Medizin:Immer weniger Krebsfälle im Krankenhaus

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In deutschen Kliniken liegen immer weniger an Krebs Erkrankte stationär. Vielen Patienten kann ambulant geholfen werden. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Seit 20 Jahren mussten nicht mehr so wenige Menschen wegen eines Tumors in der Klinik behandelt werden wie aktuell. Das liegt nicht nur an Fortschritten in der Therapie.

Von Werner Bartens

In Deutschland kommen immer weniger Menschen mit Krebs ins Krankenhaus. Im Jahr 2022 - aktuellere Zahlen gibt es nicht - mussten gut 1,4 Millionen Menschen wegen einer Tumorerkrankung in der Klinik versorgt werden. Das ist der niedrigste Stand der vergangenen 20 Jahre, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Im Vergleich zu 2021, als wegen der Pandemie etliche Behandlungen ausgesetzt oder verschoben wurden, ging die Zahl der krebsbedingten Klinikaufenthalte 2022 noch einmal um zwei Prozent zurück.

Eine Krebserkrankung war auch 2022 der vierthäufigste Grund für einen Aufenthalt im Krankenhaus: Acht Prozent aller stationären Behandlungen waren auf einen Tumor zurückzuführen. Häufiger wurden nur Krankheiten des Kreislaufsystems (15 Prozent), Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (zehn Prozent) sowie Krankheiten des Verdauungssystems (zehn Prozent) stationär behandelt.

Krebs war auch im Jahr 2022 die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Nur an Krankheiten des Kreislaufsystems, dem Killer Nummer eins, starben mehr Menschen. 54 Prozent der an Krebs Verstorbenen waren Männer, 46 Prozent Frauen. Bei Menschen im Alter zwischen 40 und 74 Jahren ist Krebs die häufigste Todesursache: Mehr als jeder dritte Todesfall in dieser Altersgruppe geht auf eine Krebserkrankung zurück.

Die Zahl der von Krebs verursachten Todesfälle ist gestiegen

Rauchen, Alkohol im Übermaß, externe Schadstoffe, extremes Übergewicht und genetische Einflüsse erhöhen zwar die Wahrscheinlichkeit, an einem Tumor zu erkranken. Der größte Risikofaktor für Krebs ist jedoch das Alter. Dies zeigt sich auch daran, dass besonders häufig Menschen im Alter zwischen 60 und 79 Jahren wegen eines Tumors ins Krankenhaus mussten. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) aller Krebskranken gehörte 2022 zu dieser Altersgruppe. Etwa 20 Prozent der Krebspatienten waren 40 bis 59 Jahre alt, weitere 20 Prozent 80 Jahre oder älter. Nur fünf Prozent der Betroffenen waren unter 40 Jahre alt. Zu den im Jahr 2022 am häufigsten stationär versorgten Krebsarten gehörten Lungen- und Bronchialkrebs (zwölf Prozent), gefolgt von Darmkrebs (zehn Prozent), Brustkrebs (neun Prozent), Hautkrebs (acht Prozent) und Harnblasenkrebs (sieben Prozent).

Medizinisches Personal untersucht mit einer Mammographie die Brust einer Frau auf Brustkrebs. (Foto: Hannibal Hanschke/picture alliance/dpa)

Zwar ist die Zahl der Todesfälle, die auf Krebs zurückgehen, in den vergangenen 20 Jahren gestiegen: Im Jahr 2022 starben gut 231 500 Menschen an den Folgen eines Tumors, 2002 waren es hingegen etwa 210 000. Dieser Anstieg ist den Statistikern zufolge aber vor allem auf die Alterung der Bevölkerung zurückzuführen und zeigt sich nicht in einer Zunahme der Klinikaufenthalte.

Die Gründe für den Rückgang der stationären Krebsbehandlungen sind vielfältig. Die Zahl der Raucher ist in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren von etwa 22 Millionen auf 16 Millionen geschrumpft. Ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung tragen ebenfalls zur Krebsprävention bei. Früherkennung mag ebenfalls eine Rolle spielen. Zudem hat sich die Behandlung vieler Krebsarten verbessert. Das führt einerseits dazu, dass Patienten länger beschwerdefrei überleben. Andererseits müssen nicht alle Tumorbehandlungen im Krankenhaus stattfinden. Ambulante Therapien ermöglichen den Patienten mehr Freiheiten und sind nicht in die aktuelle Statistik eingegangen.

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