Landtagswahl in Bayern:Wer hat wen gewählt?

Lesezeit: 3 min

Die Ergebnisse der bayerischen Landtagswahl fallen je nach Alter, Beruf und Bildungsstand sehr unterschiedlich aus. (Foto: imago images, Bearbeitung: SZ)

Die Grünen sind bei Frauen beliebt, Arbeiter wählen AfD und wenn es nach den Jüngeren ginge, hätte die CSU ein großes Problem: Wie die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen bei der Landtagswahl abgestimmt haben. 

Von Vivien Götz und David Wünschel

Die Koalition aus CSU und Freien Wählern wird aller Voraussicht nach auch in der kommenden Legislaturperiode Bayern regieren. Aber die Machtverhältnisse im Landtag verschieben sich. Die AfD hat ersten Prognosen zufolge im Vergleich zur Wahl 2018 am meisten zugelegt, auch die Freien Wähler gewinnen hinzu. Die CSU verliert im Vergleich zu 2018 noch einmal. Die SPD erzielt ihr historisch schlechtestes Ergebnis in einem westdeutschen Bundesland. Auch die Grünen verlieren. Die FDP schafft es nicht in den Landtag.

Der Krieg in der Ukraine, die Flugblatt-Affäre, der hart geführte Wahlkampf - all das können Gründe gewesen sein, warum Wählerinnen und Wähler ihre Stimme diesmal einer anderen Partei gegeben haben. Auf Basis von Wählerbefragungen hat das Umfrageinstitut Forschungsgruppe Wahlen das Ergebnis nach Alter, Geschlecht, Beruf und Bildungsgrad aufgeschlüsselt und so ermittelt, welche Parteien bei welchen gesellschaftlichen Gruppen punkten konnten.

Jüngere wählen eher Oppositionsparteien

Die CSU ist wie schon bei der Wahl 2018 in allen Altersgruppen die stärkste Partei. Das Ergebnis zwischen Jüngeren und Älteren unterscheidet sich jedoch deutlich. Bei den über 60-Jährigen holt die Partei von Markus Söder den Umfrageergebnissen zufolge fast die Hälfte aller Stimmen. CSU und Freie Wähler kommen hier zusammen auf mehr als 60 Prozent.

Die AfD erzielt bei den Älteren ihr mit Abstand schlechtestes Ergebnis. Wie auch schon bei der Landtagswahl 2018 holt sie bei den Menschen im mittleren Alter prozentual am meisten Stimmen. Auch bei den unter 30-Jährigen schneidet die AfD in Bayern gut ab.

CSU und Freie Wähler sind bei den Jüngeren weniger beliebt - hier kommen die beiden Regierungsparteien der vergangenen Legislaturperiode zusammen auf nur 36 Prozent. Die Grünen liegen in dieser Altersgruppe auf Platz zwei und holen fast so viele Stimmen wie die CSU. Auch die FDP ist bei den unter 30-Jährigen vergleichsweise beliebt. Wäre es nach ihnen gegangen, hätten die Liberalen den Einzug in den Landtag knapp geschafft.

Wähler mit höherem Bildungsabschluss sind weniger konservativ

Je höher der Bildungsabschluss, desto weniger konservativ: Das gilt für die Ergebnisse der bayerischen Landtagswahl. In der Gruppe der Hochschulabsolventen sind die Grünen mit 31 Prozent knapp stärkste Kraft. Auch SPD und FDP kommen mit elf beziehungsweise sechs Prozent auf ihr stärkstes Ergebnis.

SZ PlusMeinungLandtagswahl in Bayern
:Jetzt bricht die Zeit der Abrechnung an

Rechtsaußen erstarkt, die demokratische Opposition schwach wie nie - und die alten, vermutlich neuen Regierungsparteien? Die Abneigung zwischen Markus Söder und Hubert Aiwanger wird Folgen fürs Land haben.

Kommentar von Sebastian Beck

Ganz anders in der Gruppe der Menschen mit Hauptschulabschluss: CSU und Freie Wähler erzielen hier mit 43 beziehungsweise 19 Prozent ihr jeweils stärkstes Ergebnis. Die Grünen hingegen kämen mit vier Prozent nicht einmal in den Landtag. Die AfD ist mit 21 Prozent sowohl bei Wählern mit Hauptschulabschluss als auch bei Wählern mit Mittlerer Reife die zweistärkste Kraft hinter der CSU. Die Ampelparteien sind in diesen Gruppen deutlich unbeliebter.

Die Menschen mit Abitur bewegen sich in der Mitte: Die Grünen liegen mit 21 Prozent deutlich hinter der CSU, die auf 31 Prozent kommt. Freie Wähler und AfD sind hier fast gleichauf. Die SPD verzeichnet über alle Bildungsmilieus hinweg die geringsten Schwankungen, ist aber wie die Grünen unter Akademikern am beliebtesten.

Die AfD ist beliebt bei Männern

Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind deutlich geringer als jene zwischen den verschiedenen Alters- und Bildungsgruppen. Am größten sind sie bei der AfD: 18 Prozent der befragten Männer stimmten für die Partei, bei den Frauen waren es nur 13 Prozent. Bei Männern landet die AfD auf dem zweiten Platz, bei Frauen nur auf dem vierten. Frauen gaben ihre Stimme etwas häufiger der CSU, den Grünen oder der SPD.

Jeder vierte Arbeiter hat die AfD gewählt

Bayerns Arbeiter haben konservativer gewählt als alle anderen Berufsgruppen. Die AfD erzielt hier mit 25 Prozent ihr mit Abstand bestes Ergebnis. Auch CSU und Freie Wähler sind mit 36 und 17 Prozent stark vertreten. Parteien rechts der Mitte kommen also auf fast 80 Prozent. Die Ampelparteien spielen in dieser Gruppe hingegen kaum eine Rolle. Grüne und SPD kommen auf jeweils sieben Prozent, die FDP holt in dieser Gruppe sogar nur zwei Prozent der Stimmen.

Unter Angestellten und Beamten schneiden SPD und Grüne besser ab. In der Gruppe der Beamten erzielen sie mit zwölf und 22 Prozent sogar ihr jeweils bestes Ergebnis. Auch die CSU ist mit 38 Prozent unter Beamten stark vertreten. Die AfD kann bei diesen Gruppen weniger punkten und kommt nur auf neun Prozent der Stimmen.

Unter Selbständigen ist sie mit 15 Prozent deutlich beliebter und auch die Freien Wähler kommen hier auf 16 Prozent. Die FDP kommt in keiner der Gruppen auf über fünf Prozent und die SPD scheint sich in Bayern von ihrem Markenkern als Arbeiterpartei verabschieden zu müssen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusRegierungskoalition
:Eine bittere Botschaft für die Ampel

Die Bürger würden sich nach weniger Streit in der Koalition sehnen, so lautet eine der Analysen nach den beiden Landtagswahlen. Nach den Verlusten der drei Parteien am Sonntag dürfte das nicht wahrscheinlicher werden.

Von Markus Balser, Georg Ismar, Paul-Anton Krüger und Henrike Roßbach

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: