Neu in Kino & Streaming:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Lesezeit: 4 min

Wenn Ellis den "American Dream" leben will, muss er sich verleugnen. (Foto: X Verleih)

Priya Kansara verteilt in "Polite Society" Kung-Fu-Kicks, Johnny Depp hält in "Jeanne du Barry" Hof - die Filmstarts der Woche in Kürze.

Von Philipp Bovermann, Sofia Glasl, Fritz Göttler, Josef Grübl, Martina Knoben, Doris Kuhn, Annett Scheffel und Susan Vahabzadeh

70 ist auch nur eine Zahl

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Fritz Göttler: Einer der bewegendsten Liebesfilme dieses Jahres, aus Kaurismäki-Land, von Joanna Vuoksenmaa. Seija Kuula ist knapp vor dem besagten Alter, aber sie füllt mit ihrer rauchigen Stimme immer noch die Säle, manchmal braucht's halt einen kleinen Skandal dafür. Der sehr viel jüngere Lauri schenkt ihr erst einen neuen Song und dann seine Liebe. Hannele Lauri ist großartig als Seija, ein schwarzes Loch, das Liebe schluckt. Und auch mit dem Wunsch des Jungen nach einem Kind kommt sie zurecht, auch wenn sie nicht mehr schwanger werden kann: Ihre Stylistin wird einspringen. Man erfährt einiges in dem Film, übers Mutter- und Großmutterwerden, und dass man für Orgasmen natürlich nicht unbedingt einen Partner braucht.

Elefant

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Josef Grübl: In den Fernsehnachrichten geht es um Homosexuellengesetze und LGBTQ-freie Zonen, der Jungbauer Bartek und seine Mutter nehmen das regungslos zur Kenntnis. Als ihr einstiger Nachbar Dawid in sein Heimatdorf im Süden Polens zurückkehrt, regt sich doch etwas: Bartek und Dawid kommen sich näher, werden ein Paar. Allzu lang geheim halten können sie das aber nicht. Kamil Krawczycki erzählt von einer Liebe unter erschwerten Umständen, von Homophobie, Hass und Hoffnungslosigkeit. Aber auch von Entschlossenheit und Mut: Je stärker die beiden Männer angefeindet werden, desto näher rücken sie zusammen.

Fisherman's Friends 2

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Doris Kuhn: Singende Seebären Teil zwei: Die Fischer sind mit ihrem Shanty-Chor jetzt Popstars, auch weil sie so beruhigend für Tradition und simple Werte stehen. Genau deshalb gelten sie als zu unzivilisiert für eine Londoner Plattenfirma, woraus die Komödie von Meg Leonard und Nick Moorcroft angestrengt einen Stadt-Land-Konflikt bastelt. Auch Frauenliebe, Männerfeindschaft, Cornwalls Schönheit müssen ins Geschehen, das gern in den Kitsch abdriftet. Aber wer britische Volkslieder mag, wird gut bedient.

Jeanne du Barry

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Susan Vahabzadeh: Lange schon wollte Maïwenn die Lebensgeschichte von Jeanne du Barry verfilmen, der letzten Mätresse von Jeanne, nun spielt sie die Rolle selbst. Jeanne ist uneheliches Kind einer Bediensteten, aber sie verweigert alle ihr vorgeschriebenen Wege und steigt zur mächtigsten Frau bei Hofe auf - und kaum hat sie das geschafft, muss sie um ihre Stellung kämpfen. "Jeanne du Barry" ist eher ein schönes Porträt einer umstrittenen Frau geworden als ein großes Tableau höfischen Lebens und politischer Ränke im 18. Jahrhundert. Ein recht konventioneller Kostümfilm, aber unterhaltsam, und manchmal sehr bewegend - in aller Munde ist er aber natürlich der Besetzung wegen: Den König spielt Johnny Depp.

Jeder schreibt für sich allein

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Fritz Göttler: Ein dokumentarischer, politischer Film von Dominik Graf über deutsche Schriftsteller, die zwischen 1933 und 1945 nicht ins Exil gingen, sondern im "Reich" blieben: Erich Kästner (dessen "Fabian" Graf 2021 verfilmte), Ina Seidel, Hans Fallada, Will Vesper und der unnahbare Gottfried Benn. Kann man dennoch seine Unabhängigkeit den Nazis gegenüber wahren, gibt es so was wie innere Emigration? Literaturliebhaber wie Günter Rohrbach oder Albert von Schirnding diskutieren das. Der Film entstand nach dem gleichnamigen Buch von Anatol Regnier, der durch die Problematik führt. Ein Plädoyer gegen besserwisserische Wokeness und ihr nachgeborenes Schwarz-Weiß-Denken, für fließende, sich selbst immer neu lösende Formen.

