Posse in Forstinning:Voll Pfosten

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Die meisten Pflöcke tragen Hinweise des Bundes Naturschutz. (Foto: Bund Naturschutz/oh)

Zum Schutz vor Wildparkern bestückt der Bund Naturschutz Forstinning seine Streuobstwiese mit Holzpflöcken - was offenbar jemanden stört.

Von Korbinian Eisenberger, Forstinning

Der Ort Forstinning steht vor einem Rätsel. Gesucht wird ein anonymer Schilderbastler, der ganz offenbar ein kritischer Ästhet ist. Nicht anders ist seine Botschaft zu verstehen, die er unlängst in der Ortschaft hinterlassen hat: "Lieber Wanderer, Hier können Sie an einem anschaulichen Beispiel sehen wie die neue VERBOTSPARTEI die GRÜNEN zusammen mit dem BUND (Naturschutz) jetzt auch in Forstinning mit ihren Aktionen unsere schöne Landschaft verschandelt."

In Forstinning gibt es Zoff wegen einer Streuobstwiese am östlichen Ortsrand, die dem Bund Naturschutz (BN) gehört und zuletzt immer häufiger zum Parkplatz umfunktioniert wurde. So lange, bis der Forstinninger BN zum Schutz der Wiese eine Reihe Holzpfosten aufstellte. Ihre Aufgabe haben die Pflöcke offenbar erfüllt, seither stehen so gut wie keine Autos mehr da. Allerdings haben sie damit nicht nur Wildparker abgeschreckt, sondern auch jemanden aufgeschreckt. Dieser Jemand hat seine Botschaft an einen der Pfähle getackert. Einlaminiert, aber unsigniert.

Wer ist der unbekannte Ästhet? Diese Frage beschäftigt die Vorsitzende der Forstinninger BN-Ortsgruppe Eva Maria Wirth. Ihr sei schleierhaft, wer hinter dem Schild stecke, sagt die 59-Jährige bei einem Telefonat am Montag. Das Aufstellen der Pfähle sei "eine Notaktion" gewesen, zuletzt habe die Zahl der Wildparker arg zugenommen. "Dabei haben wir auf unserer Wiese erst im Herbst 2500 neue Blumenzwiebel gepflanzt", sagt sie. Kombiniert mit Regenfällen verwandelte sich die frisch gesäte Blumenzwiebel-Wiese stellenweise in ein Sumpfgebiet.

Spaziergänger müssen nun vor dem Spaziergang einen Fußmarsch in Kauf nehmen

Einer der Pflöcke wurde vor einer Woche mit einer einlaminierten Botschaft versehen. Die Frage ist, von wem sie stammt. (Foto: Bund Naturschutz/oh)

Indessen fahndet der BN nach dem Holzpflock-Kritiker. "Es muss jemand sein, der da unten rumläuft und sich am Bund Naturschutz und an den Grünen stört", so die Einschätzung von Eva Maria Wirth. Mutmaßlich liegt sie damit nicht komplett daneben, da das Verwenden des Begriffs "Verbotspartei" doch eher selten für große politische Verbundenheit steht. Erstaunlich ist, dass die Ökopartei hier überhaupt erwähnt wird. "Mit den Grünen hat das Grundstück nichts zu tun", sagt Wirth. Bei der Finanzierung der Blumenzwiebeln im Herbst halfen die örtlichen Imker, eine Bündnis-Aktion also, aber nicht mit dem Bündnis 90 der Grünen.

Als mögliche Schildbürger bleiben noch verärgerte Wildparker, die nun auf den Waldfriedhof ausweichen müssen. Dem Vernehmen nach handelte es sich hierbei überwiegend um Spaziergänger, die ihr Auto bisher auf der Streuobstwiese abstellten ehe sie sich zu Fuß fortbewegten. Ihnen wird das Freizeitvergnügen durch die Pfosten nun dahin gehend erschwert, dass sie vor dem Spazierengehen einen Fußmarsch in Kauf nehmen müssen.

Die Gehzeit hat Eva Maria Wirth mit einer Stoppuhr gemessen: Vier Minuten dauert es vom Parkplatz des Waldfriedhofs bis zur Wiese mit den Pfosten. Möglicherweise ist dieser Fußmarsch das Motiv hinter dem Schild. Vielleicht aber bezweckt der rätselhafte Ästhet etwas ganz anderes. Vielleicht geht es ihm um die zermatschte Wiese und den Erhalt dieses morbiden Zustandes. Ganz im Sinne der Ästhetik des Hässlichen.

© SZ vom 18.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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