Floristen in Corona-Zeiten:Rote Rosen und große Ängste

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Die Blumenhändler im Landkreis Dachau haben sich schnell an die geltenden Bestimmungen angepasst und bieten nun die Möglichkeit zum Click-and-Collect an, einige liefern auch aus oder haben Onlineshops. Sorge bereitet vielen vor allem die Konkurrenz durch die Supermärkte

Von Julia Putzger, Dachau

Ob der oder die Liebste am Valentinstag einen prallen Strauß roter Rosen oder doch eher einen bunten Mix an Frühlingsblumen bekommt, ist Geschmackssache. Spontan in Mitten der bunten Sträuße im Blumenladen entscheiden, das kann der Schenkende heuer aber jedenfalls nicht. Denn anders als etwa in Hessen oder Nordrhein-Westfalen müssen die Floristen in Bayern ihre Geschäfte im Lockdown geschlossen halten. Sie überbrücken die Zeit mit Click-and-Collect-Angeboten und mancherorts im Landkreis kann man die Valentinstagsblumen sogar im Onlineshop bestellen.

Gute Planung ist heuer also alles - das gilt für die Kunden, aber besonders für die Floristen. Denn sie müssen die Ware bestellen und die Sträuße vorbereiten, damit auch jeder in dem knappen Zeitfenster seine Blumen abholen kann. Dank einer Sonderregelung dürfen die Blumenläden an diesem Sonntag immerhin vier Stunden, von acht bis zwölf Uhr mittags, für die Abholung vorbestellter Blumen öffnen. Prognosen, wie viel Umsatz der Valentinstag dieses Jahr bringen wird, sind schwierig. Mitte der Woche fielen die Urteile darüber noch gemischt aus: Während beispielsweise Regina Ramoser, Inhaberin von Reginas Blumenladen in Markt Indersdorf urteilt, dass "die Kunden brav bestellen", berichtet Markus Bopfinger, Inhaber des Dachauer Blumenladens Blumenfenster, von bisher eher verhaltenen Bestellungen. Denn, so unisono die Rückmeldungen der Floristen im Landkreis Dachau: Blumen kauft die Mehrheit der Kunden eigentlich lieber spontan.

Sich spontan im Geschäft von der großen Auswahl an verschiedenen Blumen inspirieren lassen, ist derzeit nicht möglich. (Foto: Toni Heigl)

Und dennoch, unterkriegen lassen sich die Blumenläden im Dachauer Land nicht so leicht: "Man macht das Beste draus, bemüht sich, auch wenn es viel mehr Aufwand ist. Ich glaube nicht, dass wir Aussterben, aber wir müssen am Ball bleiben", sagt Ramoser. Das Click-and-Collect-Angebot und die optionale Lieferung seien mit wesentlich mit mehr Büroarbeit im Hintergrund verbunden. "Es ist ein komplett anderes Arbeiten, vor allem wenn wir hauptsächlich liefern", weiß Verkäuferin Christiane aus der Gärtnerei Roth in Hebertshausen. Und auch die Betreuung des Onlineshops, den Bopfinger für das Blumenfenster eingerichtet hat, ist aufwendig: Die Sträuße müssen fotografiert und ein kurzer Beschreibungstext dazu verfasst werden, erst dann kann der eigentliche Verkauf starten. Dadurch, dass die Kunden online ein fertiges Produkt wählen, gehe auch viel Individualität verloren, bedauert der Florist. Gleichzeitig sei es jedoch schwierig, immer alles anbieten zu können: "Blumen sind frische Ware. Darum ist die Planbarkeit in unserer Branche ein Problem."

Neele Niedersteiner vom Dachauer "Blumenfester" erfüllt ihren Kunden gerne alle Blumen-Wünsche zum Valentinstag. (Foto: Toni Heigl)

Ulrike Lawitschka, Inhaberin des Blumenstudio Karlsfeld, verzichtet auch deshalb auf einen Social Media-Auftritt oder Onlineshop, bestellen kann man bei ihr nur telefonisch. Diejenigen, die das Angebot nutzen, sind zumeist Stammkunden, erzählt Lawitschka: "Die kennen unseren Stil und lassen uns dann relativ freie Hand - da bin ich froh drum." Trotzdem: Im Vergleich zum Normalbetrieb um diese Jahreszeit ist weniger als halb so viel los wie sonst. Die Karlsfelder Floristin sagt deshalb: "Im März müssen wir wieder öffnen. Sonst wird es für alle Beteiligten schwierig."

Eine Beratung ist derzeit auch bei Georg Roth von der Gärtnerei Roth aus Hebertshausen nur telefonisch möglich. (Foto: Toni Heigl)

Doch selbst wenn der normale Kundenbetrieb wieder möglich wäre, ist das aus der Sicht von Florist Bopfinger noch nicht das Ende der schwierigen Zeit. Denn auch Veranstaltungen und Hochzeiten sind sonst ein wichtiges Standbein für ihn - bis diese wieder stattfinden, könnte es aber noch eine Weile dauern. "2020 ist relativ gut gelaufen für uns. Aber ich befürchte, dass man heuer vorsichtiger sein wird", so der Blumenfenster-Inhaber.

Einen Vorteil haben in dieser Hinsicht die Blumenläden, die Teil einer Gärtnerei sind. Christine Bichl von der Gärtnerei Bichl in Oberzeitlbach erzählt etwa: "Wir sind nicht so schlecht dran und noch zufrieden, auch weil wir keine Miete bezahlen müssen." Sie hofft jedoch, dass die Floristen spätestens mit den ersten milden Tagen wieder in den Normalbetrieb übergehen können, da die Nachfrage nach den ersten Salatsetzlingen oder Frühblühern wie Primeln dann wohl für mehr Andrang sorgen werde. Denn: "Schon im letzten Frühjahr war es gleich so, dass die Leute gemerkt haben, dass sie nicht in den Urlaub fahren können und haben dann stattdessen viel Schönes für die Terrasse und den Garten gekauft." Auch Verkäuferin Christiane aus der Hebertshausener Gärtnerei Roth kann das bestätigen. Vor allem das selbst gezogene Gemüse sei sehr beliebt gewesen im vergangenen Jahr. Einen weiteren Trend hat Ramoser aus Indersdorf erkannt: Trockenblumen seien aktuell sehr beliebt. Auch im Blumenfenster-Onlineshop sind sie erhältlich und werden sogar per Post verschickt.

So gut sich die Floristen im Landkreis auch an die aktuelle Situation angepasst haben, eine Sache erhitzt die Gemüter doch sehr: Der Verkauf von Blumen und Pflanzen in den Supermärkten. "Die meisten Blumenläden sind relativ klein, sodass auch vorher schon nur zwei oder drei Leute reingelassen wurden. Wir könnten das gut kontrollieren", erklärt Floristin Lawitschka aus Karlsfeld. Dahingegen herrsche in den Supermärkten zu den Stoßzeiten richtiges Gedränge, findet auch Bichl aus Oberzeitlbach. "Aber das betrifft leider nicht nur uns, sondern alle Geschäfte. Es ist ungerecht", klagt sie. Besonders, da die großen Ketten Blumen oftmals zu Preisen verkauften, zu denen die Floristen sie kaum im Einkauf bekommen. Regina Ramoser sagt deshalb: "Ich bin dankbar, wenn die Kunden an uns denken. Und bei vielen sehe ich dann auch beim Ausliefern richtig, wie sie sich über unsere Blumen freuen."

© SZ vom 12.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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