Joy Ride - The Trip

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Philipp Bovermann: Eine junge Anwältin (Ashley Park) ist super erfolgreich, sie hat sich durchgesetzt, obwohl sie eine Frau und Chinesin ist, wobei sie noch nie in China war - sie wurde als Baby adoptiert. Nun muss sie geschäftlich in ihr Geburtsland. Dort wartet ein wichtiger Job, aber ihre anarchistische beste Freundin und deren etwas debile Cousine fliegen mit. Es kommt natürlich zum totalen Chaos, mit Drogen, Sex und K-Pop. Die härteste Droge von allen: China. Die Anwältin entdeckt ihre Wurzeln und die Natur wahrer Freundschaft, was dem Enthemmungstrip ein paar schwerfällige Noten verleiht. Warum müssen immer alle sich selbst finden, warum können sie nicht einfach fun, fun, fun haben?

L'amour du monde

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Martina Knoben: Sommerferien am Genfer See. Aber nicht als eines der rich kids, die an der Internationalen Schule sogar einen Privatstrand haben, sondern in einem Kinderheim. Margaux macht dort ein Praktikum, freundet sich mit der siebenjährigen Juliette und dem Fischer Joël an. Das Spielfilmdebüt von Jenna Hasse fängt wunderbar das Transit-Gefühl ihrer Figuren ein, dieses "Dazwischen" von Jugendlichen, aber auch der Halbwaise Juliette und von Joël, der in Indonesien lebte und in der Schweiz noch nicht angekommen ist. Leben wie auf Probe: Einmal imitiert Margaux die verführerischen Blicke und Gesten eines Stummfilmstars.

Letzter Abend

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Doris Kuhn: Ein junges Paar zieht wegen eines tollen Jobs nach Berlin. Zum Abschiedsessen kommen Freunde ähnlichen Alters, treffsicher porträtieren die Protagonisten allerlei gängige Nervensägen, vom Karrieristen bis zur Esoterikerin. Während Missgunst und Häme zwischen den Dialogen knistern, zerlegt Lukas Nathrath in seinem Kammerspiel sämtliche Fassaden, aber dahinter wird es nicht schöner. Erfrischend erbarmungslos stellt er die Eitelkeiten der gutbürgerlichen Zukunft aus - und die Einsamkeit dahinter.

Polite Society

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Annett Scheffel: Nida Manzoor muss man im Auge behalten. Der Debütfilm der britischen Regisseurin und Drehbuchautorin ist herrlich erfrischend und unterhaltsam, ein Mash-up aus Bollywood, Kung-Fu-Action, trockenem Humor und feministischen Untertönen. Erzählt wird von zwei Schwestern einer pakistanischen Einwandererfamilie in London. Mit allen Mitteln will die eine die andere vor einer arrangierten Hochzeit bewahren. Das laute Mundwerk und die egozentrischen Teenager-Fantasien, die Manzoor ihren Hauptfiguren erlaubt, sind ein Glück für das britische Kino. Und die Schwerkraft überwindenden Martial-Arts-Tricks ein Tritt in den Hintern der britischen Gesellschaft.

The Inspection

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Sofia Glasl: Der amerikanische Filmemacher Elegance Bratton erzählt in seinem autobiografischen Debüt von seiner Zeit als queerer Afroamerikaner im Bootcamp der Marines. Irgendwo zwischen Kubricks Kriegsfilm-Klassiker "Full Metal Jacket" und Barry Jenkins' queerem Coming-of-Age-Film "Moonlight" braucht er kaum mehr als eine geradlinige Erzählung, um den Zwiespalt zwischen Selbstbehauptung und Zugehörigkeit seines Alter Egos greifbar zu machen. Den Rest erledigen Jeremy Pope als verunsicherter Rekrut und Bokeem Woodbine als übler Drill Sergeant, die Bratton in einem aufregenden Duell aufeinander loslässt.

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SZ PlusPorträt
:Das Abc der Generation Y

Lukas Nathrath stammt aus einer Münchner Ärztefamilie und spielt seit seiner Kindheit in Filmen und Serien mit. Jetzt kommt seine erste Regiearbeit in die Kinos - und darin geht es ums Anpacken und Zu-Ende-Bringen.

Von Josef Grübl

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