Gesundheit:Erstmals wird Ebola-Infizierter nach Europa geflogen

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Madrid/Abuja (dpa) - Erstmals wird ein mit dem Ebola-Virus infizierter Patient nach Europa geflogen. Die spanische Regierung lässt einen erkrankten Staatsbürger aus Westafrika in sein Heimatland zurückbringen.

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Madrid/Abuja (dpa) - Erstmals wird ein mit dem Ebola-Virus infizierter Patient nach Europa geflogen. Die spanische Regierung lässt einen erkrankten Staatsbürger aus Westafrika in sein Heimatland zurückbringen.

Eine Maschine der Luftwaffe startete nach Liberia, um den 75-jährigen Geistlichen Miguel Pajares abzuholen. Er hatte in Monrovia Ebola-Kranke betreut. Spanien ist damit nach den USA der zweite westliche Staat, der bei der aktuellen Epidemie in Westafrika einen mit Ebola infizierten Staatsbürger heimholt.

Zehntausende Spanier hatten zuvor in einer Internetpetition von der Madrider Regierung gefordert, Pajares in sein Heimatland zurückzubringen. Die Reaktionen in den USA waren vielfach anders ausgefallen: Dort hatten sich in Foren etliche Menschen aus Angst vor Ansteckung gegen eine Rückkehr infizierter Amerikanern ausgesprochen.

Nach dem US-Arzt Kent Brantly soll es auch der Helferin Nancy Writebol etwas besser gehen. Beide hatten das experimentelle Mittel „Zmapp“ erhalten. „Nancy ist immer noch sehr, sehr schwach. Aber sie zeigt Zeichen des Fortschritts und bewegt sich in die richtige Richtung“, sagte Bruce Johnson, Chef der Hilfsorganisation, für die beide Helfer gearbeitet hatten. Brantly und Writebol war mit einem Spezialflugzeug aus Liberia in die USA geflogen worden.

Aus Nigeria wurden unterdessen weitere bestätigte Fälle gemeldet. Gesundheitsminister Onyebuchi Chukwu sprach am Mittwoch von sieben nachgewiesenen Ebola-Infektionen. Darunter sei eine Krankenschwester, die am Dienstag gestorben sei. Es wäre der erste nigerianische Ebola-Tote. Alle Fälle gehen auf einen Berater der liberianischen Regierung zurück, der nach der Landung in Lagos zusammengebrochen und einige Tage später gestorben war. Bei den meisten Patienten handele es sich um medizinisches Personal, das den Mann betreute, sagte Chukwu. Über 60 weitere Menschen, die Kontakt mit dem Liberianer hatten, werden überwacht.

Das Auswärtige Amt rät inzwischen „dringend“ von Reisen in die vor allem betroffenen Länder Sierra Leone, Liberia und Guinea ab. Es sei möglich, dass Ausreisemöglichkeiten aus diesen Ländern weiter beschränkt würden, heißt es in aktualisierten Reise- und Sicherheitshinweisen für die drei Länder.

In Genf kamen am Mittwoch Experten zusammen, um weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie zu erörtern. Die Mitglieder des Notfall-Komitees der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollen bei zweitägigen Beratungen feststellen, ob der Ausbruch als Internationaler Gesundheitsnotfall eingestuft werden sollte. Die Entscheidung darüber liegt bei WHO-Generaldirektorin Margaret Chan. Die Empfehlung soll am Freitag bekanntgegeben werden.

Es ist das erste Mal, dass das WHO-Notfallkomitee wegen eines Ebola-Ausbruchs einberufen wurde. Zuletzt hatten die Fachleute im Mai 2014 wegen der Ausbreitung von Polio in Pakistan und Afghanistan einen Internationalen Gesundheitsnotfall konstatiert. Zu den Maßnahmen könnten Einschränkungen sowie Vorsichtsmaßnahmen im Reiseverkehr gehören.

Von den Gesundheitsbehörden der bislang betroffenen Länder wurden bereits mehr als 1700 bestätigte und Verdachts-Fälle an die WHO gemeldet, bis zum 4. August starben mehr als 930 Menschen. Vor allem Sierra Leone, Liberia und Guinea sind betroffen.

Aus Saudi-Arabien wurde am Mittwoch ein erster Verdachtsfall gemeldet. Der Mann sei am Montag in ein Krankenhaus eingeliefert worden und inzwischen gestorben, teilte das Gesundheitsministerium mit. Er war demnach von einer Reise nach Sierra Leone zurückgekehrt. Saudi-Arabien vergibt keine Visa mehr an Muslime aus Sierra Leone, Liberia und Guinea, die zur Pilgerfahrt nach Mekka wollen. Diese Regelung solle auf alle Länder ausgedehnt werden, in denen das Ebola-Virus aufgetaucht ist, sagte ein Sprecher des saudischen Gesundheitsministeriums.

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