Neu in Kino & Streaming:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Lesezeit: 4 min

Teyonah Parris als Captain Monica Rambeau in "The Marvels". (Foto: Laura Radford/AP)

Die Superhelden sind zurück in "The Marvels". Und der Dokumentarfilm "Für immer" porträtiert eine jahrzehntelange Liebe. Die Starts der Woche in Kürze.

Von Philipp Bovermann, Sofia Glasl, Fritz Göttler, Kathleen Hildebrand, Tobias Kniebe, Annett Scheffel, Philipp Stadelmaier, Anna Steinbauer und Anke Sterneborg

Ein ganzes Leben

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Tobias Kniebe: Hier ist alles drin, was der Heimatfilm, Unterabteilung Bergfilm, seit jeher braucht: starke, ja man muss sagen knorrige, nicht sehr redselige Typen (männlich wie weiblich); grandiose Panoramablicke; harte Arbeit, böse Verhältnisse von Herrschaft und Knechtschaft; Schicksalsschläge, Lawinenunglücke, Kriege. Auch wahre Liebe, aber die natürlich viel zu kurz. Und ja, das ganze Leben des Knechts und Gelegenheitsarbeiters Andreas Egger (Stefan Gorski, später August Zirner) wird erzählt. Regisseur Hans Steinbichler versucht, die ansprechende Kargheit in Robert Seethalers Romanvorlage zu bewahren, und kämpft recht erfolgreich gegen den inhärenten Drang des Kinos, alles Schicksalshafte ins Melodram zu steigern.

Franky Five Star

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Sofia Glasl: Job, Familie, Freundschaft, Liebe - der Mittzwanzigerin Franky schwirrt der Kopf von all den Rollen, die das Leben ihr abverlangt. Filmemacherin Birgit Möller inszeniert Frankys sprunghaftes Oberstübchen als zerwohntes Fünf-Sterne-Hotel, das mehrere Persönlichkeiten mehr schlecht als recht am Laufen halten. Die wollen abwechselnd feiern, sich verlieben, das System umstürzen oder einfach nur nicht durchdrehen. Das klingt, als wären die Emotionen aus "Alles steht Kopf" in eine von Wes Andersons Retro-Welten eingezogen, um eine von Charlie Kaufmans zerebralen Romanzen zu durchleben. Doch dieses skurrile Konzept geht auf - nicht zuletzt, weil Lena Urzendowsky die unberechenbaren Stimmungswechsel so wunderbar auffächert: bodenständig und bezaubernd, nervig und nachvollziehbar zugleich.

Fremont

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Annett Scheffel: Donya ist eine von Zehntausenden afghanischen Migranten im kalifornischen Fremont. Vor ihrer Flucht hat sie in Kabul für das US-Militär als Übersetzerin gearbeitet. Jetzt tippt sie Zettelbotschaften in einer Glückskeksfabrik und sitzt abends einsam im Einzimmerappartement. Von Suche und Trauma dieser jungen Frau erzählt Regisseur Babak Jalali in wunderschönen, ruhigen Schwarz-Weiß-Bildern - sichtlich inspiriert von Jim Jarmusch. Ein Independent-Film, wie man ihn länger nicht gesehen hat: unaufdringlich, wehmütig, mit trockenem Humor und viel Sinn für die Absurditäten des amerikanischen Alltags.

Für immer

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Kathleen Hildebrand: Die Glieder sind schon steif, Dieter muss die Flasche Rotkäppchensekt abstellen und seiner Frau Eva vom Sofa aufhelfen. Aber dann tanzen sie, Silvester 2022, nach 69 gemeinsamen Jahren, beide Mitte 80. Die Regisseurin Pia Lenz nimmt in ihrer Doku die Liebesgeschichte eines Paares vorsichtig in die Zange, stellt Fotos und Tagebucheinträge aus der Vergangenheit den Bildern eines gemeinsamen Lebensabends gegenüber. Dass das niemals nur exemplarisch wirkt, wie ein "so ist das Leben", sondern immer spezifisch und deshalb poetisch, liegt an dem hochliterarischen Ton von Evas Tagebüchern, den ruhigen Bildern, der perfekten Musikauswahl. Ein berührender, versöhnlicher Film über die Vergänglichkeit.

