Deutsches Museum:Das Zeichen von Nürnberg

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Das Zukunftsmuseum, die Nürnberger Zweigstelle vom Deutschen Museum in München, soll im Augustinerhof eröffnen. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Die Debatte um die hohen Kosten für das neue Zukunftsmuseum kommt Markus Söder ungelegen. Deswegen ist die Sprachregelung schon gefunden: "Dubiose Gefälligkeitsgutachten" seien das. Aber so einfach wird die Sache nicht abzuräumen sein.

Kommentar von Sebastian Beck

Man kann die Geschichte des Deutschen Museums in Nürnberg kompliziert oder simpel erzählen. Die einfache Variante geht so: Die Staatsregierung wollte mit der Zweigstelle "ein Zeichen setzen", wie man das halt so nennt, wenn es um ein Prestigeprojekt geht. Markus Söder wiederum war immer schon ein großer Zeichensetzer, erst recht in Nürnberg, und so ließ er sich vor vier Jahren zusammen mit Wolfgang Heckl, dem Chef des Deutschen Museums, im Raumschiff-Enterprise-Kostüm ablichten, als er die Finanzierungsvereinbarung für die Zweigstelle unterschrieb. Danach setzte Heckl seinen Servus unter den Mietvertrag mit dem Investor Gerd Schmelzer, der sich den Kalenderausriss vom 2. Juni 2017 in Gold rahmen darf.

Denn er ist der Gewinner eines Immobiliendeals, der Züge einer Satire aufweist. Schmelzers Verhandlungspartner haben es ihm mehr als leicht gemacht: Bereits Anfang 2016 hatte Söder verkündet, dass das Projekt nicht am Geld scheitern werde. Das wird Schmelzer sicher gerne gehört haben. Und da der Freistaat noch dazu unbedingt auf sein Grundstück wollte, konnte er die Miete in eine für ihn erfreuliche Höhe treiben.

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Als Ministerpräsident will sich Söder diese blöde Sache keinesfalls ans Bein binden lassen, schon gar nicht im Wahljahr. Da ist jetzt, wenn überhaupt, Heckl als Schuldiger ausgemacht, wenn ein paar Millionen mehr bezahlt werden müssen. Deshalb schickte der oberste Zeichensetzer Wissenschaftsminister Bernd Sibler und CSU-Generalsekretär Markus Blume vor, um die "dubiosen Gefälligkeitsgutachten" zu geißeln.

Blöd wäre es nur, wenn bald auch der Rechnungshof zu einer ähnlichen Einschätzung käme. Da müsste man sich eine neue Sprachregelung einfallen lassen. Dubioser Rechnungshof vielleicht? Es ist klar, dass die Opposition das Geschenk nutzt, um Söder in Bedrängnis zu bringen. Ja, der Landtag hätte schon ein paar Jahre früher genauer hinschauen müssen. Das sollte man auch mal bei der Sanierung des Deutschen Museums in München tun.

© SZ vom 30.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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