Landshut:"Je mehr man rumfuchtelt, desto wütender werden sie"

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Landshuts Oberbürgermeister Alexander Putz ist jetzt in der CSU. Auf dem Bild von 2016 steht er in der Altstadt. (Foto: Armin Weigel/dpa)
  • Der Landshuter Oberbürgermeister Alexander Putz (FDP) hat die Stadträte in einem Gespräch mit der Passauer Neuen Presse mit Wespen verglichen.
  • Diese Aussage haben Stadträte von der ÖDP, CSU, Landshuter Mitte, SPD und Grünen kritisiert.
  • Allerdings fühlen sich die Stadträte nicht erst seit dem Vergleich vom Oberbürgermeister schlecht behandelt.

Von Andreas Glas, Landshut

Der Gasthof zur Insel hat einen sehr idyllischen Biergarten. Wie der Name schon sagt, liegt der Biergarten inselgleich zwischen zwei Armen der Isar. Dass die Landshuter Stadträte ihre Pressekonferenz in der Stube des Gasthofs abhielten, könnte an den Wespen gelegen haben, die in den Biergärten zurzeit sehr lästig sind. Der Landshuter Oberbürgermeister dagegen hat ein entspanntes Verhältnis zu Wespen. "Mir macht das nichts aus", hat Alexander Putz (FDP) neulich der Passauer Neuen Presse verraten. Er scheint zu wissen, wie man sich die Viecher effektiv vom Leib hält: einfach ignorieren. Denn Wespen, "die sind wie Stadträte", das hat Putz der PNP ebenfalls verraten. "Je mehr man rumfuchtelt, desto wütender werden sie."

Wenn man so will, war die Pressekonferenz im Gasthof zur Insel der Beweis für Putz' Wespen-Theorie. Dessen verbales Rumgefuchtel in der PNP hat die Wut der Stadträte angefacht. "Verletzend" sei der Wespen-Vergleich gewesen, sagt Elke März-Granda. Neben der ÖDP-Stadträtin waren Vertreter von CSU, Landshuter Mitte, SPD und Grünen in die Gaststube gekommen, um sich öffentlich Luft zu machen. Es geht ihnen wie den Wespen, die um OB Putz herumschwirren. Sie fühlen sich ignoriert vom Oberbürgermeister - und zwar nicht erst seit dem Stadtrat-Wespen-Vergleich.

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Im Herbst 2016 war Putz eine Sensation gelungen. In der OB-Stichwahl holte er 63 Prozent und beendete die jahrzehntelange CSU-Herrschaft im Landshuter Rathaus. Seither regiert Putz ohne natürliche Verbündete. Einen FDP-Stadtrat gibt es zwar, doch selbst der stimmte zuletzt mehrfach gegen den OB. Dass er keine Fraktion im Rücken brauche, hatte Putz bereits im Wahlkampf betont. Er findet, dass Parteiinteressen in der Kommunalpolitik nichts zu suchen haben. Wer ihn nach seinem Wahlsieg fragte, wie er Mehrheiten für seine Ideen finden wolle, dem sagte Putz: "Ich möchte die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, mit Argumenten überzeugen." Das klang gut, das klang nach Dialog, nach Demokratie ganz ohne Parteilinienzwang.

Eine gute Einstellung, fand damals selbst die schwer geschlagene CSU. Sprechen die Stadträte heute über Putz, klingt es aber nicht mehr, als sprächen sie über einen Demokraten. Eher autokratisch beschreiben sie Putz' Führungsstil. SPD und Grüne beklagen schon lange, dass der OB sie praktisch nie in Entscheidungen einbeziehe. Stattdessen lästere Putz auf Facebook laufend über die Landshuter Stadträte. "Alles, was schiefläuft, daran ist der Stadtrat schuld, der ihn überstimmt hat", so stelle Putz es dar, sagt CSU-Fraktionschef Rudolf Schnur.

Bemerkenswert ist, dass sich mit der CSU nun eine Fraktion der Putz-Kritik anschließt, die den OB bei wichtigen Abstimmungen im Stadtrat unterstützt hat und umgekehrt. Inzwischen aber hat Fraktionschef Schnur immer öfter den Eindruck, dass Putz den Stadtrat gemeinsam mit der Verwaltung übergeht. "Man füttert uns mit Halbwahrheiten. Wenn wir mehr wüssten, würden wir die Beschlüsse vielleicht anders fassen", sagt Schnur. Auch ÖDP-Stadträtin März-Granda sagt, "dass die Verwaltung ihre eigene Politik macht und uns Informationen bewusst vorenthält". Dass etwa der Brandschutz im Josef-Deimer-Tunnel mangelhaft ist und die Verwaltung die Mängel sogar vertuscht hat, "das haben wir erst aus der Zeitung erfahren".

Im Gasthof zur Insel forderte der CSU-Fraktionschef den OB auf, nach der Wespen-Hochsaison offener auf die Stadträte zuzugehen. "Wir wollen die Verwaltung und den Oberbürgermeister bitten, nach der Sommerpause wieder neu zu starten", sagte Rudolf Schnur.

© SZ vom 14.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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