Aktuelles Lexikon:Hinterfotzig

Derber bairischer Ausdruck, der dem derart Gescholtenen charakterliche Schwächen attestiert. So wie im Fall der AfD gerade durch Innenminister Herrmann geschehen.

Von Dominik Fürst

In Bayern ist das Schimpfen eine gewissermaßen demokratische Kunstform, manchmal klingen Politiker deshalb wie gewöhnliche Wirtshausdebattierer. Wenn Innenminister Joachim Herrmann (CSU) das Verhalten der AfD im Landtagswahlkampf und besonders nach dem Vorfall um ihren Vorsitzenden Tino Chrupalla in Ingolstadt als "hinterfotzig" bezeichnet, darf man sich davon aber nicht täuschen lassen: Es handelt sich nicht um einen vulgären Ausdruck. Derb ist es schon, jemanden hinterfotzig zu nennen, klar. Im Bairischen bedeutet der Begriff so viel wie gemein, hinterlistig, intrigant und beschreibt definitiv einen Menschen mit schlechtem Charakter. Hergeleitet ist das Adjektiv vom Wort "Fotzn", womit - verwirrend für mittel- und hochdeutsche Hörgewohnheiten - in Bayern freilich der Mund gemeint ist. "Die Bedeutung, die das Wort Voze in Mittel- und Hochdeutschland hat, wird ihr in Bayern nie unterlegt", heißt es dazu schon im Wörterbuch "Kraftbayrisch" von Georg Queri aus dem Jahr 1912. Was nun Innenminister Herrmann anprangert, ist der Versuch der AfD, aus einem angeblichen Angriff auf einen der Ihren "Kapital zu schlagen, ohne die Ermittlungen abzuwarten". Unausgesprochen schwingt dabei der Vorwurf der hinterlistigen Inszenierung mit. Die wäre mit dem Wort hinterfotzig dann treffend beschrieben.

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