Ernteklau:Obstdiebe, miserablige

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100 Kilo Kartoffeln wurden jüngst in Heilsbronn vom Acker gestohlen. Die Diebe suchten sich auch noch die größten und schönsten aus, wie die Polizei mitteilte. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Immer öfter werden in Bayern Äpfel vom Baum und sogar Kartoffeln vom Acker geklaut. 100 Kilo verschwanden jüngst von einem Feld in Franken. Ein Glück für die Übeltäter, dass es zur Strafe keine Ohrfeigen mehr gibt.

Glosse von Katja Auer

Als der Bauer Rafenauer in Ludwig Thomas "Lausbubengeschichten" den Knaben Arthur ordentlich verhaut, da meint er einen von den Saububen, den miserabligen, gekriegt zu haben, die ihm immer die Äpfel stehlen. Hat er aber nicht, das sind der Ludwig und der Lenz, die sich im Gegensatz zum vornehmen Feriengast allerdings nicht erwischen lassen.

Und damit war es lange Zeit auch schon abgetan, das Thema. Wer das Obst aus Nachbars Garten klaute, der durfte sich halt nicht erwischen lassen. Dabei ist das Diebstahl, kein Kavaliersdelikt, aber das schreckt ganz offenbar nicht jeden potenziellen Räuber ab.

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Obstbauern klagen schon länger, am Bodensee zum Beispiel, dass Spaziergänger im Vorbeigehen ganz selbstverständlich eine Birne oder eine Handvoll Zwetschgen vom Baum pflücken. Kann ja so schlimm nicht sein, das bisschen. Bei einem Apfel pro Urlauber, kommen da allerdings schnell ein paar Millionen zusammen.

Und wer einen Obstbaum auf einer abgelegenen Wiese stehen hat, der kennt vielleicht die unschöne Überraschung, wenn nur noch drei letzte Mirabellen am Baum hängen, obwohl die Ernte gerade beginnen sollte.

In der Nähe von Heilsbronn waren gerade auch dreiste Diebe unterwegs. 100 Kilogramm Kartoffeln sollen sie vom Acker gestohlen und dabei noch die größten und schönsten ausgesucht haben, wie die Polizei eigens bemerkte. Die Zeiten werden rauer, Lebensmittel teurer, aber das ist noch lange kein Grund, sich das Essen einfach vom Feld oder vom Baum zu klauen.

Sogenannten Mundraub gibt es nicht mehr, diese Form des Diebstahls, die sich recht harmlos anhört, weil sie irgendwie nach hungrigen Mäulern klingt. Schon 1975 wurde der entsprechende Paragraf abgeschafft, jetzt ist es rein juristisch egal, ob jemand einen Pfirsich vom Baum klaut oder eine Hose in der Boutique einsteckt, Diebstahl ist Diebstahl. Und das gilt übrigens auch, wenn der Ast über den Zaun hängt.

Wem nun das Herz schmerzt, weil all das schöne Obst verkommt, aus dem sich so feine Marmelade kochen ließe, der achte auf das gelbe Band. Damit können Besitzer jene Bäume markieren, die sie selbst nicht abernten und diese so für die Allgemeinheit freigeben. Dann muss man auch nicht wegrennen, wenn der Bauer über die Wiese kommt. Ist ja nicht jeder so schnell wie der Ludwig und der Lenz.

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