Bayerisch-österreichische Grenze:Warum sich eine oberbayerische Stadt ihr Logo in Vietnam designen lässt

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Laufen an der Salzach. (Foto: Johannes Simon)

Ihr Salzhandel war immer schon ein weit gespanntes Export-Geschäft. Doch das Logo für ihre 1275-Jahr-Feier ließ sich die oberbayerische Kleinstadt Laufen nun gleich aus Vietnam besorgen. Wie es dazu kam.

Glosse von Matthias Köpf, Laufen

Eine Grenze wie die zwischen Bayern und Österreich braucht es schon allein, um beide Länder zuverlässig unterscheiden zu können. So wie es - nur zum Beispiel - auch eine Grenze zwischen der oberbayerischen Stadt Laufen und ihrer Nachbargemeinde Saaldorf-Surheim braucht, damit die beiden überhaupt Nachbargemeinden sein können und nicht nur eine einzige Kommune. Aber eine formvollendet überbrückte Staatsgrenze wie die zwischen Laufen und dem österreichischen Oberndorf macht da natürlich trotzdem mehr her.

Diese Art von Internationalität ist Laufen und Oberdorf aber erst 1816 zugekommen, davor waren beide zusammen bloß Laufen und lagen zwar auch schon an der Salzach, aber trotzdem noch mitten im selbständigen Fürstbistum Salzburg. Und weil die beide Städte mal eine waren, feiern sie heuer gemeinsam die erste urkundliche Erwähnung des "castellum ad louffi", der Befestigung bei den Stromschnellen, vor 1275 Jahren. Viel internationaler könnte es dabei in mancher Hinsicht kaum zugehen.

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Da muss es jetzt gar nicht darum gehen, wo all diese Stofftaschen, T-Shirts, Tassen und Kühlschrankmagnete hergestellt werden, auf denen das Logo der Feiern prangt. Sie werden bestimmt Absatz finden, so reißend wie einst die Salzach in jener einigen Flussschleife, in der Laufen liegt. Wegen dieser Stromschnellen wurde damals das teure Export-Salz aus Hallein und Reichenhall oberhalb ab- und unterhalb auf größere Schiffe aufgeladen, was etlichen Laufenern ansehnliche Bürgerhäuser und der Stadt ihre wuchtige Stiftskirche eingetragen hat.

Internationalität in Handel und Dienstleistung waren schon damals gut fürs Geld, und heute ist es immer noch so. Denn wie die Südostbayerische Rundschau berichtet, ist jenes Logo, das dort gerade den ganzen Merchandising-Krempel ziert, sogar noch viel internationaler als Laufen und Oberndorf zusammen. Demnach wurde der Gestaltungsauftrag von einem Dienstleister auf einer spanischen Crowdworking-Plattform im Internet für 110 Euro zur Erledigung ausgeschrieben. Der Auftrag ging laut Lokalzeitung so an einen Sub-Dienstleister aus Vietnam, der eine stilisierte Salzachbrücke über ein vages Gewässer gespannt hat und sich für sein Honorar in Laufen fast zehn Mousepads mit seinem Logo leisten könnte. Billiger, so hieß es offenbar aus dem Rathaus, hätte man es wohl kaum wo bekommen.

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