Nationalsozialismus:Der Schöngeist und die Kriegsverbrechen

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"Allen Gedankenballast aus meiner damaligen Tätigkeit über Bord geworfen": Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte der Komponist Paul Winter nichts mehr von seiner Vergangenheit als Wehrmachtsgeneral wissen. (Foto: Stadt Neuburg)

Der Neuburger Komponist Paul Winter wird in seiner Heimatstadt vielfältig geehrt: auf Straßenschildern, in Schulen und Tänzen. Doch neue Forschungen enthüllen seine belastende NS-Vergangenheit - und werfen unbequeme Fragen auf.

Von Thomas Balbierer, Neuburg an der Donau

Es war eine erstaunliche Doppelkarriere, die Paul Winter im "Dritten Reich" hinlegte. Als Komponist wurde er mit der Schöpfung der Olympia-Fanfare für Hitlers Spiele 1936 populär. Als Soldat stieg er in höchste Kreise der Wehrmacht auf. Doch nur eine Hälfte dieser ungewöhnlichen Biografie überlebte den Zweiten Weltkrieg: Winter wird in seiner Geburtsstadt Neuburg an der Donau bis heute als großer Künstler gefeiert. Sein zweites Leben als NS-General verschwand in den Tiefen der Nachkriegsverdrängung. "Diese ganze Welt ist für mich wie versunken", schrieb Winter, Jahrgang 1894, kurz nach dem Untergang der NS-Diktatur in einem Brief. Er wolle "ausschließlich meiner inneren, verpflichtenden Berufung zur Kunst" folgen, statt "wie früher zu versuchen, zwei Herren zu dienen".

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