Landshut:Bayerns ehemals einziger FDP-OB wechselt zur CSU

Lesezeit: 3 min

Neue Parteifreunde: CSU-Chef Markus Söder (li.) begrüßt Landshuts Oberbürgermeister Alexander Putz in der Partei. Persönlich und dann auch in den sozialen Medien. (Foto: Facebook)

Landshuts Rathauschef Putz wird von CSU-Chef Söder freudig in der Partei aufgenommen. Das ist auch ein Signal an den FW-Chef Hubert Aiwanger.

Von Katja Auer und Johann Osel, Landshut

Markus Söder wirkt außerordentlich gut gelaunt am Donnerstagmittag, ganz anders als in der Nacht davor beim Berliner Migrationsgipfel. Schnellen Schrittes betritt der Ministerpräsident ein Landshuter Wirtshaus, vorbei an der Küche, aus der Steaks und Krustenbraten duften. Es geht zuerst in einen Saal, wo schon zwei, drei Dutzend Landshuter CSU-Mitglieder sitzen und der frohen Botschaft harren, dann zur Pressekonferenz in ein Nebenzimmer. Anlass der Freude: Der Landshuter Oberbürgermeister Alexander Putz, 59, ist in die CSU eingetreten, "mit Wirkung vom heutigen Tag". Das verkünden Putz und Söder bei dem kurzfristig angesetzten Termin, für den der CSU-Vorsitzende eigens angereist ist. In Begleitung von Verkehrsminister Christian Bernreiter, der bald niederbayerischer CSU-Bezirkschef werden und dort Stimmen für die Landtagswahl sichern soll. Soll nun also auch Putz dabei helfen?

Seit 2017 ist er OB in Landshut. Der Wahlsieg des gebürtigen Österreichers war damals eine Überraschung, war er doch Kandidat der kommunal kaum verankerten FDP und Gegner des lange favorisierten Helmut Radlmeier von der CSU. Die hatte seit 1984 unangefochten in der niederbayerischen Bezirkshauptstadt regiert.

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2020 stellt sich Putz vorzeitig zur Wiederwahl und blieb nach einem Stichwahlsieg gegen eine grüne Bewerberin ihm Amt - trat jedoch kurze Zeit später aus der FDP aus, da er deren politische Linie in der Pandemie nicht mittragen könne. Er habe den Eindruck, erklärte er damals, führende Liberalen wollten Kapital aus der Stimmung gegen die Anti-Corona-Maßnahmen schlagen, was sich nicht mit seinen Ansichten über "verantwortungsvolles politisches Handeln" vertrage. Fortan übte er sein Amt als Parteiloser aus.

Seit 2020 sei er "ein bisschen politisch heimatlos" gewesen, sagt Putz nun im Wirtshaus, habe aber kommunal "vertrauensvoll" mit der CSU zusammengearbeitet. Für ihn sei es darum gegangen, mit dem Eintritt "ein Statement" zu setzen, "als Kontrast dazu, was in Berlin so politisch entschieden wird". Als Ingenieur habe er "ein Problem mit Gesinnungsethik und Ideologen". Dann stimmt Putz ein Loblied auf Söder an, auf dessen "Führungsstärke" in der Corona-Krise. Das sei wie beim Mikado, Politik sei auch dann am Zug, wenn die Stäbchen ganz schlecht am Tisch liegen. Da dürfe man nicht drumherum stehen und schreien, dass es wackelt. Und: Er lebe seit 40 Jahren hier und fühle sich wohl. "Vieles läuft in Bayern besser als anderswo." Ende des Wahlwerbe-Spots.

Söder wirkt daneben wie der Klassenprimus am Zeugnistag, nickt zuweilen, schaut würdevoll und verkneift sich, so scheint es, ein Grinsen. "Herzlich willkommen", sagt er schließlich. Der Beitritt des OB sei ein starkes Signal für Landshut, eine der am stärksten wachsenden Regionen. Aber auch für Niederbayern, für ganz Bayern. Putz, der 2026 nicht mehr als Stadtoberhaupt antreten will, hätte sich ja auch "profilieren können als frei von allem", meint Söder. Stattdessen komme er bewusst "in unsere Gemeinschaft".

Das ist dennoch keine allzu große Überraschung, zeigte Putz doch schon länger Sympathien für die Partei, auch abseits der Arbeit im Stadtrat. Im Bundestagswahlkampf 2021 war er etwa Gast bei einer CSU-Wahlkampfveranstaltung im Landshuter Stadion und applaudierte kräftig bei Söders Rede. Beim Neujahrsempfang der lokalen CSU heuer umschmeichelten sich Parteivertreter und OB derart gegenseitig, dass die örtliche Presse raunte: Warum ist er noch nicht Mitglied? Zur Genese sagt Söder, dass man schon mal "vor längerer Zeit" bei einem Gespräch über Landshuts Stadtentwicklung am Rande darüber geredet habe.

Für die CSU ist der Neuzugang auch kommunalpolitisch ein Gewinn, kommt sie doch so zu einem weiteren OB in einer größeren Stadt. Und auch noch in Landshut, wo Radlmeiers Niederlage gegen Putz als wahrhaft peinlich verbucht worden war - wobei die lange notorisch zerstrittene örtliche Partei viel dazu beigetragen hatte. Zudem bekommt die CSU eben einen bekannten Unterstützer für die Landtagswahl in einer Gegend, in der FW-Chef Hubert Aiwanger großen Zuspruch hat. Der Wirtschaftsminister tritt im Stimmkreis Landshut an, in der CSU gibt es durchaus Befürchtungen, dass er Radlmeier - dem einst erfolglosen OB-Kandidaten - das Direktmandat abnimmt. 2018 holte Aiwanger schon 25 Prozent der Erststimmen, nur knapp hinter dem CSU-Mann (27,7 Prozent). Radlmeier ist auch da am Donnerstag, auf einem Stuhl neben dem Podium mit Putz und Söder; das Wort erteilt wird ihm nicht.

Ist das Neumitglied Putz neben Bernreiter, der als beliebter Deggendorfer Landrat nach München gewechselt war, nun also der nächste Coup für den Stimmenfang in der Region? Putz winkt ab bei der Frage, wie er sich im Wahlkampf einzusetzen gedenke. Er habe in erster Linie eine Kommune zu regieren und das sei "zeitraubend". Seine Unterstützung sei eher "ideell". Söder sagt dazu: "Das Signal, das ist das Entscheidende." Ein OB, der überzeugt von der Bevölkerung gewählt worden sei - es sei "ein gutes Gefühl, so jemanden bei uns zu haben, in der großen CSU-Familie, das gibt uns Rückenwind, macht einfach Freude".

Bliebe noch: Zählt die Ankündigung, keine dritte Amtszeit anzustreben, auch unter neuen Bedingungen, Herr Putz? "Nein, an meinen Plänen ändert sich gar nichts, das ist auch nicht die Motivation", erklärt der OB. Gleichwohl dürfte es einen CSU-Bewerber 2026 stärken, wenn seine Partei das Rathaus verteidigt.

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