Joyland

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Anna Steinbauer: Das Spielfilmdebüt des pakistanischen Regisseurs Saim Sadiq ist eine Revolution. In dem queeren Liebesdrama rund um den Tagträumer Haider spielt Alina Khan als erste Transgender-Person die Hauptrolle der Tänzerin Biba in einem großen pakistanischen Film. Haider bekommt einen Job als Backgroundtänzer bei ihr und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Damit stellt er nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch die traditionellen Geschlechterrollen in seiner Familie auf den Kopf. Der behutsam erzählte Film wurde kurz vor dem Kinostart in seiner Heimat verboten.

The Marvels

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Fritz Göttler: Nummer 33 im "Marvel Cinematic Universe", das hier stark von Frauen umgeformt wird, von starken Frauen. Nia DiCosta führt Regie, Brie Larson ist Captain Marvel, sie agiert im Triumvirat mit Teyonah Parris als Monica und Iman Vellani als Kamala. Die Handlung hat wieder kosmische Dimensionen, es geht um zerstörte Planeten, die Suche nach Heimat, nach Identität. Das maskuline existenzielle Bohren in der Vergangenheit, das man von Spider-Man oder Batman kennt, wird hiphophaft durchgezwirbelt. Die drei Heldinnen können innerhalb von Sekunden ihre Plätze und Rollen tauschen, mit jedem einzelnen Energieschub. Und bei den unendlichen Bezügen zu anderen Elementen des MCU zerbröselt das Erzählen in lustvolle Ironie...

Miss Holocaust Survivor

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Fritz Göttler: Gloria Gaynor gibt das Thema an, "I will survive" ... Schönheitswettbewerbe machen Frauen zum Objekt, das ist ein altes Argument gegen diese Shows, und immer ist eine Dimension des Sensationellen dabei. Und dann auch noch die Wahl zur Miss Holocaust Survivor, um die es im Film von Radek Wegrzyn geht, die alle zwei Jahre von einem Heim für Holocaust-Überlebende ausgerichtet wird. Nicht um 90-60-90-Maße geht es hier, sondern um die Persönlichkeit, einige der Frauen sind über neunzig Jahre alt. Und haben schreckliche Erinnerungen, aus Jahren im KZ oder Monaten versteckt in einem Erdloch. Der Film hört ihnen zu, beobachtet sie bei ihren ersten ungelenken tänzerischen Bühnenschritten, erhascht Momente ihrer Müdigkeit und Einsamkeit. Eine erinnert an die Engel in "Himmel über Berlin", die merken, in dieser unserer Welt gibt es Schmerz.

Monster im Kopf

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Anna Steinbauer: Sandras Monster ist die unbändige Wut, die in ihr brodelt. Ständig muss sie ihre Kiefer zusammenpressen, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Dass sie etwas Schlimmes getan hat, ist von Anfang an klar, sie sitzt im Gefängnis, hochschwanger. In Rückblenden enthüllt Christina Ebelts fesselndes Drama die Vorgeschichte der jungen Frau, die um ihr Kind kämpft. Dabei ist man so nah dran an der fantastischen Hauptdarstellerin Franziska Hartmann, dass man sie sich schwer vom Leib halten kann und gleichermaßen Abneigung und Sympathie empfindet.

Sympathy For The Devil

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Philipp Stadelmaier: Ein Film, der mit einem Song von Scott Walker beginnt ("The Old Man is Back Again"), kann schon mal nicht schlecht sein. Dass dann noch Nicholas Cage einen überdrehten rothaarigen Teufel spielt, der in Las Vegas einen braven Familienvater entführt, verleiht dem Ganzen außerdem eine exzentrische Note. Yuval Adlers Thriller bewahrt lange sein Geheimnis und hat einen schönen Twist am Ende, während Cage auf der Leinwand sämtliche Klischees enttarnt, die sein Opfer ihm auftischen will.

Vermeer - Reise ins Licht

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Anke Sterneborg: Man kann sie nur beneiden, die Kuratoren und Restauratoren des Amsterdamer Rijksmuseums, die eine riesige Vermeer-Ausstellung vorbereiten, denn sie dürfen den erlesenen Kompositionen nicht nur ganz nah kommen, sondern auch ganz intim viel Zeit mit ihnen verbringen. Wer es nicht geschafft hat, eines der rasend schnell ausverkauften Tickets zu ergattern, für die Ausstellung mit 28 der insgesamt 37 bekannten Werke des Meisters, dem ermöglicht Suzanne Raes nun einen Blick ins Atelier des enigmatischen Malers. Ohne filmische Schnörkel vertraut sie ganz der Aura der Bilder, folgt den Gesandten des Museums auf ihrer Suche nach Leihgaben und ist dabei, wenn zwischen den Farbschichten verborgene Geheimnisse gelüftet werden.

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