SPD im Bayerischen Landtag:"Die Wahl lief beschissen"

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Wird sich Fraktionschef Florian von Brunn an der Spitze der Bayern-SPD nach dieser Wahlschlappe halten? (Foto: Johannes Simon/Getty Images)

Die Landtags-SPD sucht nach Orientierung. Soll der Fraktionschef Florian von Brunn nach dem historischen Tiefstand weitermachen? Und wer könnte übernehmen?

Von Johann Osel und Olaf Przybilla

Die SPD im Landtag ist nicht nur geschrumpft nach dem historischen Tiefstand von 8,4 Prozent. Sondern sie steht personell auch vor einem Umbruch. Dieser war schon vor dem Wahlsonntag absehbar, neun, teils lang gediente Abgeordnete waren nicht mehr angetreten. Von den jetzt 17 Mandaten, mit denen sich die Fraktion am Donnerstag bilden wird, entfallen zehn auf bisherige Abgeordnete. Hinzu kommen sieben neue Frauen und Männer. Der Wechsel macht es auch unwägbar, wie es nach der Wahlschlappe weitergeht: Wird sich Fraktionschef Florian von Brunn an der Spitze halten? Offenbar herrscht bei vielen Genossen erst mal Redebedarf - sodass die Entscheidung etwas aufgeschoben werden könnte.

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Von den bisherigen Mandatsträgern, die weitermachen wollten, haben zwei den Wiedereinzug verpasst. Zunächst Diana Stachowitz aus München. Zwar ist Oberbayern mit sechs Abgeordneten der am stärksten vertretene Regierungsbezirk in der SPD-Fraktion. Stachowitz landete aber auf Platz sieben der Liste. In Niederbayern verpasste Christian Flisek den Wiedereinzug, als Zweiter auf der SPD-Liste. Die Sozialdemokratie zwischen Passau und Landshut wird künftig nur noch eine einzige Abgeordnete haben: Ruth Müller, die Generalsekretärin der Bayern-SPD. Auch nur einen sozialdemokratischen Sitz zählt die Oberpfalz: eine neue Abgeordnete, Nicole Bäumler, Berufsschullehrerin aus dem Stimmkreis Weiden. Durch zwei neue Köpfe in der Fraktion vertreten ist Oberfranken: Holger Grießhammer, Malermeister aus dem Stimmkreis Wunsiedel-Kulmbach und ehemals Zweiter Bürgermeister von Weißenstadt. Sowie Sabine Gross, Rechtsanwältin und eine der Stellvertreterinnen der Kronacher Bürgermeisterin.

Fraktionschef Brunn will sich erneut an die Spitze wählen lassen. Seine Wahl 2021 - kurz nach der zum Landesvorsitzenden - fiel knapp aus, die Fraktion teilte sich fortan in Vertraute und Kritiker. Doch manche Kritiker sind ausgeschieden, wie werden sich die Neuen positionieren? Überschlagsrechnungen in der SPD zeigen, dass es eine Mehrheit für Brunn geben könnte. Doch gerade aus der Partei heraus gibt es auch viel Kritik: Die auf Brunn zugespitzte Kampagne sei falsch gewesen, seine Beliebtheit im Freistaat wie in der SPD sei medioker, man habe die Sprache der Menschen nicht gefunden. "Die Wahl lief beschissen, der Frust auf die Spitze ist groß", sagt einer - und doch ist man hin und her gerissen. Einerseits die schwierigen Umstände, wolle man da ausgerechnet mit Machtpoker und Streit auffallen? Andererseits: Es dränge sich noch niemand auf, der es machen könnte. Oder will. Womöglich werde sich einer der Neuen mit der Zeit als führungsstark profilieren.

Denkbar ist, dass diese Woche noch gar nicht gewählt wird. "Zeit gewinnen", der zusammengewürfelte Haufen kenne sich kaum, hört man. "Schnell sprechfähig" müsse man kurz nach der Wahl gar nicht sein. Nur minimal sei ja die Option, dass Markus Söder sich mit den Freien Wählern vollends verkrache und noch die SPD anrufe.

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