Bahnfahren in Bayern:Nutzen Sie bitte eine andere Reisemöglichkeit!

Lesezeit: 1 min

"Dieser Bahnübergang kann wegen zahlreicher Zugfahrten bis zu 20 Minuten geschlossen bleiben", warnt die Deutschen Bahn vor einem beschrankten Bahnübergang in der Oberpfalz. (Symbolbild) (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Ständig fallen Züge aus? Auf einer Strecke bei Schwandorf fahren so viele, dass die Bahn Menschen in Eile vor dem eigenen Bahnübergang warnt. Dieses Konzept der kalkulierten Abschreckung könnte Erfolg haben.

Glosse von Deniz Aykanat

Es gibt einen theoretischen Zugfahrplan in Bayern und einen tatsächlichen. Im theoretischen Zugfahrplan steht zum Beispiel, dass mindestens jede Stunde ein Zug von Regensburg nach München fährt. Oder von Nürnberg nach Landshut. Oder von Plattling nach Passau. Oder von Ingolstadt nach irgendwo.

In Wirklichkeit aber ist es so, dass sowohl die Taktung der Züge als auch die Waggon-Anzahl tatsächlich fahrender Züge im Niedergang begriffen ist.

Umso überraschender ist es da doch, dass es Orte in Bayern gibt, an denen eine zu hohe Zugtaktung ein Problem darstellt, vor dem die Deutsche Bahn eigens warnt, wie die Mittelbayerische Zeitung berichtet. "Dieser Bahnübergang kann wegen zahlreicher Zugfahrten bis zu 20 Minuten geschlossen bleiben", steht auf einem Schild der Deutschen Bahn vor einem beschrankten Bahnübergang in der Nähe von Schwandorf in der Oberpfalz. Und weiter: "Haben Sie es eilig fahren Sie bitte auf anderem Wege zu Ihrem Ziel." Es handelt sich hierbei um ein Original-Zitat. Offensichtlich spart die Bahn inzwischen nicht nur bei der Taktung, sondern auch bei den Satzzeichen.

Ansonsten könnte (sollte?) die Bahn dieses Konzept der Abschreckung aber durchaus erweitern. Sie macht das teilweise auch schon. Neulich am Regensburger Hauptbahnhof wechselten geschätzt 80 um Atem ringende, angehende Bahnreisende zum dritten Mal von Gleis eins auf Gleis acht, als sich ihnen eine erstaunliche Nachricht auf der Bahnanzeige darbot: "Zug hat nur zwei Waggons und ist komplett voll! Nutzen Sie bitte eine andere Reisemöglichkeit!", zuckelte in Laufschrift vorbei, die schneller durchlief als jeder Regionalexpress.

Daraufhin fuhr mit nur 40 Minuten Verspätung ein komplett leerer und sehr langer Zug inklusive tschechischem Speisewagen ein. Das konnte nur eines bedeuten: Steckdosen! Euphorie machte sich breit, die Menge stürmte den Zug, obwohl noch nicht geklärt war, ob er nach München oder in einen tschechischen Ort mit vielen Sonderzeichen fährt.

So kreiert man glückliche Kunden.

Oder man geht noch einen Schritt weiter, indem man einen Schritt früher ansetzt und Schilder mit Ausschlusskriterien schon vor den Bahnhöfen aufstellt: "Fahren Sie nicht mit uns, wenn Sie...

...in Eile sind.

...ein Auto besitzen.

...manchmal auf die Toilette müssen.

...einen Funken Selbstachtung haben.

Danke für Ihr Verständnis!"

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBahnchaos
:Die Zugfahrt des Grauens

Ein Wochenendtrip mit dem "Alex" nach Prag - was soll schon schiefgehen? Alles.

Von Max Weinhold

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: