Umstrittener Auftritt beim "Dark Easter Metal Meeting":Rechtsextrem oder nur provokant?

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Die Geister, die man rief: Taake (hier 2022 in Oslo) traten bereits 2018 im Backstage auf. Damals habe es keine Absageforderungen oder Kritik gegeben, schreibt das Backstage. (Foto: IMAGO/Gonzales Photo/Terje Dokken)

Ein linkes Bündnis fordert die Absage des Konzertes der Metalband "Taake" im Münchner Kulturzentrum Backstage.

Von Michael Zirnstein

Er spuckte ins Publikum, warf mit Zigaretten, und vor allem hatte er sich ein Hakenkreuz auf die Brust gemalt. Der Sänger Ørjan Stedjeberg alias Hoest entschuldigte sich bald nach dem Auftritt für diese "Provokation", nannte dabei aber auch den Betreiber des Clubs einen "Untermenschen", der "einem Muslim einen blasen" könne. Der Vorfall um die norwegische Band Taake in Essen am 20. März 2007 ging als "Swastika-Skandal" in die Heavy-Metal-Geschichte ein.

Und er wirkt bis heute nach. Taake sollen bald im Münchner Kulturzentrum Backstage spielen. Das "Linke Bündnis gegen Antisemitismus München" (LBGA) fordert gemeinsam mit dem Jungen Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft München und dem Verein Respect & Remember Europe, den Auftritt im Rahmen des Festivals "Dark Easter Metal Meeting" (30. und 31. März) abzusagen. Denn: "Es gibt viele belegte Hinweise darauf, dass es sich um eine durch und durch rechte Band handelt."

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Backstage-Betreiber Hans-Georg Stocker und sein Team wollen Taake nicht ausladen. In einem auf ihrer Internetseite veröffentlichten Statement sagen sie, sie hätten sich "lange und intensiv" mit den Vorwürfen auseinandergesetzt. Die Band sei politisch nicht aktiv und auffällig, neue Vorfälle seien ihnen nicht bekannt. Stocker sagt, er habe eine Stellungnahme von Hoest eingeholt, in dem der von rechtsextremer Gesinnung Abstand nehme (eine Anfrage der SZ ließ der Sänger unbeantwortet). "Wir stehen zu unserem Ansatz, Menschen eine zweite Chance zu geben, sofern sie sich tatsächlich von ihren vergangenen Fehlern glaubwürdig distanzieren, wie wir das bei Taake annehmen", schreibt das Backstage und bleibt "offen für Diskussionen".

Das abgrundtief Böse oder nur ein Provokateur: Taake-Frontmann Ørjan Stedjeberg alias Hoest. (Foto: Stig Pallesen)

Das Bündnis, zu dem auch die Grüne Jugend München gehört, wirft Hoest hingegen eine "doppelbödige Kommunikation" vor. Die Distanzierung würde jene, "die naiv genug sind", beruhigen, Rechten aber signalisieren, "dass er doch einer von ihnen ist". In einem mehrseitigen offenen Brief legen sie ihm "mehrere rassistische Statements gegen Muslime", antisemitische Inhalte bei seiner Band und bei Gast-Beiträgen sowie eine Vernetzung im Nationalsozialistischen Black-Metal-Milieu (NSBM) zur Last. Die Australien-Tour von Taake 2023 sei mit dieser Argumentation abgesagt worden. Das LBGA fordert vom Backstage, Taake auszuladen, "um eine Normalisierung des Rechtsextremismus zu verhindern". Die anderen 32 Bands des "Dark Easter Metal Meetings" stuft man hingegen als "unproblematisch" ein.

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