Mittenwald:Kurioser Streit um Deutschlands "höchste Brauerei"

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Auf der Bergstation der Karwendelbahn werden Schnaps und Bier produziert - trotz eines Bauverbots. Was genau auf 2244 Metern Höhe passiert, wissen die Kontrolleure nicht. Denn sie haben Schwierigkeiten, nach oben zu gelangen.

Von Matthias Köpf

Ob die Zugspitze wirklich das Höchste ist, muss wohl jeder für sich entscheiden, Liebhaber des alpinen Spektakels und Bergpuristen werden da zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Die Höchste im Land ist die Zugspitze auf jeden Fall, oder halt der höchste Berg. Nur gut, dass sie da droben nicht auch noch Schnaps brennen und Bier brauen, denn das wäre kaum noch zu toppen.

So aber kann die Karwendelbahn in Mittenwald, die sich angesichts der Zugspitzbahn nur als "Deutschlands zweithöchste Bergbahn!" bewerben darf, immerhin einen anderen Superlativ für sich reklamieren. Die 2500 Liter Bier nämlich, die in ihrer Bergstation auf 2244 Metern Höhe während der "Einweihungswoche" vor Weihnachten ausgeschenkt werden sollten, wurden demnach "gebraut in Deutschlands höchster Brauerei". Aus Sicht des mehr als 1500 Meter tiefer gelegenen Landratsamts in Garmisch-Partenkirchen ist das aber der Gipfel.

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Dabei sind die Streitigkeiten zwischen den Haupteigentümern der Karwendelbahn einerseits und der Gemeinde Mittenwald als Minderheitsaktionärin plus der Garmischer Kreisbehörde auf der anderen Seite ungefähr so reich an Gipfeln wie das ganze Karwendel. Unter anderem wurde dort droben schon 2021 eine Destille installiert, welche die Bergstation zur höchsten Schnapsbrennerei Deutschlands machen sollte. Und zwar unabhängig davon, ob es dafür eine Baugenehmigung gibt oder nicht.

Rein baurechtlich gilt diese Destille den Behörden jedenfalls als eine Art Schwarzbrennerei. Dass ihrem kupfernen Glanz auch noch der eines Braukessels folgen sollte, war auch schon lange klar. Das Landratsamt war zwar gar nicht erst um irgendwas gefragt worden, stellte den Bau aber schon vor vielen Monaten in aller Form ein. Eröffnet wurde jetzt trotzdem. Und die Vertreter der Kreisbehörde waren wieder nicht eingeladen, sondern mussten ausdrücklich draußen beziehungsweise drunten bleiben.

Denn die Baukontrolleure haben Hausverbot in der Karwendelbahn. Sie könnten sich zwar Zutritt zur Bergstation verschaffen, nicht aber zu den Gondeln, die sie hinauftragen würden. Und zu Fuß ist es ein weiter Weg. Bis ein bergfester Baukontrolleur überhaupt auf die Höhe des Geschehens käme, wäre sein Arbeitstag schon fast vorbei, und dann müsste er ja auch noch zu Fuß wieder hinunter. Das hat sich bisher keiner angetan. Droben stoßen sie derweil mit Selbstgebrautem an.

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