Selten ballen sich Probleme so wie bei deutschen Schweineställen. Sie rechnen sich nicht, weil hierzulande mehr Schweinefleisch produziert als gegessen wird, das Ausland aber nicht mehr genug abnimmt. Sie werfen mehr Gülle ab, als sich auf Äckern und Weiden sinnvollerweise verteilen lässt, was wiederum das Grundwasser belastet und Deutschland absehbar in einen Clinch mit Brüssel bringt. Schweine werden in diesem System "produziert" und am Fließband geschlachtet. Die Masse macht's, und die meisten Verbraucher machen mit.
Am Mittwoch schalteten sich die Spitzen der Branche zum Krisengipfel zusammen, allerdings nicht wegen ökologischer oder ethischer Probleme. Den Schweinehaltern geht es schlecht, seit Corona und die Afrikanische Schweinepest den Fleischabsatz gedrückt haben. Die Kühlhäuser sind voll mit unverkauftem Schweinefleisch, weswegen der Handel nun über einen "Abverkauf" nachdenkt. Fleisch soll wieder mal verramscht werden, diesmal vorgeblich zum Wohl der Landwirte. Wer wissen will, wie es mit der Tierhaltung in Deutschland so weit kommen konnte, findet in diesem "Krisengipfel" jede Menge Antworten.
Die Lösungen fürs Tierwohl sind nah - wenn man sie denn will
Denn mit dem Kern des Problems hat er sich nicht befasst: Es gibt zu viele Ställe in Deutschland, und in diesen Ställen zu viele Schweine, denen es deshalb zu schlecht geht. Dabei gäbe es viele gute Ideen: Die Niederlande zahlen Prämien für die Stilllegung von Ställen. Die Zahl des Viehs in den Ställen ließe sich konsequent an entsprechend große Äcker und Weiden knüpfen; das würde helfen, Kreisläufe zu schließen. Eine "Tierwohl-Abgabe", ein Aufschlag auf jedes Kilo Fleisch, könnte Geld für bessere Ställe eintreiben. Weniger Schweine in besseren Ställen, die sich für besseres Geld verkaufen ließen, plus schrittweise höhere Standards, die das von allen Schweinehaltern verlangen: Selten liegen Lösungen eines großen Problems so auf der Hand. Wenn man sie denn will.