Holocaustüberlebender:"Wir sind auf uns allein gestellt"

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"Als Überlebender der Shoah kann ich nur sagen: Juden müssen immer vorbereitet sein. Jeden Tag kann etwas geschehen": Abba Naor. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Vizepräsident des Internationalen Dachau-Komitees, Abba Naor, spricht über offenen Judenhass auf deutschen Straßen, das dröhnende Schweigen in der Gesellschaft und sieht die anfängliche Solidarität mit Israel in der Politik schwinden.

Interview von Helmut Zeller

Seine Geschichte hat Tausende bewegt. Seit 30 Jahren tritt der Israeli Abba Naor, 95, Vizepräsident des Comité International de Dachau (CID), als Zeitzeuge vor Schülern, Studenten und Bundeswehrsoldaten auf. Als die Wehrmacht am 22. Juni 1941 die Sowjetunion überfiel, ermordeten deutsche Einsatzgruppen und Litauer in nur fünf Monaten bis Ende November 133 346 der etwa 200 000 litauischen Juden. Naor, 1928 in Kaunas geboren, überlebte das Ghetto, das KZ Stutthof und die Dachauer Außenlager Utting und Kaufering I. Heute gibt es Filmdokus und Presseartikel über sein Leben, er hat viele Auszeichnungen erhalten - die Anerkennung freut ihn. Aber für ihn ist vor allem die Jugend wichtig, die eine bessere Zukunft bauen soll. Doch der 7. Oktober, der Tag der Massaker der Hamas an israelische Zivilisten, hat seine Hoffnung auf diese bessere Zukunft ohne Judenhass erschüttert.

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