Politik in Bayern:Woher Söders Weißwürste kamen

Politik in Bayern: Weißwurstfrühstück mit Ministerpräsident und US-Soldaten: Die Grünen interessieren sich dafür, woher die Würste kamen.

Weißwurstfrühstück mit Ministerpräsident und US-Soldaten: Die Grünen interessieren sich dafür, woher die Würste kamen.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Die Grünen interessieren sich für die Brotzeit, die der Ministerpräsident neulich US-Soldaten in Grafenwöhr spendiert hat. Die Antwort: Wenig spektakulär, das Weißwurst-Gate ist abgesagt. Was die Grünen wohl erwartet hatten?

Glosse von Johann Osel

Der Nürnberger Food-Blogger Markus Söder, der auch bayerischer Ministerpräsident ist, musste vergangene Woche den bewährten Hashtag ändern. Seit Monaten darf man auf Facebook ja unter #söderisst oder #södergrillt erfahren, was der CSU-Chef zu sich zu nehmen pflegt. Jetzt, wegen seiner Corona-Infektion, wurde daraus #söderisstinisolation, und da gab es Obst, auch mal Spargel - jedenfalls Gesünderes als die sonst oft üblichen Bratwurst- oder Gyrosplatten. Man kann Söders Speisenshow für lächerlich halten. Dass ihm viele im Netz die Mahlzeiten an sich nicht gönnen, aber auch. Soll der Mann verhungern? Vielleicht würde mancher Kritiker insgeheim nur mal gern vom Ministerpräsidenten zum Essen eingeladen werden.

Einladungen spricht Söder zuweilen aus, dafür interessierten sich jetzt die Grünen im Landtag. Es geht um die 4000 Weißwürste, die der Freistaat im März der US-Armee in Grafenwöhr spendiert hat. Die Soldaten seien hier, um die Nato-Ostflanke zu stärken, sagte Söder damals. Und sie sollten sich selbst stärken: landestypisch, daher das Weißwurstfrühstück in seinem Beisein. In einer Anfrage wollte der grüne Finanzpolitiker Tim Pargent wissen: Welche Vergaberegeln lagen der Verköstigung beim Empfang in Grafenwöhr zu Grunde und wie teuer war das Ganze?

Antwort der Staatskanzlei: Die Verpflegung erfolgte ausschließlich über die Truppenküche mit Produkten von oberpfälzischen Unternehmen; die US-Armee unterzieht Zulieferer einem Sicherheitscheck. Gesamtkosten des Termins: 13 700 Euro, die Staatskanzlei bezahlte. Klingt wenig spektakulär, Weißwurst-Gate ist abgesagt. Was hatten die Grünen erwartet? Dass CSU-Mann Alfred Sauter, der berüchtigte Maskenvermittler, in der Wurstküche stand und die Dinger abdrehte? Dass Andrea Tandler den Senf dazu gab?

Man kann die Anfrage für kleinlich halten, die Skepsis für übertrieben. Der Grüne Pargent sagt, er wollte halt mal nachfragen, ahnend, dass da kein Skandal drinstecke. In anderen Fällen hat die grüne Neugier auf Söders Einladungen schon Erkenntnisse gebracht, 2021 stellte sich ein nobler Empfang als weitgehende "Herrenrunde" heraus. Söder habe in Grafenwöhr eingeladen und die Rechnung bezahlt, wie im Wirtshaus, meint Pargent - alles okay. Über die Ausgabe an sich lasse sich natürlich streiten: ob sie "mehr staats- oder söderdienend" sei.

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