Kiel:„Begrenzter Schaden“ durch Corona-Krise auf dem Arbeitsmarkt

Lesezeit: 3 min

Der Schriftzug der Bundesagentur für Arbeit steht vor einem Logo der Bundesagentur. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild)

Der Arbeitsmarkt in Rheinland-Pfalz ist nach Einschätzung des Bundesagentur für Arbeit in diesem Jahr angesichts der Corona-Krise noch mit einem blauen Auge...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Saarbrücken (dpa/lrs) - Der Arbeitsmarkt in Rheinland-Pfalz ist nach Einschätzung des Bundesagentur für Arbeit in diesem Jahr angesichts der Corona-Krise noch mit einem blauen Auge davongekommen. „Corona hat zwar deutliche Spuren hinterlassen, aber mit Hilfe des Kurzarbeitergeldes und den sonstigen staatlichen Hilfen konnte der Schaden begrenzt werden“, sagte Walter Hüther von der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Deutschen Presse-Agentur.

Nachdem in den vergangenen Monaten die Zahl der Anzeigen über Kurzarbeit zurückgegangen waren, gingen im November wieder mehr Anzeigen ein. Insgesamt zählte die Bundesagentur 3300 Neuanzeigen für insgesamt 31 200 Beschäftigte. Besonders betroffen war die Gastronomie. „Diese aktuelle Zahl der Anzeigen ist jedoch nicht mit dem Hoch des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 vergleichbar: Im März und April gingen insgesamt 37 300 Anzeigen für 423 000 Beschäftigte ein“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Geschäftsführung in der Regionaldirektion. Über die Auswirkungen der seit Mittwoch noch einmal verschärften Einschränkungen lagen noch keine Zahlen vor.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten geht den Angaben zufolge seit April zurück. Dieser Trend zeichne sich nicht in allen Branchen ab, sondern sei auf einige „starke Treiber“ zurückzuführen, sagte er. An erster Stelle steht dabei das Verarbeitende Gewerbe mit einem Rückgang der Beschäftigtenzahl im September um 9900 (3,0 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr. Danach folgen das Gastgewerbe mit einem Minus von 3100 beziehungsweise 6,3 Prozent und die Zeitarbeit mit 1700 (minus 5,7 Prozent) weniger Beschäftigten.

Auf der anderen Seite gebe es Bereiche, in denen sich die Beschäftigung weiterhin positiv entwickle - „sei es unabhängig oder gar infolge der Pandemie“, erklärte Hüther. Den größten Zuwachs im Vorjahresvergleich gab es mit einem Plus von 1800 Beschäftigten (1,6 Prozent) im Sozialwesen (Stand September 2020). Danach folgen die öffentliche Verwaltung mit 1700 beziehungsweise 1,7 Prozent mehr Mitarbeitern und das Baugewerbe mit 1600 Beschäftigten (1,7 Prozent) mehr als im Vorjahr.

Die Frage, wie es im nächsten Jahr auf dem Arbeitsmarkt weitergeht, ist nach Ansicht des Experten gerade auch wegen des nun aktuell verhängten Shutdowns schwer zu beantworten. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hatte im Oktober die Prognosen für das Jahr 2021 veröffentlicht. Demnach war eine Steigerung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung um 1,0 Prozent zu erwarten. Bei der Arbeitslosigkeit wurde ein Rückgang um 2,7 Prozent prognostiziert. „Nach der nun eingetretenen zweiten Corona-Welle, dem seit November geltenden Lockdown und den seit Mittwoch noch einmal verschärften Einschränkungen stellt sich die Situation verändert dar“, sagte Hüther.

„Bislang versuchen die Betriebe, Mitarbeiter zu halten. Das Kurzarbeitergeld und die sonstigen Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen leisten in diesem Zusammenhang ihren Beitrag“, erklärte er. Entscheidend für den Arbeitsmarkt werde es sein, dass die Einschränkungen zeitlich und auf einige Branchen beschränkt blieben. „Risiko und Chance zugleich ist die Beschleunigung der Digitalisierung durch die Pandemie“, sagte der Arbeitsmarktexperte. „Zum einen verschärft sich der Handlungsdruck zur Transformation, zum anderen nimmt sie zum Teil die Berührungsängste zur Digitalisierung in der Arbeitswelt.“

Die Jugendarbeitslosigkeit hat sich Hüther zufolge im Jahr 2020 um 2400 Personen (23,9 Prozent) auf rund 12 400 erhöht. Es seien weniger Ausbildungsstellen gemeldet, aber auch weniger nachgefragt worden. „Rein rechnerisch gesehen war für alle interessierten Jugendlichen eine Ausbildungsstelle vorhanden“, sagte er. „Das neue Ausbildungsjahr hat erst begonnen und wir müssen abwarten, was die nächsten Monate bringen werden.“ Er rief junge Leute dazu auf, sich rechtzeitig über die berufliche Zukunft zu informieren und beraten zu lasen.

Seine Behörde stehe in Ausbildungsfragen auch den Unternehmen zur Verfügung. „Auch wenn die derzeitige Situation für den einen oder anderen Betrieb nicht einfach ist, so wird auch wieder eine andere Zeit kommen“, sagte Hüther. Die Unternehmen sollten mit Blick auf die Zukunft ihre Fachkräfte im eigenen Haus ausbilden und somit sichern.

Ein hoher Bedarf an Fachkräften besteht den Angaben zufolge zum Beispiel in den Pflegeberufen, in der Bau- und Elektrobranche sowie im IT-Bereich. Mit Hilfe des Qualifizierungschancengesetzes, das den Zugang zur Weiterbildungsförderung beschäftigter Frauen und Männer ausgeweitet habe, könne Abhilfe geschaffen werden, sagte er. Die Weiterbildungsförderung habe auch Beschäftigte im Blick, deren Tätigkeit von der technischen Entwicklung oder in sonstiger Weise vom Strukturwandel betroffen sei oder die eine Weiterbildung in einem Beruf anstrebten, in dem es zu wenig Fachkräfte gebe.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: