Aus der Landespolitik:Mit Franz Josef Strauß im Gepäck nach Albanien

Lesezeit: 2 min

Franz Josef Strauß ist bei CSU-Anhängern unvergessen und auf allerhand Devotionalien präsent. Als Statue brachte ihn Markus Söder mit nach Albanien. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Eine Kunststofffigur als Gastgeschenk löst bei den Grünen Alarmsignale aus. Nachvollziehbar, denn wen würde es schon wundern, stünde in Bayern eine Fabrik zur Produktion von CSU-Übervätern.

Glosse von Johann Osel

Vor einigen Monaten reiste Franz Josef Strauß nach Albanien. Nicht der echte CSU-Übervater natürlich, sondern eine Statue aus Kunststoff, knapp einen Meter hoch und maßstabsgetreu auch von ordentlicher Breite, tiefschwarz wie die Gesinnung des 1988 gestorbenen Politikers. Es war ein Präsent, das Ministerpräsident Markus Söder bei seiner Albanien-Reise dabei hatte, wo es vor allem um die Rekrutierung von Fachkräften ging. Der beschenkte Premier Edi Rama hat sich jedenfalls sehr gefreut, ahmte er doch für ein Foto prompt den Strauß-Gestus der Statue nach, die rechte Hand wie eine Schale erhoben, als pflückte er einen saftigen Apfel vom Baum. Oder vielleicht auch zur Unterstützung der Rhetorik, man weiß es nicht.

Der Hintergrund: Ein Platz in der Hauptstadt Tirana ist nach Strauß benannt, der in den Achtzigern bei einem Abstecher in einem privaten Urlaub das kommunistische Land besuchte und somit adelte. Ein bayerischer Regierungschef macht immer auch Außenpolitik und ist immer im Dienst. "Es sind seine Visionen, seine Beziehungen, die wir immer noch verfolgen", sagte Premier Rama. Die Bild-Zeitung formulierte sogar: "Söders Vorgänger ist so etwas wie ein Held in Albanien."

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Die Grünen im Landtag wollten das mit der "Zwergenstatue" von Strauß, wie sie das Geschenk nennen, nochmal ganz genau wissen; über eine Anfrage im Landtag, deren Antwort nun veröffentlicht wurde. Wie viele Exemplare wurden von wem hergestellt oder sind in Planung, wie lief der Auftrag ab? Und die Kosten - "bitte aufschlüsseln nach Künstlerhonorar, Herstellung, Material, Transport"? Die Antwort indes ist unspektakulär. Laut Staatskanzlei gibt es keine spezielle Fertigung, keinen Auftrag. Sondern das Ding wurde "aus bestehenden, seriell gefertigten Stücken käuflich erworben". Nämlich beim Künstler Ottmar Hörl, der viele bekannte Leute, etwa Richard Wagner oder Karl Marx, in Miniatur feilbietet. Pauschalpreis für den Strauß: 500 Euro; ein Mal für "Geschenkzwecke" in Albanien gekauft und bei Hörl wegen dessen Alleinstellungsmerkmals.

Ein Rohrkrepierer ist das überkritische Nachfragen der Grünen, könnte man nun denken. Stand die Fraktion ja schon mal als kleinkrämerisch da, als sie sich allzu penibel nach der Lieferung von 4000 Weißwürsten erkundigte, die Söder der US-Truppe in Grafenwöhr spendierte. Andererseits: Strauß-Huldigungen aller Art gehören in Partei und Staatsregierung nach wie vor zum guten Ton. Und im CSU-Fanshop ist nicht nur eine "Baumwolltasche Markus Söder" gelistet, sondern auch eine "Anstecknadel Franz Josef Strauß". Nicht auszuschließen gewesen wäre es, dass da irgendwo eine heimliche Staatsproduktion für Strauß-Statuetten steht, um das geneigte In- wie Ausland angemessen mit der Devotionalie zu versorgen. "So etwas wie ein Held" ist der ja nicht nur in Tirana.

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Von Johann Osel

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