Kürzlich hat das Polizeipräsidium Oberfranken eine Meldung abgesetzt, es ging um Starkregen und Vollsperrung. Auch eine Stadt in Unterfranken wurde dabei erwähnt, zu der es in Oberfranken zahllose Bezüge gibt: Schweinfurt bietet Arbeit, man ist über die A70 miteinander verbunden, hat eine gemeinsame, evangelisch geprägte Geschichte - eine ganz enge Nachbarschaft also. Warum das Präsidium, in einer ansonsten top orthografischen Mitteilung, die Stadt gleichwohl als "Schweinfurth" verunstaltete?
Es tut weh, muss aber sein: Womöglich hat da jemand zu viel SZ gelesen. Leider vergeht sich diese Zeitung seit Jahrzehnten am Namen der Industriestadt, in Artikeln, Ortsmarken, sogar in Überschriften. Zuletzt vor einer Woche erst. Wer ins Archiv schaut, muss sich spätestens nach drei Dutzend Mal "Schweinfurth" einen Beruhigungstee aufsetzen.
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Woran das liegt? Schwer zu sagen. Natürlich, es gibt auch den fatalen Kelheim/Kehlheim-Komplex, aber der zieht sich durch alle Medien, da ist die Süddeutsche keine Avantgarde. Die Sache "Schweinfurth" aber? Spätestens seit die ehemalige Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser vor vielen Jahren fernmündlich wissen ließ, sie sei nur noch sprachlos, haben sich viele SZ-Runden eingeschworen: nie-nie-wieder! Mit überschaubarem Erfolg. Und wenn's in Bayern gerade nicht passiert, dann halt in den Ressorts Feuilleton, Panorama, München.
Wann und wie sich das eingeschlichen hat? Im Archiv lässt sich eine Spur rekonstruieren. Zwar gab's auch vorm Jahr 2000 vereinzelte Fehlgriffe. Zur Seuche aber wurde der Lapsus kurz darauf: Ein Handballspieler hieß tatsächlich "Schweinfurth", also bald auch sämtliche Ballsportvereine der Industriestadt, übern Sportteil wanderte die frohe Kunde ins Blatt: fränkische Stadt jetzt mit neuem h.
Augen gewöhnen sich, Synapsen verfestigen sich. Das Hirn tickert: nicht wieder, bloß nicht nochmal - es kann ja bekanntlich aber auch nicht nicht an den rosa Elefanten denken. Und so geht's dahin.
Im Heimatministerium in Nürnberg kennen sie den Vorgang. Seit das mal einer mit durchschlagendem Publikumserfolg aus Versehen sprachlich verunstaltet hat, ist die Glut nicht mehr auszutreten. Bis sich 2018 Horst Seehofer, immerhin der stolze Gründungsvater des Hauses, höchstselbst der ansteckenden Krankheit ergab. Bei der Bundespressekonferenz sprach auch er vom "Heimatmuseum".