Bad Hersfeld:Bundesweiter Streik bei Amazon trifft auch Koblenz

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Mit einem Streik will die Gewerkschaft Verdi den Online-Händler Amazon unter Druck setzen und wählt dafür besonders umsatzstarke Tage aus. Bundesweit wurden...

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Koblenz (dpa/lrs) - Mit einem Streik will die Gewerkschaft Verdi den Online-Händler Amazon unter Druck setzen und wählt dafür besonders umsatzstarke Tage aus. Bundesweit wurden Mitarbeiter an mehreren Standorten aufgerufen, sich an der mehrtägigen Aktion zu beteiligen. Laut dem Verdi-Bundesvorstand starteten die Arbeitsniederlegungen in der Nacht auf Freitag. Betroffen war unter anderem Amazon in Koblenz.

Dort hätten sich ersten Streiktag rund 300 Beschäftigte beteiligt, sagte die Geschäftsführerin von Verdi Mittelrhein, Marion Paul. Die Zeitspanne des Streiks ist kein Zufall: Sie deckt die umsatzstarken Einkaufstage „Black Friday“ und „Cyber Monday“ ab. Verdi will mit den Arbeitsniederlegungen erneut Druck im jahrelangen Kampf für einen Tarifvertrag machen. Bei Amazon wird seit Mai 2013 in Deutschland immer wieder gestreikt - ohne dass es in dem festgefahrenen Konflikt zu greifbaren Ergebnissen kommt.

Verdi ruft immer wieder zu Arbeitsniederlegungen auf - etwa am Schnäppchen-Tag „Black Friday“ oder an dem Tag, an dem der Online-Handel ins Weihnachtsgeschäft startet (Cyber Monday). Die Gewerkschaft verlangt die Aufnahme von Tarifverhandlungen. Amazon lehnt das strikt ab. Ein Konzernsprecher in Koblenz betonte, Amazon sei ein fairer Arbeitgeber - auch ohne Tarifvertrag. Verdi-Geschäftsführerin Paul hingegen kritisierte, der Online-Händler inszeniere sich als sozialer Arbeitgeber. Aber: „Wenn er so sozial ist, dann kann er auch den Tarifvertrag unterschreiben.“

Der Konzern argumentiert, dass die Mitarbeiter Tätigkeiten der Logistikbranche ausüben und nicht des Einzelhandels. Das Unternehmen biete eine Bezahlung am oberen Ende des Branchenüblichen in der Logistik, zudem gebe es Karriere-Chancen und viele Extras. Der Konzern sei auch ohne Tarifvertrag ein guter Arbeitgeber. Die Gewerkschaft sieht das anders: „Grundlegende Rechte werden den Beschäftigten vorenthalten.“

Amazon-Kunden werden nach Angaben eines Unternehmenssprechers übrigens von den Streiks nichts spüren: „Die Pakete kommen pünktlich an.“ Der Großteil der Mitarbeiter kümmere sich „ganz normal um Kundenbestellungen“. Paul bezweifelt das. „Das ist natürlich eine Behauptung, die kann man ganz schwer nachvollziehen.“ Sie gehe durchaus davon aus, dass es teils zu Verzögerungen durch die Arbeitsniederlegungen komme, sagte Paul. „Ich glaube schon, dass der Arbeitgeber das merkt.“

Die aktuellen Streiks treffen der Gewerkschaft zufolge neben Koblenz auch die Standorte Rheinberg, Werne (beide NRW), Bad Hersfeld (Hessen), Leipzig (Sachsen) und Graben (Bayern). Die Arbeitsniederlegungen sollten bis Montag (2. Dezember) andauern. Nur in Koblenz, Leipzig und Bad Hersfeld werde bis in den frühen Dienstagmorgen hinein gestreikt.

In Deutschland ist Amazon seit mehr als 20 Jahren aktiv und betreibt mittlerweile 13 Logistikzentren mit 13 000 Festangestellten.

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