Jahresrückblick 2023:Das Jahr 2023 im Landkreis Dachau: September bis Dezember

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150 Menschen setzen bei strömendem Regen in der Dachauer Altstadt ein Zeichen gegen Antisemitismus. (Foto: Toni Heigl)

Der Sommer klingt mit dem Kult-Festival aus, dann erschüttert der Überfall der Hamas auf Israel den Landkreis. Das waren die letzten Monate des Jahres in Dachau.

Von Morris Zalesjak, Dachau

September

180 ehrenamtliche Helfer veranstalten auf der Ludwig-Thoma-Wiese das "Kult-Festival". Rund 10 000 Dachauerinnen und Dachauer besuchen in fünf Tagen Workshops, Konzerte und Vorträge.

Bei der langen Nacht der offenen Türen präsentiert die Dachauer Kulturszene an 28 Orten spannende Ausstellungen.

Das Kult-Festival in Dachau ist im September einmal mehr ein Besuchermagnet. (Foto: Niels P. Jørgensen)

In Kleinberghofen tüfteln Christian Stoffels und seine Mitarbeiter an Lösungen für die Energiewende. Mit seinem Unternehmen Solaris versorgt er Hausdächer mit Photovoltaik-Modulen.

Der Shoah-Überlebende Ernst Grube wurde lange staatlich verfolgt. Jetzt erhält der Präsident der Lagergemeinschaft Dachau das Bundesverdienstkreuz für sein Engagement für die Erinnerungskultur.

Oktober

Viele Menschen im Landkreis Dachau sind erschüttert über die Terrorangriffe der Hamas. Die KZ-Gedenkstätte sorgt sich um Holocaustüberlebende und deren Familien. Unterdessen berichtet Greta Fischers Neffe, wie Terroristen versuchten, seinen Kibbuz zu überfallen.

Matthias Gramlich klagt vor dem Arbeitsgericht gegen seine Abmahnung des Helios Amper-Klinikums. Der Kranken-Pfleger wirft der Krankenhausführung unlautere Methoden im Umgang mit dem Betriebsrat oder Mitarbeiterkritik vor.

Demonstration der Gewerkschaft für den Pfleger Matthias Gramlich, der seit Jahren Mängel im Dachauer Klinikum kritisiert. (Foto: Robert Haas)

Auf dem Gelände der Dachauer Bereitschaftspolizei liegt ein "zeitgeschichtlich bedeutsames Relikt ersten Ranges", wie die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Gabriele Hammermann ausdrückt. Dabei handelt es sich um einen vergessenen Bier- und Partykeller im Gebäude der ehemaligen SS-Kommandantur.

Madeleine Wienforth ist die letzte verbliebene Flüchtlingshelferin im Helferkreis Röhrmoos. Nach der Gründung 2014 waren rund 40 Freiwillige aktiv. Jetzt ist die 75-Jährige allein.

Im Kampf gegen den Brustkrebs versorgt die Influencerin Corinna Loroff ihre Follower mit Tipps aus ihrem Alltag und nimmt sie mit auf ihren Weg gegen die Krankheit.

SZ PlusTherapie in der Öffentlichkeit
:Die Brustkrebs-Bekämpferin

Im Mai wird bei Corinna Loroff Brustkrebs diagnostiziert. Nun macht sie eine Chemotherapie - statt sich zurückzuziehen, nimmt sie ihre 70 000 Instagram-Followerinnen auf ihrem Weg durch die Krankheit mit.

Von Jacqueline Lang

Interne Dokumente der Dachauer Ausländerbehörde geben Einblicke ins Asylverfahren. Sie zeigen die Hürden für Geflüchtete beim Behördengang. Und wie ein Missverständnis im schlimmsten Fall zur Abschiebung führen kann.

November

Der Holocaust-Überlebende Abba Naor spricht über jüdisches Leben in Deutschland und erzählt, was er sich nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober von der Bundesregierung wünscht.

Akteure aus der Dachauer Zivilgesellschaft rufen angesichts der hohen Zahl judenfeindlicher Übergriffe zu einer Mahnwache gegen Antisemitismus auf. 150 Menschen versammeln sich anschließend bei strömendem Regen in der Dachauer Altstadt.

Das Gewerbegebiet Dachau-Ost mit seinen vielen Einzelhandelsgeschäften und Parkplätzen bringt einige Probleme mit sich: zu viel Autoverkehr, zu große Konkurrenz für die Altstadt, zu hohe Temperaturen im Sommer. Jetzt soll es erneuert werden.

Das Landratsamt vergibt Aufträge zum Schutz von Asylunterkünften immer wieder an ein Sicherheitsunternehmen, das dem Chef der Ausländerbehörde gehört. Kritiker sehen einen Interessenkonflikt - auch weil wichtige Unterlagen offenbar fehlen.

Dezember

Wenn Menschen im Sterben liegen und Angehörige Hilfe brauchen, können sie sich an den Hospizverein wenden. Über ihre Erfahrungen mit dem Tod und die Hilfe durch die Hospizbegleitung erzählt die Betroffene Christine Remlinger.

Massenhafter Neuschnee stürzt weite Teile Bayerns tagelang ins Chaos. Auch der Landkreis bleibt dabei nicht verschont. Es dauert Tage, bis die Straßen geräumt sind, der ÖPNV kommt zeitweise ganz zum Erliegen. Der S-Bahn-Verkehr zwischen Petershausen und Dachau ist für mehrere Tage eingestellt. Die Wut der Pendler lässt nicht lange auf sich warten.

Schlittenfahren in der Stadt: Der Karlsberg in Dachau wird zur Rodelbahn. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Mitarbeiter des Winterdienstes sind im Dauereinsatz. (Foto: Toni Heigl)

Einzelhändler in der Münchner Straße sorgen mit einer Verhüllungsaktion für Aufsehen. Sie protestieren dagegen, dass immer mehr Menschen ihre Einkäufe online tätigen. Mit der Aktion machen sie darauf aufmerksam, wie das Stadtbild ohne Geschäfte aussähe.

Unternehmer Lorenz Reischl kaufte vor drei Jahren ein altes, unbewohntes Haus, sehr zur Verwunderung seines Umfelds. Jetzt erstrahlt das "Stafflerhaisl" in Großberghofen in neuem Glanz und ist ein Aushängeschild für die Denkmalpflege im Landkreis.

Die Dachauer Stadträte beschließen mehrheitlich den Haushalt für 2024. Dieser ist von großen Einsparungen geprägt. Immerhin: In den Beratungen im Vorfeld haben sich die Gräben zwischen den Fraktionen scheinbar verkleinert.

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:Wahlsieger und zerstörtes Vertrauen

Während die Affäre um Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger Akteure der Erinnerungskultur in Dachau erschüttert, erleben die Freien Wähler ihre Sternstunde. Ihr Kandidat Johann Groß schafft es in den Landtag. Über seinen Parteichef will der aber nicht reden.

Von Thomas Radlmaier

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