Heilige Drei Könige:Was schon die Weisen wussten

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Die Anbetung der Könige im Diözesanmuseum Freising. Hier die prachtvoll ausgestattete Krippe aus Neapel (2. Hälfte 18. Jahrhundert / 1. Hälfte 19. Jahrhundert) mit dem alten König als Vertreter Europas (rechts). (Foto: Thomas Dashuber / Diözesanmuseum Freising)

Wie im Laufe der Jahrhunderte aus Sternendeutern aus dem Morgenland Könige wurden - und was das mit dem prallen Leben in Neapel zu tun hat.

Von Evelyn Vogel

Für die einen ist Epiphanias, die Erscheinung des Herrn, ein christliches Hochfest, das feierlich begangen wird. Für die anderen ist der 6. Januar ein gesetzlicher Feiertag, der dem Menschen je nach Alter schlichtweg einen freien Tag beschert oder das nahende Ende der Weihnachtsferien verkündet. Früher wurde der Drei-Königs-Tag in manchen Regionen Deutschlands auch verächtlich "Holzschuhfeiertag" genannt. War es, weil man da die guten gegen derbe Schuhe tauschte und für sich selbst statt für den Arbeitgeber arbeitete? War es der Neid, weil da im eigenen Bundesland kein Feiertag war?

Wie auch immer, die Zeit, in der man Holzschuhe trug, ist längst vorbei. Heute ist es eher Brauch, dass die Feiertägler zum Shoppen zu den feiertagslosen Nachbarn fahren. Epiphanias kennen sie oft nur noch als Brauch, bei dem jugendliche Sternsinger als Caspar, Melchior und Balthasar von Haus zu Haus gehen und ein C+M+B gefolgt von der jeweiligen Jahreszahl an Türrahmen schreiben.

Die Vätergeneration repräsentiert oft der König aus Asien, hier in der neapolitanischen Krippe. (Foto: Thomas Dashuber)
Der Vertreter aus Afrika wird häufig als der junge König dargestellt, so auch in der neapolitanischen Krippe im Freisinger Diözesanmuseum. (Foto: Thomas Dashuber)

Doch wer waren diese drei Gestalten, die unter dem Titel "Heilige Drei Könige" bekannt sind? Im Matthäusevangelium heißt es: "Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: 'Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.'"

Diese Huldigung oder auch "Anbetung der Könige" ist eine der zentralen Szenen in jeder Krippendarstellung. Ob auf Gemälden oder in gebauten Krippen mit Mensch und Tier aus Ton, Metall oder Papier: Meist stehen oder knien die drei Könige direkt bei Maria und dem Kind, während die Hirten mit ihren Tieren oft zur einen Seite dargestellt sind, das Volk und deren Alltag zur anderen. Das ist nicht nur schön zu sehen in der reichen Krippensammlung des Bayerischen Nationalmuseums in München, sondern auch in der Sonderausstellung, die derzeit im Diözesanmuseum Freising zu erleben ist.

Die "Sterndeuter", "Magier" oder auch "Weisen aus dem Morgenland" wurden also angeblich durch den Stern von Bethlehem geleitet. Bis heute wird unter Astronomen debattiert, ob es sich um eine besondere Planetenkonstellation, eine Supernova oder einen Kometen gehandelt haben könnte. Und manch einer schaut am 6. Januar besonders intensiv in den Sternenhimmel. Ein großer Stern gehört denn auch zu fast jeder Krippe. Mitunter hängt auch ein Komet mit einem riesigen Schweif über der Krippe, wie beim Meister der Blutenburger Apostel aus dem 15. Jahrhundert, die gerade in Freising gezeigt wird.

Die Anbetung der Könige in einer Darstellung des Meisters der Blutenburger Apostel, München um 1480/90. (Foto: Thomas Dashuber)

Ihre Geschenke waren von Anfang an Gold, Weihrauch und Myrrhe. Diese, so erklärt Christoph Kürzeder, der Leiter des Freisinger Diözesanmuseums, stünden symbolisch für die Natur Jesu: "Weihrauch für den Gott, Gold für den König und Myrrhe für den sterblichen Menschen." Auch ihre Abbildung als Jüng­ling, Erwachsener und Greis hat Tradition, sie steht symbolisch für die drei Lebensalter des Menschen. Doch weder war anfangs die genaue Zahl der Gabenbringer festgelegt noch ihr Stand. Prachtvoll und exotisch waren sie aber seit je. "Ihre Pracht", so Kürzeder, "wird umso deutlicher als Gegenpol zur Nacktheit des Kindes, der Armut der Krippe, der Hirten und der Bevölkerung".

Dann wurden sie zu Königen. Und was für welche! Sie und ihr Gefolge sind aufwendig ausgestattet. Samt und Seide, Brokat und Pelz, Perlen, Schnüre und Kordeln zieren ihre Kleidung und Hüte, letztere sahen anfangs eher wie phrygische Mützen aus. Bald sind es nicht nur mehr drei Männer, sondern ein ganzer Triumphzug, der da anrollt. Sie reiten auf Pferden, führen Kamele oder auch Elefanten mit sich. Ihre Dienerschar wird immer größer und immer exotischer. Auch davon zeugt die Freisinger Ausstellung.

Inzwischen waren die Gabenbringer auf drei reduziert, wegen der drei Geschenke. Auch ihre Herkunft konkretisierte sich: Sie standen stell­ver­tretend für die drei damals bekannten Konti­nente Afrika, Asien und Europa und sollten zeigen: Die ganze Welt kommt zu dem Sohn Gottes, um ihm zu huldigen. Und sie erhielten ihre Namen: Caspar, Melchior und Balthasar. Erst von der Renaissance an wurde der Vertreter Afrikas mit dunkler Hautfarbe dargestellt. In der Freisinger Krippenausstellung finden sich einige wenige Beispiele, in denen alle drei Könige noch mit heller Hautfarbe dargestellt sind.

Eine Papierkrippe im Schrein von Wenzel Fieger, Trebitsch in Mähren, spätes 19. Jahrhundert. (Foto: Thomas Dashuber)

Was bei späteren Darstellungen immer wichtiger wird, ist die fremde Welt mit der eigenen Lebenswirklichkeit zu verbinden. Das macht die Tiroler oder die Mährische Krippe mit ihren aus Papier ausgeschnittenen Figuren und Szenerien ebenso wie die aufwendig geschnitzten aus München oder Oberammergau. Auch hier sind die neapolitanischen Krippen bezeichnend. Christoph Kürzeder erklärt: "Neapel war damals nicht nur eine reiche Hafenstadt, sondern eine Weltstadt. Der prachtvolle königliche Zug im 18. Jahrhundert repräsentiert die feudale und reiche Gesellschaft, das Weltläufige, die Möglichkeit zu reisen, die exotische Kultur. Mit der Kleidung und dem Schmuck der Könige und ihres Gefolges zeigt man, dass man Geld und Geschmack hat."

Die Welt der Hirten ist hingegen ärmlich. Arm wird auch die Stadtbevölkerung dargestellt. Doch es herrscht ein dichtes Gedränge mit Markt- und Straßenszenen. Die Gaben hier sind nicht Gold, Weihrauch und Myrrhe, hier wird gehurt, gerauft und gesoffen. Schlichtweg das pralle Leben, wie es auch an einem Drei-Königs-Tag tobt.

Krippenausstellung, bis 2. Februar, Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Diözesanmuseum Freising

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