Windsheimer
Der Nürnberger Journalist Klaus Schamberger (81) hat sich als Kolumnist einen Namen gemacht und mehr als 20 Bücher geschrieben. Das jüngste Werk ist ein Memoir über seine Kindheit in Nürnberg und trägt den schönen Titel "Wie ich einmal nicht der Morlock geworden bin". Darin erzählt er unter anderem von einem Ausflug mit seiner Mutter ins Bratwurst-Herzle in der Brunnengasse, wo die Mama für kurze Zeit ihre Alltagssorgen vergessen konnte. Unvergessen blieb Schamberger, dass er dort "Sechs mit Kraut und ein Windsheimer" spendiert bekam. Ersteres kann man sich noch vorstellen, aber was ist ein Windsheimer? Menschen im fortgeschrittenen Alter werden sich erinnern, dass es sich dabei um eine Limonade handelte, um ein Kracherl, dessen Grundstoff in Bad Windsheim hergestellt wurde. Diese Limonade wurde unter dem Markennamen Nawinta in ganz Bayern vertrieben. Der Volksmund aber nannte dieses Zuckerkracherl Windsheimer. In den ersten Nachkriegsjahrzehnten galt es im Gegensatz zur billigeren Brauselimonade noch als Luxusartikel.
Zigretten
Neulich war im Radio ein Lied des Regensburger Songpoeten Erhard Dietl zu hören. Es ging darin um das Baden im Fluss, "da untn an der Donau, da wos am scheensten is, am Uferparadies." Aber jeder weiß: Die Donau ist wild, die Strömung stark, kein Wunder, dass ein Spezl, wie Dietl singt, schon kasweiß im Gesicht ist. Es gibt noch einen anderen Grund für die Blässe, den eine weitere Liedzeile verrät: "Und da Biwi hod Zigrettn dabei." Der Satz ist aus sprachlicher Sicht erwähnenswert, weil beim Wort Zigaretten im Werktätigenmilieu der Buchstabe a weggelassen wird, übrig bleiben die Zigretten. Ebenso verhält es sich bei dem Wort Zigrettenbürscherl. Das ist einer, der sich schon größer und erwachsener geben will, als er dem Alter nach ist. Am Zigrettenbürscherl klebt häufig das Adjektiv windig. Auch in der berühmten Boxkampf-Szene in der TV-Serie Monaco Franze fällt die Anmerkung: ". . . des Zigrettenbürscherl, des windige!"