Schulen - Weimar:Schüler in Thüringen starten mit Distanzunterunterricht

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Stühle stehen in einem Klassenzimmer auf den Tischen. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Erfurt (dpa/th) - Kinder und Jugendliche in Thüringen starten nach den Weihnachtsferien von Zuhause aus in den Schulbetrieb. Für sie soll es an den ersten beiden Schultagen am 3. und 4. Januar wie geplant Distanzunterricht geben. Das Oberverwaltungsgericht in Weimar lehnte am Donnerstag einen Eilantrag ab, mit dem ein Grundschüler Präsenzunterricht direkt nach den Ferien durchsetzen wollte. Der Antrag habe unter anderem offengelassen, gegen welche Regelung der Thüringer Corona-Verordnung er sich genau richtete, sagte eine Sprecherin.

Vom 5. Januar an sollen die Schulen nach den Plänen der Landesregierung selbst darüber entscheiden können, ob sie in Präsenz oder im Distanz- oder Wechselunterricht weiterarbeiten. "Für Schülerinnen und Schüler bleibt es damit dabei, dass die ersten beiden Tage zuhause organisiert werden", sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums. Ursprünglich hatte das Bildungsministerium geplant, vom 5. bis 14. Januar flächendeckend in Thüringen auf Distanzunterricht zu setzen. Davon ist es aber inzwischen abgerückt.

Den Schulleitungen stehe relativ frei, für welches Modell sie sich entschieden, sagte ein Ministeriumssprecher. Da man damit rechne, dass sich die Omikron-Variante des Coronavirus sehr stark ausbreiten werde, halte man jedoch weiterhin den flächendeckenden Distanzunterricht für sinnvoll, hieß es. Das von Helmut Holter (Linke) geführte Bildungsministerium hatte am Mittwoch angesichts der Rechtslage auf Bundesebene die Ankündigung gekippt, vom 5. bis 14. Januar flächendeckend in Thüringen auf Distanzunterricht zu setzen.

Der Bildungspolitiker der oppositionellen CDU-Landtagsfraktion, Christian Tischner, warf dem Ministerium am Donnerstag in Erfurt eine "bewusste Täuschung von Kindern, Eltern und Lehrern" vor. Er bezog sich dabei auf ein Papier für die Kabinettssitzung vor Weihnachten. Bereits daraus gehe hervor, dass Pläne zu Schulschließungen nach den Ferien nach der aktuellen Rechtslage nicht umsetzbar gewesen wären.

Kritik kam auch aus der Wirtschaft. Die Industrie- und Handelskammer Südthüringen sprach von einem "Schulchaos". Die Entscheidung zum Unterricht an die Schulen zu delegieren, schaffe einen unübersehbaren Flickenteppich, so IHK-Hauptgeschäftsführer Ralf Pieterwas. Unternehmen wüssten nun gar nicht mehr, "ob und wie mit dem Personal gerechnet werden kann". Es scheine, als seien dem Bildungsminister die Dinge völlig entglitten.

In der Landeshauptstadt Erfurt richten sich die meisten Schulen laut einer Umfrage der Stadt ab dem 5. Januar auf Präsenzunterricht für alle Förderklassen sowie die Stufen 1 bis 6 ein. Sämtliche Kinder sollten in die Schulen kommen, und es werde in festen Gruppen mit strikter Maskenpflicht unterrichtet, hieß es. Ab Klasse 7 soll es Wechselunterricht in unterschiedlichen Ausführungen geben. Parallel bereite man sich an den Schulen auf einen möglicherweise notwendigen Distanzunterricht vor. Der Schwimmunterricht wurde für die gesamte erste Woche komplett abgesagt. Fahren die städtischen Verkehrsbetriebe an den ersten beiden Schultagen noch im Ferienplan, ist danach der normale Fahrplan vorgesehen.

Angesichts einer drohenden neuen Corona-Welle wollen die Kultusminister und -ministerinnen der Länder am kommenden Mittwoch kurzfristig in einer Videokonferenz über die Lage an den Schulen beraten. Die nächste reguläre KMK-Sitzung war ursprünglich erst für den 10. Februar geplant - und damit nach der für den 7. Januar geplanten Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

Wie ein Sprecher mitteilte, hat das Präsidium der Kultusministerkonferenz, dem 6 der 16 KMK-Minister angehören, darüber hinaus seine Linie bekräftigt, dem Präsenzunterricht an Schulen weiterhin höchste Priorität einzuräumen. Die Ländervertreter hätten auf Präsidiumsebene auch festgestellt, "dass alle Länder außer Thüringen nach den Weihnachtsferien in Präsenz starten wollen".

Man werde bei der Sitzung noch einmal die Lage in Thüringen einbringen, "die sicher anders ist als in anderen Ländern", hieß es aus dem Bildungsministerium in Erfurt. Bereits die vierte Corona-Welle bereite Thüringen große Probleme.

"Die Schulen sollten das Letzte sein, was noch einmal flächendeckend geschlossen wird", sagte die künftige KMK-Vorsitzende, Karin Prien (CDU) am Donnerstag. Das geänderte Infektionsschutzgesetz enthalte "keine Rechtsgrundlage für flächendeckende Schulschließungen".

© dpa-infocom, dpa:211230-99-544411/5

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