Dorothee Bär in Ebersberg:Wenn der Lenz dem Landrat das Tablet verwässert

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Dorothee Bär (CSU), Staatsministerin für Digitalisierung, am Dienstagnachmittag im Autohaus Ebersberg - flankiert von den Parteikollegen Robert Niedergesäß (links) und Andreas Lenz. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Ebersberg ersetzt Dorothee Bär ihr prominentes Sissi-Kostüm durch Rock und Bluse. Ein Tollpatsch und ein Geburtstagskind stehlen der Digital-Ministerin die Show.

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Als das Glas kippt, zeigt die Digitaluhr 16 Uhr an. Mineralwasser läuft über Silizium, genauer: über das Tablet des Geburtstagskinds Landrat Robert Niedergesäß. Welch prickelnder Moment. Mit dem Klirren wandern die Blicke des Publikums von der Rednerin zum Landrat, der sein Gerät gerade mit dem wahlwerbenden Brillenputztuch der Frauenunion säubert. Mit diesem Tag hat Niedergesäß 49 Lenze auf dem Buckel, und einen neben sich. Andreas Lenz: der Übeltäter mit dem Wasserglas, das jetzt nicht einmal mehr halb voll ist. Während Lenz sein unschuldigstes Bundestags-Lächeln aufsetzt, stülpt Niedergesäß seinem Tablet einen eiförmigen CSU-Fahrradsitzschoner über. Als wäre er im Besitz eines Eipads.

Es ist die Szene dieses Dienstagnachmittags im Autohaus Ebersberg, weil sie die Schwächen andeutet, die das digitale Zeitalter mit sich bringt. Etwa die Anfälligkeit für Feuchtigkeit. Stargast Dorothee Bär, CSU, seit zwei Jahren Staatsministerin für Digitalisierung, spricht naturgemäß über die Vorteile ihrer Branche. Auf Einladung der Ebersberger CSU macht die 41-Jährige vor knapp 50 Gästen im Autohaus Werbung für autonomes Autofahren und für Social Media-Nutzung von Landratsämtern. Zuvor hatte Niedergesäß von rechtlichen Bedenken in seiner Behörde bei Facebook-Posts gesprochen. Bär gibt eine Empfehlung: "Einfach mal machen, lieber nachher entschuldigen."

Dann kippt das Glas, nicht aber die Stimmung. Wo es doch vier Wochen vor der Wahl darum geht, Zuversicht und Heiterkeit auszustrahlen. Stargast Bär hat zu diesem Anlass dennoch auf das viel beachtete Sissi-Kostüm von der Frankenfastnacht am Wochenende verzichtet und das weiße Rüschenkleid durch Rock und Bluse ersetzt. Um Frauen das modische Leben zu erleichtern, macht sie in ihrer Rede Werbung für das Verbot das sogenannten "Upskirting & Downblowsing", also das Fotografieren unter den Rock oder ins Dekolleté. Keiner der anwesenden Fotografen gerät hier wegen seines Bildausschnitts in Verdacht.

Wie digital ist der Landkreis Ebersberg? Im gläsernen Autohaus ist LTE empfangbar, geht es aber in ländlichere Gefilde, sind die mobilen Geräte auch ohne Wasserschaden reichlich lahm. Der Ebersberger CSU-Bürgermeister-Kandidat Alexander Gressierer erklärt in seiner Rede, dass er die Stadt beim Thema Digitalisierung "auf höchst möglichen und fortschrittlichsten Stand" bringen wolle. Worauf die Digitalisierungs-Ministerin ihn bei seinem kühnen Vorhaben und dem dafür nötigen Wahlsieg ermutigt. Bär war wie Gressierer 24, als sie erstmals in den Bundestag gewählt wurde: "Das richtige Alter, um durchzustarten."

© SZ vom 19.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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