Deutsch-russisches Verhältnis:Entspannt euch

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Deutsch-russisches Verhältnis: Brandt und Breschnew, fast wie Brüder: Der Bundeskanzler und der sowjetische Staats- und Parteichef im September 1971 während einer Bootsfahrt vor der Krim.

Brandt und Breschnew, fast wie Brüder: Der Bundeskanzler und der sowjetische Staats- und Parteichef im September 1971 während einer Bootsfahrt vor der Krim.

(Foto: Alfred Hennig/picture-alliance / dpa)

Es ist gerade in Mode, auf Willy Brandts Ostpolitik herumzuprügeln. Das verkennt: Der Sozialdemokrat war Realist und ein Politiker der Stärke.

Von Joachim Käppner

Ein einziger Satz Willy Brandts, schrieb Claus-Heinrich Meyer 1970 lobend in der Süddeutschen Zeitung, sei "die kürzeste und wahrste Interpretation" der neuen Entspannungspolitik. Der SPD-Bundeskanzler hatte in einer Fernsehansprache aus Moskau gesagt: "Mit diesem Vertrag geht nichts verloren, was nicht längst verspielt worden wäre." Mit der Unterzeichnung des deutsch-sowjetischen Vertrags hatten beide Seiten einen Gewaltverzicht versprochen und die Westgrenze Polens bestätigt - was dem deutschen Verzicht auf die früheren Ostgebiete dort gleichkam und in der Bundesrepublik einen von der oppositionellen CDU orchestrierten Orkan des Protestes losbrechen ließ. Dabei waren diese Gebiete längst verloren, "verspielt nicht von uns, die wir in der Bundesrepublik Deutschland politische Verantwortung tragen", so Brandt weiter. "Sondern verspielt von einem verbrecherischen Regime, dem Nationalsozialismus."

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