Katastrophenschutz:Grüne fordern mehr Hilfe für die Helfer

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Fraktion fordert bessere Betreuung von Rettungskräften nach Einsätzen. Eine Anfrage liefert zudem ein Bild über massive Schäden nach Starkregen in diesem Jahr.

Von Johann Osel, München

Starkregen und Hochwasser haben in den besonders betroffenen Gebieten Bayerns in diesem Jahr einen geschätzten Gesamtschaden von 323 Millionen Euro verursacht. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Antwort der Staatsregierung auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Johannes Becher und Katharina Schulze hervor. Beispielhaft führt das Innenministerium etwa den extremen Starkregen im Juli im Berchtesgadener Land an, der massive Überschwemmungen und Schlammlawinen ausgelöst und ganze Ortsteile betroffen hatte. Nach schweren Schäden in der Infrastruktur, aber auch an privaten Gebäuden war daraufhin im Sommer eine Debatte über den Versicherungsschutz von Wohnhäusern in Bayern entstanden.

Genannt werden in der Antwort auch Überflutungen zum Beispiel bei Katastrophenfällen wie im Juli in der Region Ansbach und in mehreren unterfränkischen Landkreisen. Die Einsatzkosten für alle in der Antwort genannten Gebiete betrugen mehr als zwei Millionen Euro, wenngleich hinzu unzählige Tausend Stunden ehrenamtlicher Arbeit kommen. Zugleich haben sich Rettungskräfte aus dem Freistaat tatkräftig bei der Katastrophe in Rheinland-Pfalz eingebracht. Insgesamt waren 7276 Einsatzkräfte der sogenannten nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr vor allem im Landkreis Ahrweiler engagiert, wie Technisches Hilfswerk, Feuerwehren, Rotes Kreuz oder Malteser Hilfsdienst.

Die "gewaltigen Herausforderungen" durch die Klimakrise

Die Schadens- und Einsatzkosten in Bayern "liegen in Wirklichkeit noch viel höher", meint Johannes Becher, kommunalpolitischer Sprecher seiner Fraktion. So rügt er, dass der Überblick aus dem Ministerium Lücken aufweise, es fehlten "das Jahrhunderthochwasser in Landshut" oder Hunderte vollgelaufene Keller in Schwaben. Ihm und Fraktionschefin Schulze geht es aber vornehmlich um die "gewaltigen Herausforderungen", die im Zuge der Klimakrise zunähmen. Es brauche mehr Klimaschutz und Klimafolgen-Anpassungen, aber auch Investitionen in den Katastrophenschutz. Neben der Technik müsse ein Schwerpunkt auf Aus- und Fortbildung gelegt werden, zudem sehe man Verbesserungsbedarf bei der Nachsorge nach Einsätzen.

Zuletzt hatte eine kleine Gruppe von grünen Feuerwehrleuten und Hilfskräften ein Papier zu den Herausforderungen im Katastrophenschutz und Belangen von Ehrenamtlichen vorgelegt. Darin hieß es: "Ein noch besserer Blick muss auch auf die psychische Gesundheit gelegt werden", Angebote müssten ausgebaut und einfacher zugänglich werden. "Wir können nicht erwarten, dass die Helfenden uns immer helfen, auch sie können mal Hilfe benötigen." Im Dezember wollen die Grünen mit Hilfsorganisationen und Kommunen bei einem runden Tisch "die größten Probleme aus der Praxis ausfindig machen".

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte kürzlich angekündigt, dass Katastrophenschutz und die "völlig neuen Lagen" infolge von Starkregen kommendes Jahr ein Schwerpunkt seines Hauses sein werden. Einerseits gehe es etwa um verstärkte Katastrophenübungen ("üben, üben, üben") im Freistaat; andererseits will Herrmann als dann Vorsitzender der Innenministerkonferenz "Akzente setzen".

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