Tatortreiniger:"Am Ende riechen wir alle gleich"

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Seit sieben Jahren arbeitet Michael Friesinger als Tatortreiniger, vier davon in seinem eigenen Betrieb. (Foto: Christian Endt)

Fäkalien, Blut und Leichensaft: Als Tatortreiniger hat Michael Friesinger schon so einige schauderhafte Dinge gesehen und gerochen. Begegnung mit einem, den nichts mehr aus der Fassung bringen kann.

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Als Michael Friesinger den Schlüssel in das Schloss des Anhängers steckt, hält er noch einmal kurz inne. "Obacht", sagt der 45-Jährige. "Das wird jetzt gleich ziemlich danach riechen, wenn man den Kopf ein bisschen reinhält." Er öffnet die Tür. In dem Laderaum stapeln sich Bretter, die früher einmal Möbelstücke waren, gut einen Meter hoch. Darüber sind noch ein paar weitere Teile - ein Tisch, ein Stuhl, ein Stück von etwas, das einst eine Kommode gewesen sein könnte. Wie im Computerspiel "Tetris" ist alles perfekt angeordnet, kaum ein Quadratzentimeter wurde beim Beladen verschenkt. Es riecht nach Holz. Und Zigarettenrauch. Erst nach ein paar Atemzügen kriecht noch ein weiterer Geruch die Nase hinauf. Süßlich. Aber nicht angenehm, wie eine frisch geöffnete Tüte Gummibärchen. Eher beißend-süßlich. Penetrant. Ein Geruch, der Ekel empfinden lässt - und den dringenden Wunsch, ihn möglichst schnell wieder los zu werden. Friesinger schließt die Anhängertür. "So riecht es, wenn eine Leiche zwei Wochen in der Wohnung liegt", sagt er. Friesinger ist Tatortreiniger.

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