei uns im Landkreis war wirklich überragend", sagt Klimaschutzmanagerin und Organisatorin Lisa Rütgers. "Ich bin sehr zufrieden mit diesem tollen Ergebnis."

Von 1. März an konnten die Ebersberger mit Hilfe der App "Klimathon" sechs Wochen lang lernen, wie sie ihren eigenen CO₂-Fußabdruck reduzieren können. Dabei gab es in jeder Woche einen anderen Schwerpunkt, zum Beispiel Mobilität, Wohnen, Konsum oder Ernährung. In jedem der Bereiche gab es verschiedene Aufgaben, sogenannte Challenges, zu bewältigen, durch die Klimapunkte gesammelt werden konnten. Je mehr Punkte, desto größer die CO₂-Einsparung - und desto höher die Chancen auf einen Gewinn. Grund: die erfolgreichsten CO₂-Einsparer wurden mit kleinen Überraschungen für ihren Einsatz belohnt. Darüber hinaus gab es noch jede Menge Aktionen und Veranstaltungen von Partnerorganisationen, wie zum Beispiel dem ADFC, die beiden Volkshochschulen im Landkreis, der Agenda-21-Gruppe aus Ebersberg, dem Arbeitskreis Energiewende Kirchseeon, dem Plastikfrei-Stammtisch in Zorneding und noch einigen weiteren.

Vor allem Jugendliche haben beim Klimathon sehr gut abgeschnitten

In der vergangenen Woche ehrte das Landratsamt online die Siegerinnen und Sieger in verschiedenen Kategorien. Dabei wurde deutlich: Vor allem die Jugend im Landkreis hatte sich dem Klimathon und dem Klimaschutz verschrieben. So erhielt bei den Einzelteilnehmenden die Schülerin des Franz-Marc-Gymnasiums in Markt Schwaben, Enna-Luisa Buschner, den ersten Preis. Mit 6400 Klimapunkten hatte sie beinahe zweieinhalb Mal so viele Punkte erreicht wie der Zweitplatzierte, der Ebersberger Stadtrat Jürgen Friedrichs. Beide bekamen vom Korn Biomarkt gesponserte Einkaufsgutscheine geschenkt.

Ebenso landeten in der Kategorie "Team mit den meisten gesammelten Klimapunkten" auf jedem der ersten drei Plätze unter anderem Schulteams: Das Franz-Marc-Gymnasium belegte Rang eins, das Gymnasium Kirchseeon wurde Zweiter, Platz drei ging an das Max-Mannheimer-Gymnasium in Grafing. Als Preis wurden im Namen der ausgezeichneten Teams Bäume gepflanzt. In der Kategorie "Team mit den meisten gesammelten Klimapunkten pro Teilnehmenden" lagen die drei Schulen punktgleich mit anderen Bewerberteams ebenfalls auf den ersten drei Plätzen.

"Die Schülerinnen und Schüler hatten scheinbar wirklich viel Spaß bei der Sache", sagt Klimaschutzmanagerin Rütgers. Dass die Beteiligung gerade in der jungen Altersgruppe so hoch war, bezeichnet sie als eines ihrer Highlights des Klimathons. Und das, obwohl die Kinder und Jugendlichen an manchen Challenges gar nicht teilnehmen hätten können, denn für den Haushalt eingekauft oder Auto gefahren werde da nun einmal noch nicht. Diese fehlenden Punkte hätten sie einfach durch einen umso größeren Einsatz bei den übrigen Aufgaben aufgeholt. "Das ist toll und sehr schön für mich zu sehen."

Die Schülersprecher des Franz-Marc-Gymnasiums haben Mitschüler zur Teilnahme animiert

Dass vor allem das Franz-Marc-Gymnasium so gut abgeschnitten hat, liegt wohl auch an der Werbetrommel, die vor allem die drei Schülersprecher im Vorfeld gerührt haben. "Wir sind durch alle Klassen von der fünften bis zur zehnten Jahrgangsstufe gegangen und haben von dem Projekt erzählt", sagt der 16-jährige Felix Schülein, einer der Schülersprecher. Auch via Plakate im Schulhaus und Instagram haben sie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler zur Teilnahme aufgefordert und sogar in einer Story erklärt, wie die Anmeldung funktioniert. "Dass wir dann gleich in der ersten Woche so weit in Führung gegangen sind, war echt toll", so Schülein weiter.

Der Schulleiter des Markt Schwabener Gymnasiums, Peter Popp, ist stolz auf seine Schülerinnen und Schüler. Vor drei Jahren habe die Schule die Aspekte Ökologie und Nachhaltigkeit in die Schulverfassung mit aufgenommen, zu Beginn des Jahres wurde das Gymnasium als "Umweltschule" ausgezeichnet. "Wir haben als Schulfamilie einen großen Willen, hier wirklich etwas zu bewegen", sagt Popp. Denn auch viele der Lehrkräfte hätten sich am Klimathon beteiligt. "Und ich hab mich natürlich auch unter die Dusche gestellt und mir gesagt: Heute geht's mal ein bisschen kürzer." Durch den Klimathon sei Klimaschutz noch mehr in den Köpfen als zuvor, so der Schulleiter. "Aber jetzt müssen wir auch dran bleiben - Erfolg verpflichtet schließlich zum Weitermachen!"

Ob es einen zweiten Klimathon geben wird, steht noch nicht fest

Geht der Ebersberger Klimathon kommendes Jahr also in Runde zwei? Das steht noch nicht fest, wie Lisa Rütgers verrät. Zum einen sei das eine Kostenfrage, wobei diese nicht sehr hoch gewesen seien und damit wohl das geringste Problem darstellen würden. "Es ist vor allem eine Kapazitätsfrage, denn die Organisation und Betreuung war sehr aufwendig", so Rütgers, "und das, obwohl ich großartige Unterstützung von vielen Ehrenamtlichen verschiedenster Organisationen hatte." Das freiwillige Engagement habe ihre Erwartungen übertroffen.

Nur dadurch sei es möglich gewesen, dass der Landkreis den Teilnehmenden deutlich mehr Events und Aktionen anbieten konnte als das bei anderen Landkreisen, die einen Klimathon organisiert haben, der Fall war. Es ist naheliegend, dass dieses reichhaltige Angebot der Grund war, weshalb der Kreis Ebersberg doppelt so viele Teilnehmende verzeichnete als andere Klimathon-Landkreise mit vergleichbarer Bevölkerungsgröße.

Aber Rütgers ist durchaus positiv gestimmt. "Wenn die personellen Kapazitäten für die Organisation vorhanden sind und das Interesse in der Bevölkerung weiterhin besteht, dann spricht sicherlich nichts gegen einen zweiten Ebersberger Klimathon."

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