Naturschutzverbände:Kritik am Wolfsmanagement von Bayerns Agrarministerin

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Michaela Kaniber (CSU), bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, steht seit den Wolfsattacken in Oberfranken massiv in der Kritik. (Foto: dpa)

Zwei Naturschutzverbände werfen Michaela Kaniber schwere Versäumnisse im Herdenschutz vor. Hintergrund sind Wolfsattacken auf Wildgatter in Oberfranken.

Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) steht wegen ihrer Forderung nach Erleichterungen für den Abschuss von Wölfen zum Schutz von Weidetieren weiter massiv in der Kritik. "Ein wirksamer Schutz der Weidetiere geht nur mit Herdenschutzmaßnahmen", sagt der Vorsitzende des Bundes Naturschutz (BN), Richard Mergner. "Hätten das Agrarministerium und die Agrarverwaltung den Herdenschutz nicht gemeinsam mit dem Bauernverband viele Jahre lang blockiert, dann wären die Wolfsrisse der vergangenen Tage wohl vermeidbar gewesen." Auch der Landesbund für Vogelschutz (LBV) wirft Kaniber schwere Versäumnisse im Herdenschutz vor.

Hintergrund der Vorwürfe sind Wolfsattacken auf zwei Wildgatter im oberfränkischen Betzenstein. Dabei waren ein oder mehrere Wölfe in die Gehege eingedrungen und hatten insgesamt 25 Stück Rot-, Dam- und Muffelwild getötet. Beide Gatter waren nicht gegen Wolfsangriffe geschützt, obwohl im nahen Veldensteiner Forst seit drei Jahren ein Wolfsrudel lebt und damit laut Experten solche Attacken erwartbar waren.

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Landwirtschaftsministerin Kaniber schlägt sich nach Wolfsangriffen auf zwei Wildgatter offen auf die Seite der Gegner des Raubtieres. Vom Bauernverband erntet sie Beifall, Umweltminister Glauber nennt das Populismus und in der Region herrscht Aufregung.

Von Christian Sebald

BN und LBV verweisen darauf, dass der Freistaat als Prävention gegen solche Attacken vor einem Jahr ein Herdenschutzprogramm für Wolfsgebiete installiert hat. In seinem Rahmen sollen Mitarbeiter von Kanibers Agrarverwaltung Nutztierhalter über Vorsorgemaßnahmen beraten. Ein Beispiel dafür sind Elektrozäune, die Wölfen so empfindliche Stromstöße versetzen, dass sie das umzäunte Gebiet künftig meiden.

Nach Auffassung des LBV-Chefs Norbert Schäffer hätte das zuständige Landwirtschaftsamt von sich aus auf die beiden Wildtierhalter zugehen und ihnen ihren Anspruch auf wolfssichere Gehege erklären müssen. "Das wurde versäumt", sagt Schäffer. "Bevor die Jagd auf den Wolf eröffnet wird, müssen aber erst einmal alle möglichen Präventionsmaßnahmen umgesetzt werden." Basis des Wolfsmanagements in Bayern ist der "Aktionsplan Wolf" des Agrar- und des Umweltministeriums von 2018. Auch in dem Papier ist klar geregelt, dass ein Abschuss von Wölfen, die Nutztiere reißen, erst in Frage kommt, wenn Herdenschutzzäune und andere Präventionsmaßnahmen die Raubtiere nicht von ihrem Tun abhalten können.

© SZ vom 06.03.2021 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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